Drogen-Hotspot NeumarktBürgerinitiative will Konsumraum im Gesundheitsamt

Drogenabhängige am Josef-Haubrich-Hof nahe des Neumarkts spritzen sich Heroin.
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Köln – In die Diskussion um einen Drogenkonsumraum am Neumarkt kommt offenbar Bewegung: Die „Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt“ (BI), die in der Vergangenheit massiv gegen ein solches Hilfsangebot in unmittelbarer Nähe des Geschäftszentrums mobil gemacht hatte, hat nun ein eigenes Konzept vorgelegt, wie die mit der Drogenszene verbundenen Probleme zu entschärfen wären. Der Vorschlag bedeutet nicht weniger als eine Kehrtwende der bisherigen Haltung. So plädiert nun auch die Initiative dafür, den Drogenkonsumraum direkt am Neumarkt, und zwar in den Räumen des Gesundheitsamts, unterzubringen. Auch die Substitutionsambulanz sollte demnach wie bisher an der Lungengasse bleiben. „Ein solches Konzept ließe sich schnell und mit relativ wenig Aufwand umsetzen, weil beide Hilfsangebote ärztliche Versorgung und sanitäre Einrichtungen gemeinsam nutzen könnten“, wirbt Walter Schuch, Geschäftsinhaber und Mitglied der BI für die Idee.
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Beide Gebäude sollten optisch aufgewertet werden, zudem verfügten beide über einen Innenhof, der für die Besucher nutzbar gemacht werde könnte. „Derzeit müssen die Leute unmittelbar nach dem Konsum wieder auf die Straße, obwohl sie oft nicht mal in der Lage sind zu laufen. Das ist unwürdig“, so Schuch. Andere stünden biertrinkend und in Gruppen vor den Türen. Ein überdachter Aufenthaltsbereich in den Innenhöfen könnte hier Abhilfe schaffen. Damit ließe sich auch das Ziel der BI erreichen, die Drogenszene am Neumarkt weg von der Straße zu verlagern und damit weniger sichtbar zu machen.
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Positive Reaktionen
Der Vorstoß der BI kommt überraschend, hatte sie doch bislang argumentiert, ein Konsumraum werde die Probleme am Neumarkt eher noch verschärfen. Um so größer ist die Freude in Politik und Verwaltung, dass sich eine Wende abzeichnet. „Ich begrüße es ausdrücklich, das die Initiative jetzt konstruktiv mitdenkt. Der Vorschlag geht in die richtige Richtung“, sagte Sozialdezernent Harald Rau . Die Stadt arbeite aber auch an eigenen Vorschlägen, die zeitnah vorgestellt würden. Ob er dabei weiterhin an dem umstrittenen Containerbau neben der Stadtbibliothek als Zwischenlösung für einen Konsumraum festhalten will, ließ Rau offen.
Auch der Grünen-Politiker und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Ralf Unna, lobte den „guten Dialog“. „Die Aufgabe der Politik ist es jetzt dafür zu sorgen, dass die Vorschläge seriös und mit positivem Blick geprüft werden.“ Für die Bürgerinitiative geht es darum, „endlich sichtbare Verbesserungen für zu erreichen“ – nachdem jahrelang nichts passiert ist. „An dem Ratsbeschluss, der einen Konsumraum am Neumarkt vorsieht, kommen wir nun mal nicht vorbei. Also sollten wir jetzt ausprobieren, ob das funktioniert", so Schuch.