Der Blick nach Trier zeigt, wie es besser geht. In den kommenden Jahren ließe sich die Situation in Köln aber deutlich verbessern, sagt unser Autor.
Touristische AttraktionenDie Stadt Köln muss mit ihrem römischen Erbe besser umgehen


Die römische Hafenstraße unterhalb der Domplatte in der Kölner Innenstadt
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Im Vergleich der vier deutschen Millionenstädte nimmt Köln in einer Hinsicht ganz klar die Spitzenposition ein. Mit einer 2000-jährigen Geschichte hat die Stadt vor Berlin, Hamburg und München deutlich die Nase vorn. Und gerade deshalb ist es umso erstaunlicher, dass Köln mit dem römischen Erbe derart nachlässig umgeht.
Archäologische Schätze zusammen mit dem Kölner Dom als Zugpferd
Dabei könnten die archäologischen Schätze zusammen mit dem Kölner Dom als Zugpferd ein touristischer Anziehungspunkt sein, auf den andere Städte neidisch blicken müssten. Doch in der Realität wird das Römisch-Germanische Museum seit sechs Jahren saniert, der römische Statthalterpalast Praetorium ist wegen des Baus der Archäologischen Zone geschlossen, die Stadtmauer gammelt gleich an mehreren Stellen vor sich hin und der Abwasserkanal unter der Großen Budengasse ist für die Öffentlichkeit gesperrt.
Der Blick in das deutlich kleinere Trier zeigt, wie es besser geht. Dort wird jedes römische Bauwerk geradezu auf ein Podest gehoben und liebevoll präsentiert. Das Amphitheater, die Barbarathermen, die Kaiserthermen, die Konstantinbasilika, die Porta Nigra und die Römerbrücke - wer Trier besucht, der atmet römische Geschichte förmlich ein. Die Stadt ist sichtlich stolz auf das, was sie ihren Besucherinnen und Besuchern zu bieten hat.
In Köln atmen die Besucher hingegen eher den Geruch von Urin ein, wenn sie die römische Hafenstraße unterhalb der Domplatte besuchen. Wer nicht weiß, dass dieser Ort existiert, wird allerdings ohnehin achtlos daran vorbeilaufen, denn besonders auffällig ist er nicht. Eine gelungene Inszenierung der eigenen Stadtgeschichte sieht anders aus.
Neue Museen könnten Köln einen enormen touristischen Schub bringen
Nun gibt es aber immerhin einen Hoffnungsschimmer am Horizont. In den kommenden drei bis vier Jahren könnten das Römisch-Germanische Museum und die Archäologische Zone fertig sein und eröffnen. Das bietet die einmalige Geschichte, Köln touristisch mit einem enormen Schub voranzubringen, weil die Stadt ihr römisches Erbe dann endlich zeitgemäß in Szene setzen kann.
Und genau deshalb ist der politische Vorstoß zu begrüßen, auch den römischen Abwasserkanal unter der Großen Budengasse für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Sicher, auch das wird einiges an Geld kosten. Aber ohne Investitionen gibt es auch keine Erträge. Und der touristische Wert einer zusammenhängenden römischen Erlebnis-Achse ist kaum hoch genug einzuschätzen.
Diese Chance darf sich Köln nicht entgehen lassen. Eine weitere römische Attraktion wäre deutlich sinnvoller als ein symbolisches Projekt wie der neue Springbrunnen auf Neumarkt. Wenn die Stadt sparen muss, dann gilt es, die richtigen Prioritäten zu setzen. Nur so kann es gelingen, dass Köln wieder vorankommt.