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Debatte in Köln-WorringenGezerre um neue Schule an altem Standort

Lesezeit 3 Minuten
Ein schmuckloser zweistöckiger Bau ist von einer Wiese aus zu sehen.

Seit über einem Jahrzehnt ist das Gebäude der ehemaligen Hauptschule am Holzheimer Weg ungenutzt.

Auf dem Gelände der alten Hauptschule soll eine neue Schule entstehen. Noch sind sich Verwaltung und Politik jedoch uneins über die Schulform. 

Seit die ehemalige Gemeinschaftshauptschule am Holzheimer Weg 2011 abgewickelt wurde, gibt es in Worringen keine weiterführende Schule mehr. Schulgebäude und -gelände wurden seitdem sich selbst überlassen und verfallen immer mehr. Nicht nur den Worringer Bürgern ist die Ruine ein Dorn im Auge, auch die Bezirksvertretung Chorweiler (BV) pocht angesichts des Mangels an Schulplätzen im Bezirk immer wieder darauf, dass der Standort reaktiviert wird. Dabei präferiert die BV klar eine neue Gesamtschule, da die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler, ihrerseits die einzige Gesamtschule des Bezirks, die Nachfrage nicht decken kann und Jahr für Jahr Bewerber abweisen muss. Über die Jahre hatte das Gremium daher mehrere Beschlüsse für  eine Gesamtschule am Holzheimer Weg gefasst, zuletzt 2018. Trotz dieser Beschlüsse tat sich nichts, nun jedoch kommt Bewegung in die Sache. 

Auch die Verwaltung will das brachliegende Grundstück nun für den Bau einer neuen Schule nutzen – allerdings nicht für eine weiterführende Schule, sondern für eine Grundschule. Erstmals hatten die Mitglieder der BV im Herbst vergangenen Jahres bei einem Besuch des Schul- und Bildungsdezernenten Robert Voigtsberger von diesen Plänen erfahren. Voigtsberger hatte das vom Beschluss der BV abweichende Vorhaben damit begründet, dass eine eigentlich für das Neubaugebiet Brombeergasse vorgesehene neue Grundschule aus verschiedenen Gründen doch nicht gebaut werden könne.

Grundschule an der Bolligstraße in Köln-Worringen als Interimsstandort

Diese hätte auch den Druck von den beiden Grundschulen am Standort An den Kaulen nehmen sollen. Für diese wurde vor kurzem erst ein Übergangsstandort aus Schulcontainern in der Bolligstraße in Betrieb genommen, um der Raumnot Herr zu werden. Da dieser Interimsbau aber nur für einen Zeitraum von fünf Jahren genutzt werden darf, ergibt sich aus Sicht der Verwaltung eine größere Dringlichkeit für den Bau einer Grundschule als für den einer weiterführenden Schule.

Die Bezirksvertreter hatten Voigtsbergers Werben für dieses Anliegen schon im vergangenen Herbst eher kühl aufgenommen und durchblicken lassen, dass sie auch weiterhin lieber eine Gesamtschule am Holzheimer Weg sähen. Nichtsdestotrotz fanden sie auf der Tagesordnung ihrer jüngsten Sitzung nun eine Vorlage der Verwaltung für einen Dringlichkeitsbeschluss vor, der ihren früheren Beschluss weitgehend ignorierte und den Bau einer Grundschule auf dem verlassenen Gelände vorsah.

Dem Beschlusstext nach plant die Verwaltung dort den Bau einer zweizügigen Grundschule, die auf drei Züge erweiterbar sein soll, außerdem eine Kindertageseinrichtung mit sechs Gruppen. Dieses Arrangement könne als „kleine Bildungslandschaft“ sowohl dem Bedarf an Grundschul- als auch Kinderbetreuungsplätzen dienen. Alternativ wäre auch eine  vierzügige  Gesamtschule an dem Standort möglich, doch wegen des baurechtlichen Verfallsdatums der Schulcontainer an der Bolligstraße empfahl die Verwaltung dringend ihren eigenen Vorschlag. Als Zugeständnis umfasste der Beschlusstext den Auftrag an die Verwaltung, im Bezirk einen Standort für eine vierzügige Gesamtschule zu suchen.

Schulausschuss votierte für Gesamtschule in Köln-Worringen

Die BV folgte dem Beschlussvorlag jedoch nicht. Das bereitete den Mitgliedern keine große Mühe, denn zuvor hatte sich bereits der Ausschuss für Schule und Bildung auf ihre Seite geschlagen: In seiner vorangegangenen Sitzung hatte dieser einen Änderungsantrag der Fraktionen der Ratsmehrheit beschlossen, in dem dieser seinen eigenen Beschluss für den Bau einer Gesamtschule mit vier Zügen in der Sekundarstufe 1 und zwei Zügen in der Sekundarstufe 2 am Holzheimer Weg bekräftigte. Einen Alternativstandort solle die Verwaltung vielmehr für die neue Grundschule suchen, möglichst im Stadtteil Worringen.

Diesen Beschlusstext des Ausschusses übernahm die BV schlicht für ihren eigenen Änderungsantrag, der mehrheitlich beschlossen wurde. Lediglich der parteilose Vertreter Joshua Schlimgen  und Eike Danke (Grüne) enthielten sich – Danke hält das Gelände am Holzheimer Weg für zu klein für eine Gesamtschule.