Das Musical „Cats“ ist im August in der Kölner Philharmonie zu sehen. Wir haben bei den Proben in London vorab hinter die Kulissen geblickt.
Im August in KölnWie die Musical-Darsteller von „Cats“ in London proben

Der Cast von „Cats“ probt in London für die neue Musical-Produktion. Im August stehen die Darsteller auf der Bühne der Kölner Philharmonie.
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Jede Bewegung, jeder Ton, sogar die Atmung ist choreografiert. In einem Probenraum mitten in London üben die fast 30 Darsteller der neuen „Cats“-Produktion synchrones Fauchen und Schleichen. Sie studieren ein, ihr Publikum mit intensiven Blicken zu fesseln. In London beäugt sie zu diesem Zeitpunkt nur Regisseurin und Choreografin Chrissie Cartwright mit kritischem Blick, im August dann ist das Musical für zwei Wochen in der Kölner Philharmonie zu sehen.
Chrissie Cartwright ist „Cats“-Spezialistin, seit 1968 an Produktionen des Musicals beteiligt und arbeitete noch mit den Köpfen zusammen, die kreierten, was eines der erfolgreichsten Musicals überhaupt wurde. An die Darsteller der neuen Produktion hat sie wieder hohe Ansprüche: „Sie müssen sehr gut singen, sehr gut tanzen können und eine Geschichte transportieren.“ Nach einem Durchlauf der ersten 15 Minuten von „Cats“ haben die Darsteller kurz Pause, Cartwright ist zufrieden. „Die Eröffnungsszene ist direkt der härteste Moment der Show“, sagt Michael Robert-Lowe. Er stellt mit seiner Rolle Old Deutronomoy die sippenälteste der Katzen dar, die sich zu Beginn auf einem Schrottplatz in London nach und nach vorstellen.

Michael Robert-Lowe ist Old Deuteronomy in der Musical-Produktion von „Cats“, die im August nach Köln kommt.
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Im Probenraum in London sieht man ihm die Anstrengung erst an, wenn Cartwright die Darsteller in die Pause entlässt. Bis dahin ziehen die Katzen ihre Rolle durch. Dabei gilt das gesamte Musical als eines, das den Performern in Tanz und Gesang viel abverlangt. Deshalb wählt Cartwright im Casting nach noch einem Kriterium aus: „Du bekommst ein Gefühl dafür, ob ‚Cats‘ wirklich etwas Besonderes ist für die Leute, ob sie geträumt haben, dabei zu sein, danach suche ich im Casting.“
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Darsteller von „Cats“ müssen Begeisterung für das Musical mitbringen
Gefunden hat sie es auch in Lucy May Barker, die Grizabella spielt. In der Probenpause sagt sie: „Cats habe ich das erste Mal mit acht Jahren gesehen.“ Und noch immer ist sie fasziniert, die Eröffnungsszene, als die Katzen sich ihr in Interaktion mit dem Publikum vorstellten, blieb bei der jetzt 32-Jährigen hängen. „Manche tun Cats ab, als bloße Vorstellung einer Menge von Katzen-Persönlichkeiten, aber eigentlich ist es eine Show, die Unterschiede zelebriert.“

Chrissie Cartwright, Regisseurin und Choreografin, probt mit dem Cast.
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Die Geschichte ihrer Figur handelt davon, dass Grizabella in eine schwierige Lage geraten ist und nicht in den Stamm zurückkehren darf – ihre „Erinnerungen“ (im englischen Original „Memories“) an bessere Zeiten sind der bekannteste Teil des Musicals. Die Lieder basieren überwiegend auf einer Sammlung von T.S. Eliot an Gedichten über die einzelnen felinen Protagonisten. In der Musical-Komposition von Andrew Lloyd Webber halten sie den jährlichen „Jellicle Ball“ ab, auf dem Old Deuteronomy eine Katze auserwählt, die in ein neues Leben wiedergeboren wird.

Lucy May Barker als Grizabella bei den Proben in London für das Musical „Cats“.
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Seit 1981 ist „Cats“ in vielen Ländern und vielen Produktionen zu sehen gewesen und noch immer füllt es Zuschauerräume. Cartwright erklärt sich den Erfolg so: „Die Geschichte handelt von Vergebung, Akzeptanz, Toleranz, all den Dingen, mit denen wir in der heutigen Welt wirklich zu kämpfen haben.“ Wie sicherlich viele im Publikum das Musical schon kennen, ist es auch für einige Darsteller nicht das erste Mal, dass sie die Katzenkostüme anlegen. Voriges Jahr tourte Cartwright mit rund der Hälfte des Casts durch China.
Zwar hält sie an der Inszenierung von Trevor Nunn und der Choreografie von Gillian Lynne fest, aber zwischen den Szenen lässt sie die Darsteller improvisieren, jede Produktion ist anders. Einer, der zum ersten Mal eine „Jellicle Cat“ verkörpert, ist Shem Omari James (Rum Tum Tugger). Er sagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel Input geben können.“ Zum Glück hat er dafür eine Inspirationsquelle: „Ich war immer schon besessen von meiner Katze, aber in letzter Zeit beobachte ich sie mit ganz anderen Augen. Wenn ich zu Hause bin, studiere ich sie.“
Chrissie Cartwright bringt 40 Jahre „Cats“-Erfahrung mit
Trotz eines erprobten Casts und 40 Jahren Erfahrung gibt es noch immer einen Moment am Abend, an dem Cartwright nervös wird. Wer „Cats“ tatsächlich noch nie gesehen haben sollte, kann gespannt sein auf den Aufstieg der auserwählten Katze in den Himmel. Alle anderen wissen, welches Cast-Mitglied sich der Herausforderung allabendlich stellen muss. „Fliegen ist eine heikle Sache“, sagt die Regisseurin.
Nach den Proben in London war im April Tournee-Auftakt im Düsseldorfer Capitol-Theater. Seitdem stehen die Darsteller achtmal die Woche auf der Bühne. Vom 6. bis 17. August gastieren sie in der Kölner Philharmonie, Tickets gibt es unter atgtickets.de ab 60 Euro.