In Kölns ältestem Muschelhaus tischt man Brauhaus-Portionen auf. Was man hier am besten bestellt.
Henns GeschmackssacheIm „Bier-Esel“ sollte man zu herzhaften Gerichten greifen

Beim Bier-Esel in der Kölner Innenstadt trifft der „Kulinarische Institution“ zu.
Copyright: Alexander Schwaiger
Mit einem Begriff wie „Kulinarische Institution“ sollte man vorsichtig umgehen, aber bei Kölns ältestem Muschelhaus trifft er definitiv zu. Etliche Varianten mit der Meeresfrucht gibt es hier, wobei fast immer Weißwein, Wurzelgemüse und Zwiebeln mit im Topf sind. „Thailändisch“ ist mit roter Curry-Kokos-Sauce, „italienisch“ mit Tomatensauce, Oliven und Kapern, „spanisch“ mit Thymian und Jalapenos.
Eine kleine Info muss ich dringend vorausschicken: Die Miesmuschel-Saison ist seit Ende März vorbei und beginnt erst wieder im September. Aber im Bier-Esel stehen eben noch viel mehr Klassiker auf der Speisekarte. Den Suurbrode gibt es hier vom Rind, die Schweinenierchen werden süßsauer serviert, imposant ist die knusprig gegrillte Schweinehaxe mit ihren etwa 1200 Gramm.

„Jetzt trink mal schnell das Kölsch aus, mein Lieber, wir sind hier nicht zum Spaß!“
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Vorsicht, Brauhausportionen!
„Jetzt trink mal schnell das Kölsch aus, mein Lieber, wir sind hier nicht zum Spaß!“, verlangt der Kellner, als ich das Essen bestellen will. Wird erledigt. Vom Fass läuft Sünner, zudem gibt es ein gutes Dutzend Weine fast ausschließlich deutscher Provenienz, darunter Spitzengüter wie Dr. Wehrheim, Robert Weil, von Othegraven, oder Meyer-Näkel. Als er später den Wein einschenkt, sagt er zu meiner Begleitung „Und du verrätst mir jetzt, was du schmeckst.“ Diese erwidert: „Ich verrate dir sogar, welche Farbe die Socken vom Winzer haben.“ Er grinst.

Opulenter Start: Reibekuchen mit gebratener Blutwurst
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Das erste Gericht ist eines, das es hier nur Dienstag bis Donnerstag gibt: Rievkooche. Die drei sind glühend heiß, an den Rändern tüchtig dunkel und daher extrem knusprig. In Kombination mit gebratener Blutwurst (mit Apfelkompott, Matjes, Räucherlachs und Rindertatar gibt es sie auch) sowie vielen Schmorzwiebeln, Schwarzbrot und Butter ist das ein opulenter und leckerer Start. Der Kellner hatte mich gewarnt „Das ist eine ordentliche Menge, wir haben hier Brauhausportionen, nimm lieber vorher nur einen Metthappen.“ Aber ich bin ja nicht zum Spaß hier, sondern zum Testen.

Unter vielen Zwiebeln, Karotten und Petersilie finden sie sich - die Muscheln.
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Mit Brauhausportion meinte er zum Beispiel die Muscheln, und er hatte Recht. Unter vielen Zwiebeln, Karotten und Petersilie finden sie sich, fast alle geöffnet. Die Qualität ist ordentlich, allerdings ist vom Weißwein weder etwas zu riechen noch zu schmecken.
Kaiserschmarrn zu fettig und geschmacklos
Das Schnitzel „Jäger Art“ vom Schwein ist knusprig paniert, auch die dazu gereichten Pommes sind kross, zudem sehr salzig, was aber enttäuscht ist die belanglose Sauce mit wenigen ebenso belanglosen Pilzen darin.
Erfreulicher fallen die Decke Bunne mit gekochtem Speck und Salzkartoffeln aus. Viel Bohnenkraut dominiert den Geschmack, und auch diese Portion ist groß und heiß.

Erfreulich fallen die Decke Bunne aus.
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Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier viele Desserts bestellt werden, aber es gibt sie auf der Karte. Der Kaiserschmarrn ist allerdings der schwächste, den ich je serviert bekam. Ausgesprochen fettig, dazu fehlt es an ausreichend Puderzucker, die gesprühte Sahne ist geschmacklos, einzig das Pflaumenkompott gerät passabel. Also vielleicht lieber bei den herzhaften Speisen bleiben. Plätze gibt es drinnen wie draußen - wo ein Schild mit einem gezeichneten Kellner steht sowie der Warnung „Achtung 10 km/h“.
Fazit: Kölsche Institution in der es Muscheln gibt, aber auch vieles andere. Nicht alles gelingt, aber insgesamt solide.
Bewertung: 3 von 6
Bier-Esel, Breite Straße 114, 50667 Köln, geöffnet dienstags bis donnerstags 12-21.30 Uhr, freitags und samstags 12-22 Uhr, Telefon: 0221 / 257 60 90, www.bier-esel.com

Plätze gibt es auch draußen beim Bier-Esel.
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Henns Auswahl:
Schnitzel „Jäger Art“ // 20,90 Euro
Decke Bunne mit Speck & Salzkartoffeln // 17,90 Euro
Reibekuchen mit gebratener Blutwurst // 15,50 Euro
Muscheln „Belgische Art“ mit Pommes Frites & Joppie Sauce // 29,90 Euro
Kaiserschmarrn // 9,90 Euro