Der Maifisch hat in Köln eine große Tradition. Doch er war ausgestorben – ein Projekt will die Fischart im Rhein wieder ansiedeln.
Gemeinschaftsprojekt50.000 Maifischlarven in Poll ausgesetzt – Fisch soll wieder heimisch werden

Ein länderübergreifendes Zeichen für die Artenvielfalt (v.l.): Staatssekretär Erwin Manz aus Rheinland-Pfalz, NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen, Staatssekretär Daniel Köfer aus Hessen und der Präsident des Rheinischen Fischereiverbandes Uli Beyer setzen Maifischlarven im Rhein aus.
Copyright: Alexander Schwaiger
Unter der Rodenkirchener Autobahnbrücke in Poll bot sich am Donnerstagmorgen ein ungewöhnlicher Anblick: Politiker trugen Gummistiefel zu Blazer und Anzug und versammelten sich mit zwei Schulklassen am Rheinufer. Sie kamen dort zusammen, um ein Projekt zur dauerhaften Wiederansiedelung des Maifisches im Rhein zu feiern und dabei Maifischlarven auszusetzen.
Die einst in Westeuropa sehr verbreitete Heringsart war unter anderem wegen Wasserverschmutzung, Überfischung und Wanderhindernissen aus dem Fluss verschwunden. Seit 2007 werden im Rahmen des Maifischprojektes Fischlarven im Rhein ausgesetzt, um den natürlichen Bestand der Heringsgattung zurückzubringen – mit Erfolg, wie NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) bei der Feier in Poll betonte: „Mittlerweile können wir erste erwachsene Tiere beobachten, die im Rhein laichen.“
In Poll hat der Maifisch Tradition
Gemeinsam mit den Staatssekretären Erwin Manz aus Rheinland-Pfalz und Daniel Köfer aus Hessen, deren Ministerien das Maifischprojekt unterstützen, setzte Gorißen rund 50.000 Maifischlarven im Fluss aus, „um zu zeigen, wie wichtig die Biodiversität bei uns im Rhein ist“. Kinder zweier Poller Grundschulen halfen bei der Aktion mit.
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In Poll hat der Maifischfang Tradition: Bereits vor hunderten von Jahren haben Poller Fischer Köln und die umliegenden Dörfer mit ihrem Fang versorgt, erzählt Hans Burgwinkel vom Verein Poller Maigeloog. Der Verein hat sich dem Erhalt des Poller Maifestes verschrieben – und damit auch dem Maifisch, denn das Fest entstand laut Burgwinkel aus der Tradition des Maifischfangs: Bei den Feierlichkeiten wurde der Fisch frisch in Poll verspeist. Sein Verkauf brachte viel Geld ein, weil das Tier in so großen Mengen vorhanden war. „Im späten Frühjahr kam der Maifisch den Rhein in Massen hochgeschwommen“, erzählt Burgwinkel. „Es gab sogar eine Zeit, da konnte man ihn mit Eimern aus dem Wasser fischen.“
Das Projekt startete im Kölner Süden
Doch die Heringsart wurde immer seltener. Als 2003 die heutige Alosa Umweltschutzstiftung aus Köln ein Förderprojekt initiieren wollte, schlug das Poller Maigeloog den Maifisch vor.
Die ersten Untersuchungen für das Maifischprojekt starteten im Bootshaus der Universität zu Köln am Marienburger Rheinufer. Viele Jahre förderte die EU das Vorhaben. Heute ist es ein länderübergreifendes Projekt mit Partnern in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg sowie anderen Organisationen aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. „Man kann wirklich von einem europäischen Projekt sprechen“, sagte Gorißen. „Das zeigt, wie Gemeinschaft auch über Grenzen hinweg funktioniert.“
Die Maifischlarven für den Populationsaufbau im Rhein kommen aus einer Zucht am Fluss Garonne in Frankreich. Dort werden jährlich Elterntiere entnommen und künstlich zum Ablaichen gebracht. So sollen jedes Jahr etwa eine Million Maifischlarven für den Besatz im Rhein gewonnen werden.
Das Artenspektrum im Rhein soll wiederhergestellt werden
Der Rheinische Fischereiverband koordiniert den Besatz im Rhein und führt sie gemeinsam mit Partnern entlang des Flusses aus. Andreas Scharbert, Projektleiter und Biologe beim Verband, erklärt, dass der Rhein früher ein Fluss voller Wanderfische war: Tiere, die als Larven vom Fluss ins Meer schwimmen, dort heranwachsen und schließlich wieder in den Fluss zurückkehren und laichen.
Mit dem Maifischprojekt wolle der Fischereiverband das Artenspektrum im Rhein wieder herstellen. Die Rückkehr des Maifischfangs steht dabei laut Scharbert nicht im Mittelpunkt. Bis dafür genügend Fische vorhanden wären, dürfte es auch noch einige Jahre dauern, denn von den ausgesetzten Larven überlebt nur ein Bruchteil. Doch Andreas Scharbert ist optimistisch. „Wir sind auf dem Weg zu einem selbsterhaltenden Bestand“, sagt er.