Gute Nachrichten: Den Feldhasen in der Eifel geht es gut. Dank des trockenen Frühjahrs dürften viele Jungtiere einen guten Start gehabt haben.
NaturschutzIm Kreis Euskirchen hat der Feldhase nicht nur zu Ostern Saison

Kein seltener Anblick auf den Feldern im Kreis Euskirchen: der Feldhase.
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Kein Zweifel, der Hase hat Konjunktur. Derzeit trifft man ihn vor allem im Supermarkt, meist lila oder goldfarben verpackt. Aber wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht auch den echten Feldhasen ziemlich häufig. Die Besätze, so der waidmännische Fachausdruck, haben sich erholt nach Jahren, als Meister Lampe fast auszusterben drohte, und scheinen jetzt stabil, wenn auch auf niedrigerem Niveau als noch vor einigen Jahrzehnten (siehe „NRW ist Hasenland“).
Was aber macht dem Hasen das Leben schwer? Oder andersherum gefragt: Was kann man tun, um ihm das Leben leichter zu machen? Für Bruno Lantzerath, den stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Euskirchen, steht die Jagd auf die Prädatoren, also die Beutegreifer, weit oben auf der Liste. Vor allem dem Fuchs rücken die Jäger zu Leibe.
Von der Jagd auf Füchse profitiert der Feldhase
Ein Thema, das zuverlässig Kritiker auf den Plan ruft. Dass der Effekt der Fuchsbejagung begrenzt ist, räumt auch Lanzerath ein: „Wir stellen fest, dass wenn wir einen Fuchs erlegt haben, nach kaum einer Woche ein anderer nachgerückt ist.“ Das liege auch daran, dass in den waldreichen Eifelrevieren kaum Jagd auf Meister Reineke gemacht werde. Dort sei er als Mäusefänger eher gern gesehen.
Auch der Deutsche Jagdverband nennt „intensive Raubwildbejagung“ als einen der Faktoren, die dem Hasen nutzen. Neben dem Fuchs geht es dabei auch um Marder und Rabenkrähe.
Der Feldhase braucht eine strukturreiche Landschaft mit Rückzugsräumen.
Florian Dreesbach, Vorsitzender des Hegerings Zülpich, betont vor allem den Einfluss der Landwirtschaft auf den Lebensraum des Hasen. Der ist zwar eigentlich ein Steppenbewohner, doch die Agrarsteppe bekommt ihm dann doch nicht. „Der Feldhase braucht eine strukturreiche Landschaft mit Rückzugsräumen“, sagt Dreesbach. Kleine Ackerparzellen, dazwischen Streifen und Inseln mit Kräutern und blühenden Wildpflanzen – das nutze nicht nur dem Hasen, sondern auch dem Rebhuhn, dem Kiebitz und vielen anderen Tieren.

Gleich hinterm Haus: Bruno Lantzerath braucht nicht weit zu gehen, wenn er Feldhasen sehen will.
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Es habe sich viel getan in den vergangenen Jahren, berichtet Dreesbach, der selbst Landwirt ist. Die Zeiten, in denen Hasen und Bodenbrüter mit Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln totgespritzt wurden, seien vorbei. Es gebe Zuschüsse für Brachflächen und Randstreifen, die nicht bewirtschaftet würden, Zwischenfrüchte wie Senf oder Rettich seien vorgeschrieben. Aber der Zülpicher macht sich keine Illusionen: „Wir Bauern können das Rad nicht zurückdrehen.“
Lantzerath, der ebenfalls Landwirt ist, weist auf einen weiteren Effekt der immer größeren Maschinen mit immer breiterem Arbeitsgerät hin: „In den Fahrgassen kann der Fuchs trockenen Fußes durchs Getreide schnüren, auch wenn die Halme nass sind.“
Nässe und Kälte können für Jungtiere tödlich sein
Bisher allerdings war das Frühjahr ja eher trocken, was den Hasen zugutegekommen sein dürfte. Die ersten Jungtiere dieses Jahres sind schon als sogenannte Dreiläufer, Halbwüchsige gewissermaßen, auf den Wiesen und Feldern zu sehen. Drei- oder viermal setzt die Häsin Junge. Weil sie nicht in einem Bau zur Welt kommen, sondern in einer flachen Mulde, Sasse genannt, sind sie der Witterung ausgesetzt. Nässe und Kälte können da schnell tödlich sein. Die kleinen Tiere sind leichte Beute auch für Graureiher und Hauskatzen.
Wenn sie denn die ersten Lebenswochen gut überstanden haben, lauert eine weitere tödliche Gefahr: der Straßenverkehr. Und neben Tularämie und Brucellose droht nun auch die Myxomatose. Die Seuche, bisher als Kaninchenpest bekannt, breitet sich unter den Feldhasen immer stärker aus. „Bei uns im Kreis sind bisher zum Glück keine Fälle aufgetreten“, sagt Bruno Lantzerath. Jäger, die einen toten Hasen finden, sollten das dem Landesjagdverband melden. Totfunde oder Tiere, die krank erlegt worden sind, sollen zur Untersuchung eingeschickt werden.
Bleibt die Frage, warum bei all diesen Gefahren auch noch Hasen gejagt werden. „Wer gewissenhaft jagt, schaut genau hin, ob der Besatz eine Bejagung hergibt“, stellt Lantzerath klar. Dreesbach stimmt ihm zu: „Es schießt sich doch keiner den Besatz kaputt.“
Ohnehin würden nur noch in wenigen Revieren Treibjagden veranstaltet. Und es sei durchaus üblich, die Strecke, also die Zahl der geschossenen Tiere, zu begrenzen: „Wenn 20 Hasen erlegt wurden, wird Schluss gemacht.“ Lantzerath führt ein weiteres Argument ins Feld: Gerade angesichts der Seuchengefahr sei es sinnvoll, den Bestand auszudünnen.
Nordrhein-Westfalen ist ein Hasenland
In Deutschland gibt es durchschnittlich 19 Hasen pro Quadratkilometer Offenland, also auf Feldern und Wiesen, wie der Deutsche Jagdverband (DJV) vermeldet hat. Das seien damit genau so viele Hasen wie im Jahr zuvor. Dieser Wert sei aber der höchste seit dem Beginn des Monitorings vor mehr als 20 Jahren.
In rund 400 Referenzgebieten wird jeweils im Frühjahr und im Herbst gezählt, daraus errechnet sich die Zuwachsrate. Die lag im vergangenen Jahr bundesweit bei acht Prozent und damit deutlich unter der des Vorjahres.
In Nordrhein-Westfalen ist der Hasenbesatz dazu überdurchschnittlich groß. Hier wurden 29 Langohren pro Quadratkilometer gezählt. Und auch der Zuwachs lag mit 15,2 Prozent über dem Durchschnitt.