Das älteste Gasthaus Lindenthals war eine Institution, bis es mehrere Jahre leer stand. Nun hat es Mark Junglas wiederbelebt.
Henns GeschmackssacheIm „Marienbildchen“ in Köln-Lindenthal wird wieder gekocht

Das „Zum Marienbildchen – Leev Marie“ bietet wieder Gastlichkeit in Lindenthal.
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Immer wieder erzählt mein Vater, dass er im „Marienbildchen“ früher so gern Karneval gefeiert hat: „Es gab lecker Leberwurstbrote und Kölsch!“ Als ich dann einmal mit ihm hin wollte, war es dicht, mehrere Jahre stand es leer. Die Freude war groß, als es Anfang April als „Zum Marienbildchen – Leev Marie“ wiedereröffnete.
Hutzelig steht das älteste Gasthaus Lindenthals mit der Marienstatue über seinem Eingang da, geradezu eingequetscht zwischen größeren, moderneren Bauten, so dass man fast Mitleid mit ihm bekommt. Diese Hutzeligkeit setzt sich im engen Inneren mit seinen niedrigen Decken fort. Mark Junglas (38) hat es renoviert, der alte Charme blieb erhalten.
Die Speisekarte bietet zwei Vorspeisen, sechs Hauptgerichte (eines vegan), sechs Beilagen, zwei Gerichte für die Pänz, sowie ein Wochenangebot mit vier Spargelspeisen und dem einzigen Dessert. Ausführlich werden die Lieferanten vorgestellt: Kartoffelkult. Metzgerei Esser, Philipp‘s Wagyu, Prôt, Heilandt Kaffee, Gut Clarenhof. Find ich prima, denn ohne gute Produkte kein gutes Essen. Der gelernte Metzger Junglas scheint das zu leben, auch wenn es natürlich dazu führt, dass die Preise hier über normalem Gaststätten-Niveau liegen.
„Beim Himmel un Ääd sind uns die Äpfel ausgegangen“, erklärt die nette Bedienung. Schade, denn die hausgemachte Blutwurst hätte ich gerne probiert. Los geht es dann mit „Marki’s Markklößchensuppe“, die zwar drei feste Klößchen, aber ansonsten erstaunlich wenig Geschmack aufweist, ja geradezu wässrig wirkt. Beim Tatar vom Wagyurind schmeckt man die gute Fleischqualität, allerdings ist es albern, die Schale des Wachteleis als Deko obenauf zu legen, und eine Scheibe Brot hätte es gerne dazu sein dürfen.

Schale als Deko: Tatar vom Wagyurind.
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Auf den Hauptgang heißt es lange warten, obwohl das „Marienbildchen“ nicht voll ist. Das Schnitzel vom Duress Freilandschwein ist groß, recht dick, üppig paniert und kross – bis auf die Oberseite, die mit der gut abgeschmeckten Jägersauce nappiert wurde. Warum bloß? Zudem ist es für einen Saucenfreak wie mich viel zu wenig an Flüssigem. Das dazu bestellte Püree hat einen wunderbaren Kartoffelgeschmack, aber es mangelt an Salz und mehr Butter hätte ihm auch gutgetan. Kleine, vermeidbare Fehler. Das trifft auch auf die Pommes zu, denen es an Knusprigkeit mangelt. Fehlerlos dagegen die Beilage in Form von Dicken Bohnen mit feinem Biss und Speck, genau so kenne ich sie von meiner Oma Trina.

In der schön gestalteten Gaststätte kommen Klassiker auf den Tisch.
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Die zwei Scheiben Rinderbraten vom Charolaisrind aus Erkelenz hätte sie allerdings bedeutend zarter hinbekommen, und die Biersauce ausdrucksstärker. Ein bisschen weiches Wurzelgemüse gibt es obenauf, mehr Deko als substanzielle Beilage.
Der einzigen Nachspeise fehlt es an Profil: Windbeutel mit Vanillecreme und marinierten Erdbeeren. Die luftige Creme schmeckt kaum nach Vanille, die Erdbeeren nicht mariniert, und obwohl Desserts nicht zwangsläufig betont süß sein müssen, ist dieses bis auf die Erdbeeren freudlos unsüß.

Mehr Süße gewünscht: Windbeutel mit Erdbeeren und Vanillecreme.
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Sieben offene Weine gibt es zwischen 6,50 und 9 Euro (0,2 l), aus Deutschland sind drei schöne von Weedenborn dabei. Gaffel Kölsch, Wiess, und Bayreuther Hell laufen vom Fass. Nur Kartenzahlung.
Fazit: Gemütliche Gaststätte, kleine Karte mit deutschen Klassikern, top Zutaten, daher ein wenig höherpreisiger. Etwas mehr Augenmerk auf Details wäre nötig.
Bewertung: 3/6
Henns Auswahl
Marki's Hausgemachte Markklößchensuppe // 11,90 Euro
Tatar vom Wagyurind // 18,90 Euro
Schnitzel // 18,90 Euro (Jägersauce 3,50 Euro extra)
Alle Beilagen wie Pommes, Kartoffelpüree, Dicke Bohnen // 5,60 Euro
Rinderbraten auf Biersauce // 23,90 Euro
Windbeutel mit Vanillecreme und Erdbeeren // 12,90 Euro
Zum Marienbildchen, Falkenburgstraße 21, 50935 Köln, geöffnet So bis Do 17 - 23 Uhr , Fr und Sa 17 - 24 Uhr, www.zum-marienbildchen.de