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100 Ideen für KölnUnternehmerin fordert Patenschaften für den öffentlichen Raum

4 min
Der Karl-Berbuer-Platz im Kölner Severinsviertel

Der Karl-Berbuer-Platz im Kölner Severinsviertel

Die Stadt Köln hat viele kleine Plätze, die Liebe gebrauchen könnten. Freiwilliges Engagement könnte dabei helfen, sie zu aufzuwerten.

Unternehmerin Bettina Levy schlägt die Förderung privaten Engagements vor, um die Stadt wieder lebens- und liebenswerter zu machen. 

Was ist meine konkrete Idee für Köln?

Ich schlage Patenschaften für den öffentlichen Raum vor. Mancherorts gibt es das bereits: Bürgerinnen und Bürger pflegen bepflanzte Areale entlang der Straßen oder sorgen für die dringend nötige Bewässerung von Bäumen. Darauf könnte man wunderbar aufbauen – und wer mit offenen Augen durch Köln geht, dem fallen sehr, sehr viele Orte auf, um die sich „einfach mal jemand kümmern“ müsste. Ich denke zum Beispiel an den Yitzhak-Rabin-Platz in der Südstadt, ein kleines Areal zwischen Roonstraße und Hohenstaufenring.

Dort hat die Stadt Köln vor Jahren einen gestalteten Raum geschaffen, der sich mit der Zeit verändert hat. Nicht unbedingt zum Besseren, wie an so vielen Stellen in Köln. Jetzt käme es darauf an, dass Anlieger, Nachbarn, Ladeninhaber, vielleicht auch ein Verein sagt: Wir machen diesen Ort zu unserer Sache. In Amerika gibt es schon lange ein etabliertes, weit entwickeltes Patenschaftssystem. Das hat auch damit zu tun, wie die Kommunen dort organisiert und wie sie ihre Finanzmittel einsetzen. Spielplätze werden in den US-Städten und Gemeinden fast ausschließlich durch private Spenden errichtet und unterhalten. Ich will damit die Kommunen bei uns nicht aus ihrer Verantwortung für die Daseinsvorsorge herausnehmen. Aber müssten wir nicht in Zeiten absehbar knapperer Kassen und immer geringeren Mitteln für die sogenannten „freiwilligen Leistungen“ zusehen, dass wir die Freiwilligkeit aller stärken, die sich einbringen können und wollen?

Warum wäre die Umsetzung dieser Idee gut für Köln?

Durch das sichtbare Engagement von Patinnen und Paten für den öffentlichen Raum würde die Stadt ein Stück lebens- und liebenswerter. „Einbeziehung“ ist ja nicht von ungefähr ein Schlüssel für Miteinander und sozialen Zusammenhalt. Ich muss aber eines vorausschicken: Patenschaften können nur funktionieren, wenn eine Grundvoraussetzung gegeben ist: Die Stadt muss insgesamt sauberer und sicherer werden. Wir können noch so viele gute Ideen für Köln haben – ohne mehr Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen Raum werden wir es nicht hinbekommen.

Für die Einzelnen ist das natürlich eine Überforderung. Privatleute können das nicht leisten, schon gar nicht in einer Führungsrolle. Da muss zuerst und vor allem die Stadt ran. Wenn ich das auf den Paten-Gedanken beziehe, müsste der neue Oberbürgermeister, die neue Oberbürgermeisterin gleich auch der „erste Pate“, die „erste Patin“ Kölns werden – und das für einen neuralgischen Platz wie den Neumarkt. Natürlich ist der/die OB letztverantwortlich für jeden Quadratmeter Köln. Aber es wäre ein Schritt mit Symbolwirkung, dem dann andere Kölnerinnen und Kölner folgen könnten.

Wie könnte die Umsetzung gelingen?

Wer sich für eine Patenschaft interessiert oder eine Idee für eigenes Engagement hat, müsste sich dafür niedrigschwellig registrieren können, zum Beispiel auf einer Webseite der Stadt. Dort könnten Privatpersonen sich eintragen, aber auch Geschäftsleute oder Institutionen. Der Schlüssel für alles ist – räumliche Nähe. Ich komme auf mein Beispiel Yitzhak-Rabin-Platz zurück: Hier könnten Nachbarn ein monatliches Treffen organisieren oder eine Art Info-Börse aufbauen.

Natürlich sollen Patinnen und Paten auch etwas von ihrem Engagement haben. Wer zum Beispiel etwas spendet, sollte in geeigneter Form namentlich genannt werden. Geld- oder Zeitspender könnten auf einer Tafel an Ort und Stelle genannt werden. Sachspender würden am besten mit einem Schildchen an dem Gegenstand verewigt, den sie beigesteuert haben. Alles nach dem Motto: Tu Gutes – und mach es sichtbar!

Welche Ressourcen oder Beteiligten braucht es dafür?

Das Schöne an meiner Idee ist, dass sie sich sehr leicht realisieren lässt. Wenn die erwähnte Plattform für eine Registrierung der Paten und die Administration ihrer Patenschaftsangebot steht, kann es direkt losgehen. Kleiner Ausblick: Die Patenschaftsidee ist fast beliebig erweiterbar – zum Beispiel auf politisch-gesellschaftliche Anliegen.

Aufgezeichnet von Joachim Frank

Zur Person

Bettina Levy ist gebürtige Kölnerin, Unternehmerin und engagiert sich ehrenamtlich als Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln.


Zur Serie „100 Ideen für Köln“

„100 Ideen für Köln“ ist die neue Serie des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die der Stadt neue Impulse verleihen soll: „100 Ideen für Köln“. Was muss passieren, damit die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Strahlkraft in die Region zukunftsfähig bleibt? Was ist dringend zu verbessern? Was fehlt in dieser Stadt? Im Vorfeld der Kommunalwahl am 14. September sammeln wir besten Vorschläge, Lösungen und Visionen – auch als Inspiration für die künftige Stadtspitze.