Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

100 Ideen für KölnWie der Neumarkt sein Image verbessern könnte

Lesezeit 3 Minuten
Christiane Woopen steht vor einem Bücherregal und lächelt in die Kamera.

Medizinethikerin Christiane Woopen (Archivbild)

Die Kölner Medizinethikerin Christiane Woopen hat eine Idee, wie der Neumarkt vom Schandfleck zum Ort des konstruktiven Austauschs wird.

Was ist meine Idee für Köln?

Ich schlage vor, aus dem Neumarkt einen öffentlichen Gesprächsraum zu machen, einen „Markt der neuen Ideen“. Als Vorbild gibt es einen legendären Ort des Dialogs im öffentlichen Raum: „Speakers‘ Corner“ am Hyde Park in London. Wer will, kann hier seine Ansichten zur Diskussion stellen. Der Neumarkt, der zurzeit vor allem als Schandfleck von sich reden macht, würde so zu einem Ort der Begegnung, offen für alle: Das könnten Jugendliche sein mit einem Anliegen, das sie besonders beschäftigt; ältere Menschen, die sich sonst nicht gehört fühlen; alle Menschen, die persönliche Debatten lieben; und auch Prominente, die mal in einem anderen Format als einer Talkshow sprechen möchten.

Der Grundgedanke wäre immer derselbe: Sich zu Wort melden. Zuhören, was andere zu sagen haben. Diskutieren auch mit denen, die eine völlig andere Meinung haben. Und erfahren, dass man nach einer Kontroverse schlauer ist als vorher.

Alles zum Thema Demonstration Köln

Warum wäre meine Idee gut für Köln?

Der Neumarkt ist durch den ÖPNV bestens angebunden. Sich hier zu versammeln ist einfach – aber derzeit nicht sonderlich attraktiv. Zudem gibt es viel „Laufkundschaft“, die sich im Vorbeigehen vielleicht mal von einem Thema faszinieren lässt und verweilt. Als Ort der freien Rede und des Austauschs über Themen, die die Menschen beschäftigen, bekäme der Neumarkt neue Strahlkraft. Und ich glaube, gerade in der aktuellen Situation mit der Polarisierung der Öffentlichkeit einerseits und dem Rückzug in die eigenen Echokammern andererseits braucht es solche Orte.

Die Kölner sind bekanntlich neugierig und offen für den Dialog. Ein „Markt der neuen Ideen“ wäre unterhalb einer Demonstration mit Anmeldung und Genehmigung angesiedelt, also eine einfache, niedrigschwellige Form, ein bestimmtes Anliegen in einem festen Format vorzutragen.

Wie könnte die Umsetzung gelingen?

Es braucht ein Mindestmaß an Organisation und Gestaltung. Die Stelle auf dem Neumarkt für den „Ideenmarkt“ müsste deutlich gekennzeichnet und schön gestaltet sein – als Einladung zum Dialog.

Wichtig sind einige – wenige – Regeln: Zum Beispiel darf niemand abgekanzelt oder niedergebrüllt werden. Der Umgang muss respektvoll sein, der Inhalt sachbezogen und im Rahmen des rechtlich Zulässigen. Raum für Emotionen darf und muss es geben, nur eben nicht die Wut und den Hass, wie wir es leider in den sozialen Medien erleben.

Welche Ressourcen oder Beteiligten braucht es dafür?

Die Stadt Köln müsste einen schönen, einladenden Ort gestalten – dazu braucht es nicht viel. Ein kleines Organisationsteam, am besten Freiwillige im Ehrenamt, könnten die Begleitung vor Ort gewährleisten und sogar eine Webseite aufbauen oder eine App bereitstellen lassen.

Vielleicht ließen sich die Kreissparkasse, die AOK oder andere Anlieger als Kooperationspartner gewinnen, die den Diskutanten bei schlechtem Wetter auch mal ein Dach über dem Kopf gewähren.