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Spinnen, Potenzmittel, KokainWas der Zoll am Flughafen Köln-Bonn alles aus dem Gepäck zieht

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Vom Hauptzollamt Köln sichergestellte Potenz-Trinkschokolade aus der Türkei.

Vom Hauptzollamt Köln sichergestellte Potenz-Trinkschokolade aus der Türkei

In einem Paket fanden die Zöllner zuletzt 1500 junge Vogelspinnen. Was der Zoll am Flughafen Köln/Bonn sonst noch aus dem Verkehr zieht.

Zigaretten sind zweifellos ein Klassiker unter der Schmuggelware am Flughafen Köln-Bonn. Aber daneben gibt es kaum etwas, das der Zoll nicht schon aus dem Verkehr gezogen hätte, das entweder gar nicht oder nur mit Genehmigung hätte transportiert werden dürfen. Drogen zum Beispiel, Tiere, Geld, Waffen, Dopingmittel – oder Potenz-Schokolade.

1,6 Kilo Trinkschokolade mit dem in Deutschland verschreibungspflichtigen Potenzmittel Sildenafil fanden Zöllner etwa im Januar im Koffer eines Reiserückkehrers aus der Türkei. Ein paar Tage zuvor stießen sie auf 80 Kilo angeblich potenzsteigernden Honigs, ebenfalls aus der Türkei. Beide Passagiere bekamen eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz.

Köln: Babykleidung war in Kokain getränkt

Den Zöllnerinnen und Zöllnern am Flughafen helfen vor allem Erfahrung, eine gute Menschenkenntnis und ihr ausgeprägter Instinkt bei der Suche nach illegaler Ware. So nahmen sie sich Mitte Juli ein Paket aus Vietnam vor, das laut Frachtpapieren sieben Kilo Kekse enthalten sollte. „Aber schon der auffällige Geruch beim Öffnen des großen Pakets passte nicht zum angeblichen Inhalt“, erzählt Jens Ahland, Pressesprecher des Hauptzollamts Köln. „Meine Kolleginnen und Kollegen am Flughafen werden zwar regelmäßig von verbotenen Paketinhalten aus aller Welt überrascht, aber dass sie in diesem Paket rund 1500 kleine Kunststoffbehälter mit jungen Vogelspinnen fanden, machte auch die Erfahrensten unter ihnen sprachlos.“

Einige Spinnen hatten den Transport nicht überlebt. Die übrigen seien in fachgerechte Pflege übergeben worden, sagt Ahland. Es mache ihn und seine Kolleginnen und Kollegen immer wieder „betroffen zu sehen, was manche Menschen Tieren aus reiner Profitgier antun“.

Gemeint war damit auch ein 46 Jahre alter Amerikaner, der vor zwei Jahren von Arizona über London nach Köln eingereist war. Die seinem Koffer beigefügte „Zollinhaltserklärung“ listete private Kleidung auf. Tatsächlich aber enthielt das Gepäckstück 430 Skorpione, 20 Hundertfüßer und Käfer sowie 190 Vogel-, Wolfs- und Springspinnen. „Ein Gutachten und Recherchen ergaben einen Gesamtwert von rund 18.000 Euro“, berichtet Ahland.

Andere Schmuggler geben sich dagegen größte Mühe, möglichst sichere Verstecke zu wählen. Klappt aber nicht immer. Was zum Beispiel auf den ersten Blick aussah wie niedliche Babykleidung mit Micky-Maus-Motiv, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung der Kölner Zollbeamten als in Kokain getränkte, getrocknete Bodys– insgesamt ein halbes Kilo der Droge mit einem Straßenverkaufswert von 40.000 Euro. Auch Fußmatten aus einem Kokain-Kunststoffgemisch zogen die Zöllner schon aus dem Verkehr, ebenso handbemalte Kunstbilder – genauer gesagt: extrem flach gepresstes Kokain, insgesamt fünf Kilo, das mit Farbe bepinselt war. „Allein mit der Kokainmenge aus diesen Bildern“, sagt Jens Ahland, „hätte man so viele Menschen versorgen können, wie in das ausverkaufte Stadion des 1. FC Köln passen.“