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Pendlern droht zweijähriges ChaosBahn sieht zur Vollsperrung von Kölner Strecke keine Alternative

Lesezeit 5 Minuten
Geplante Brückensperrungen in Köln werden zur Belastungsprobe für Pendler.

Die geplanten Erneuerungen der Brücken in Köln werden zur Belastungsprobe für Pendler.

Spätestens ab Mitte 2028 müssen alle Züge zwischen Bonn, der Eifel und Köln lange Umwege fahren, weil vier Brücken erneuert werden. Das grobe Umleitungskonzept steht, beschlossen ist es aber noch nicht.

Zwei Jahre keine Züge, die aus Richtung Bonn und der Eifel auf direktem Weg in den Kölner Hauptbahnhof fahren können. Von Anfang 2028 bis Ende 2029. Ist das letzte Wort schon gesprochen? Nein, sagt die Deutsche Bahn. Ob es bei der geplanten Generalsanierung der Verbindung Köln-Bonn-Koblenz-Mainz im ersten Halbjahr 2028 bleibe, müsse der Bund erst noch einmal entscheiden. Die Bahn hat zumindest vorgeschlagen, den Termin nicht zu verschieben. Die Sanierung der vier Kölner Innenstadtbrücken ab Juli 2028 bis Dezember 2029 ist dagegen fest terminiert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist bei den vier Kölner Innenstadtbrücken aus Sicht der Deutschen Bahn derzeit geplant?

An allen vier Brücken, also Venloer, Vogelsanger, Zülpicher und Luxemburger Straße soll gleichzeitig gearbeitet werden, bestätigt ein Bahnsprecher. Die Sperrung soll 17 Monate dauern und sich von Juli 2028 bis Dezember 2029 hinziehen. Alle Brücken sollen auf die Höhe von 4,50 Meter aufgeweitet werden, damit Lkw sie ungehindert passieren können und mehr Platz für Fußgänger geschaffen wird. Die Planungsunterlagen für die die Vogelsanger und Venloer Straße wurden schon 2016 eingereicht. Man warte noch auf den Planfeststellungsbeschluss. Bei allen Brücken, die aus den 1890er Jahren stammen, seien noch Fragen des Denkmalschutzes zu klären. „Wir sind aber zuversichtlich, dass hier eine Lösung gefunden werden kann“, so der Bahnsprecher.

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Wie sieht es mit den Streckensperrungen aus?

Während der 17 Monate werden laut Bahn zwischen Köln-Süd und dem Hauptbahnhof keine Züge fahren. Das betrifft vor allem die linksrheinische Verbindung von und nach Bonn und die Eifelstrecken. Das Verkehrskonzept werde gerade von der Infrastrukturgesellschaft der Bahn (DB InfraGo) und dem Verkehrsverband go.Rheinland geprüft. Auch die von der Sperrung betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen seien daran beteiligt. „Ziel ist, die Menschen so nah wie möglich in den Knoten Köln zu bringen und Umleitungen über die Stadtbahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe und andere Umleitungsverkehre zu organisieren“, so der Sprecher. „Auch die Stadt Köln ist in die Abstimmungen involviert.“

Der Verkehrsverband go.Rheinland hat Details des Planungsstands für die Umleitungen schon veröffentlicht. Stimmen die mit den Planungen der DB InfraGo überein?

Die Bahn bestätigt das und betont, dass die Planungen aber noch lange nicht abgeschlossen sind. Laut go.Rheinland ist „angedacht, mindestens zwei Linien von Hürth-Kalscheuren kommend über die Südbrücke und Köln-Kalk in den Knoten Köln zu führen.“ Die Linien RE 22 und RB 26 sollen zu einem provisorischen temporären Haltepunkt am Bonner Wall fahren. Aktuell geprüft wird auch, inwiefern in den Hauptverkehrszeiten die Eifellinien morgens und nachmittags über die Eifel-Bördebahn von Euskirchen über Düren nach Köln umgeleitet werden können.

