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Bahnhof SüdLetzte Runde im Dauerstreit um eine Kölner Bauruine

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Seit vielen Jahren eine Bauruine: Der Streit zwischen Bahn und dem Eigentümer des Gebäudes, in dem sich einst die Kneipe „Station“ befand, ist zwar beendet, das Enteignungsverfahren läuft aber noch. (Archivbild)

Seit vielen Jahren eine Bauruine: Der Streit zwischen Bahn und dem Eigentümer des Gebäudes, in dem sich einst die Kneipe „Station“ befand, ist zwar beendet, das Enteignungsverfahren läuft aber noch. (Archivbild)

Die Bahn hofft, dass das laufende Enteignungsverfahren mit dem Eigentümer der Bauruine bis Mitte 2028 abgeschlossen ist, um endlich den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs in Angriff nehmen zu können.

Wer von der Zülpicher Straße auf Gleis 1 des Südbahnhofs gelangen möchte, muss einen Umweg nehmen. Erst zum Gleis 2 am anderen Ende des Bahnhofs, dann die Treppe hinunter durch die Unterführung und wieder hoch auf Gleis 1. Aufzüge gibt es nicht, Rollstuhlfahrer haben von der Zülpicher Straße aus gar keinen Zugang zum Bahnhof. Ginge es nach der Deutschen Bahn, hätte sie das Problem schon längst behoben und einen barrierefreien Zugang von der Zülpicher Straße aus geschaffen.

Das scheitert bislang an einem Grundstück, auf dem die ehemalige Kneipe „Station“ seit zehn Jahren leer steht. Die Bahn sagt: Ohne die Fläche zwischen Bahndamm und dem Gebäude des Instituts für Biochemie der Universität zu Köln könne sie den Südbahnhof nicht barrierefrei umbauen. Der Eigentümer des Grundstücks hält dagegen: Es gebe andere Wege, einen Zugang zu den Gleisen zu errichten, die nicht durch sein Grundstück führen.

Rechtsstreit seit drei Jahren beendet

Seit Jahren streiten sich die Bahn und der Eigentümer darum, wie es nun weitergeht. Der Eigentümer hatte das Grundstück einst von der Bahn gekauft. Die bot ihm 250.000 Euro, um es zurückzukaufen. Er wollte 1,42 Millionen Euro und zog, nachdem die Bahn sein Gegenangebot abgelehnt hatte, 2020 gegen die Pläne vor das Oberverwaltungsgericht. Er klagte, dass die Bahn nicht richtig erörtert habe, warum sie das Grundstück für den Umbau benötigt. 2022 wies das Gericht die Klage ab.

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Konkret planen der Zweckverband go.Rheinland und die Deutsche Bahn den barrierefreien Umbau des Bahnhofs Köln-Süd. „Es geht um eine neue Personenunterführung und damit für kürzere Wege zu den Bahnsteigen und zwei Aufzüge“, sagt ein Sprecher von go.Rheinland. Aktuell wartet der Verband auf das Ergebnis eines Enteignungsverfahrens. Auf Anfrage erklärt die Bezirksregierung Köln: „Der Antrag auf Enteignung wird derzeit geprüft. Enteignungsverfahren sind grundsätzlich langwierig. Aktuell steht das beauftragte Verkehrswertgutachten noch aus.“ Die Gutachter ermitteln dabei den Wert des Grundstücks.

Erst wenn das Gutachten vorliegt, wird das Enteignungsverfahren zwischen den Beteiligten bei der Behörde verhandelt. Der Eigentümer erklärt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ich habe mit dem Verfahren abgeschlossen und warte nun auf das Ergebnis des Gutachtens.“ Die Bahn hofft, dass sie Mitte 2028 mit der Modernisierung beginnen kann. Weil zwischen Juni 2028 und Ende 2029 die Erneuerung von vier mehr als 120 Jahre alten Eisenbahnbrücken in der Innenstadt ansteht, darunter auch die Brücke an der Zülpicher Straße, muss der Zugverkehr zwischen Köln-Süd und dem Hauptbahnhof sowieso eingestellt werden.

Wichtiger Knotenpunkt nach dem Ausbau der Westspange

Die Bedeutung des Südbahnhofs als Verkehrsknotenpunkt wird in Zukunft durch den geplanten Ausbau der sogenannten Westspange für die S-Bahn deutlich steigen. Bislang teilen sich auf der stark befahrenen Strecke zwischen Köln-Hansaring und Hürth-Kalscheuren der Fern-, Güter- und Regionalverkehr die Gleise. Das führt zu Engpässen und Verspätungen. Durch den Ausbau der Westspange wird die Strecke nach Plänen der Bahn künftig über zwei eigene S-Bahn-Gleise verfügen. Bis 2040 sollen alle S-Bahn-Linien im 20-Minuten-Takt fahren, innerhalb von Köln soll ein zehnminütiger Takt möglich sein.

An der Luxemburger Straße soll eine Umsteigemöglichkeit zur Linie 18 der KVB entstehen. Damit wäre der Bahnhof Köln Süd an beiden Bahnsteig-Enden für Umsteigemöglichkeiten zur KVB offen. An der Zülpicher Straße gibt es bereits eine Haltestelle der Linie 9. Überdies sind zwei zusätzliche S-Bahn-Haltestellen zwischen Hürth und dem Südbahnhof geplant: Weißhausstraße und Klettenbergpark. Auch diese Haltestellen sollen mit Aufzügen erreichbar sein und mit den KVB-Haltestellen verknüpft werden.

Für das Westspangen-Projekt muss die Deutsche Bahn die gesamte Infrastruktur erneuern: Platz für neue Gleise schaffen, zwei Brücken bauen und die bestehenden Bahndämme verbreitern. Hierfür versuche die Bahn zwar auf den eigenen Grundstücken zu bleiben, an allen Stellen der Gleise sei dies jedoch nicht möglich, weswegen die betroffenen Eigentümer bereits kontaktiert seien, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Noch befindet sich das Projekt in der Planung, der Baubeginn ist bisher für Mitte 2030 vorgesehen.