24.01.2025 Köln. Der Bahnübergang auf der Venloer Straße. Foto: Alexander Schwaiger

Der Bahnübergang auf der Venloer Straße

24.01.2025 Köln. Der Bahnübergang auf der Vogelsanger Straße. Foto: Alexander Schwaiger

Der Bahnübergang auf der Vogelsanger Straße

24.01.2025 Köln. Der Bahnübergang auf der Zülpicher Straße. Foto: Alexander Schwaiger

Der Bahnübergang auf der Zülpicher Straße

24.01.2025 Köln. Der Bahnübergang auf der Luxemburger Straße. Foto: Alexander Schwaiger

Der Bahnübergang auf der Luxemburger Straße

Warum kann die Sanierung der vier Brücken nicht zeitlich so gestaffelt werden, dass der Bahnhof Süd zumindest teilweise geöffnet bleibt?

Man habe das geprüft und verworfen, sagt der Bahnsprecher. Bei den Sperrungen gleisweise vorzugehen, hätte die Bauzeit von 17 Monaten auf mehr als vier Jahre verlängert. Über einen derart langen Zeitraum ständig die KVB-Fahrpläne und Sperrungen von Straßen zu verändern, könne „weder Bahnkunden noch dem Individualverkehr zugemutet werden.“ Überdies könne man eine neue Personenunterführung an der Zülpicher Straße nur bei gleichzeitiger Sperrung der Gleise 1 bis 4 bauen. Die Gleise 7 bis 8 seien als Baustraße für den Materialtransport vorgesehen.

Gibt es keine Zwischenlösung? Zum Beispiel der Einbau von Behelfsbrücken?

Auch diese Variante sei geprüft und verworfen worden, so der Sprecher. Die Erweiterung der Eisenbahn-Unterführung Luxemburger Straße stehe dem entgegen. Dort soll eine neue KVB-Haltestelle entstehen, um die Umsteigemöglichkeiten zu verbessern. Seit 2019 habe man alle Bauvarianten „insbesondere unter Berücksichtigung der verkehrlichen Auswirkungen mit den verschiedensten Akteuren diskutiert“, so der Bahnsprecher.

Was sagt die Stadt Köln zur Planung?

Vor einer Woche hat Verkehrsdezernent Ascan Egerer in einem Schreiben an go.Rheinland darum gebeten, eine frühzeitige Abstimmung zu organisieren. Zu diesem Zweck habe man extra eine Arbeitsgruppe eingerichtet, an der go.Rheinland, die DB InfraGo, die Stadt und die KVB beteiligt sind. Ziel müsse sein, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Gut entwickelte Ersatzkonzepte könnten auch dafür sorgen, „dass möglichst wenige Fahrgäste während der Sperrungen auf das Auto wechseln und so das bereits jetzt in den Hauptverkehrszeiten stark belastete städtische Netz zusätzlich belasten.“

Im Zeitplan der DB InfraGo ist die Generalsanierung der Strecke Köln-Bonn-Mainz für das erste Halbjahr 2028 vorgesehen. Bliebe es dabei, wäre der Zugverkehr zwischen Bonn, der Eifel und Köln schon ab Januar 2028 lahmgelegt. Wie ist der Stand?

Den Baustart im Januar 2028 kann die Bahn aktuell nicht bestätigen. Weil das bundesweite Sanierungsprogramm bis ins Jahr 2036 gestreckt wird, soll es Anpassungen geben. Die Bahn hat aber vorgeschlagen, es bei der Terminierung dieser Strecke bei 2028 zu belassen. Die endgültige Entscheidung über die zeitliche Reihung für die weiteren Korridorsanierungen von 2028 bis 2036 trifft aber der Bund.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat angedeutet, dass ab 2030 anschließend mit ersten Arbeiten für den Bau der sogenannten Westspange zwischen Hansaring und Hürth-Kalscheuren begonnen werden könnte. Stimmt das?

Die Bahn sagt nein. Mit dem Ausbau der Westspange für die S-Bahn werde es Mitte der 2030er Jahre begonnen. Sperrpausen auf den Eifelstrecken, deren Elektrifizierung gerade begonnen hat, gingen bisher nicht über das Jahr 2027 hinaus. Daher sei „ein dauerhafter durchgehender Zugverkehr auf der Eifelstrecke nach jetzigem Stand voraussichtlich im Verlauf des Jahres 2028 möglich“, sagte der Bahnsprecher.