Das Kunsthaus Kalk will bis 2028 Künstler mit und ohne Beeinträchtigungen fördern und bietet 800 Quadratmeter für Kreative.
Einmaliges ModellprojektOsthof der Hallen Kalk – Inklusive Akademie im Kunsthaus mit Festakt eröffnet

Zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen aus der Kunstszene waren zur Eröffnung gekommen. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Kulturministerin Ina Brandes (M.) gaben sich die Ehre.
Copyright: Stefan Rahmann
Kulturdezernent Stefan Charles sieht Köln ganz weit vorn. „Wir werden hier weltweit Impulse setzen“, sagte er zur Eröffnung der Inklusiven Akademie im Kunsthaus Kalk. Das Haus ist Teil des Osthofs der Hallen Kalk und steht an der Dillenburger Straße/Ecke Christian-Sünner-Straße. Die Akademie ist ein bundesweit einmaliges Modellprojekt. Bis 2028 wird dort ein Ausbildungs-, Arbeits- und Präsentationsort "erprobt", an dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam künstlerisch arbeiten und lernen. Am Ende wird man im Kunsthaus 800 Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben.
Jutta Pöstges ist künstlerische Leiterin der Akademie und hat gewichtige Förderer mit ins Boot geholt. Katarzyna Wielga-Skolimowska vertrat bei der Eröffnung die Kulturstiftung des Bundes, für das Land ist Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft gekommen. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker war bei dem kleinen Festakt zugegen.

Podiumsdiskussion im Kunsthaus Kalk mit Kulturministerin Ina Brandes (3.v.l.)
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Ein neuer Begriff machte die Runde: Teilgabe. Damit ist gemeint, dass die Menschen mit Beeinträchtigungen der Gesellschaft etwas geben würden. „Die Debatte um eine inklusive Kunstszene konzentriert sich häufig auf Fragen der Gerechtigkeit und der Teilhabe. Dabei gerät das außergewöhnliche ästhetische Potenzial von Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderung zu oft aus dem Blick“, erklärte Wielga-Skolimowska. „Unser Kunstbegriff ist nicht genug“, ergänzte Charles.
Kooperation mit Kunstakademie Düsseldorf
Künstlerisch kooperiert die Akademie unter anderem mit der Uni Köln und der renommierten Kunstakademie Düsseldorf. Deren Leiterin Professorin Donatella Fioretti fordert, dass ihre Institution sich gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen öffnet: „Das Soziale steht nicht im Vordergrund. Es geht um Kunst.“ Erfahrungen gesammelt mit der Kunstakademie hat Filip Mijo Livaja. Der Künstler ist Autist und hat sich in Düsseldorf beworben. Er wurde nicht berücksichtigt. „Wenn man kein Abiturzeugnis vorweisen kann, ist ein Studium in Düsseldorf fast unmöglich“, weiß Marleen Rothaus, Künstlerin und Sozialarbeitern im Kunsthaus Kalk. Sie hat in Düsseldorf studiert und Livaja bei der Bewerbung begleitet. „Die Strukturen an der Kunstakademie waren wohl nicht vorhanden, um Filip ein inklusives Studium zu ermöglichen.“ Livaja sagte nun in Köln: „Das Kunsthaus Kalk zeigt mir, dass ich auch dazu gehöre.“
Einen Schritt weiter ist Nico Randel. Er hat Trisomie und ist in die Bühnenbildklasse der Kunstakademie aufgenommen worden. Randel hat bereits Schauspielerfahrung gesammelt: „Es ist eine große Ehre für mich, dabei zu sein und zu lernen, wie Bühnenbilder entstehen.“ Dieser Aspekt ist der Kölner Oberbürgermeisterin wichtig: „Im Kunsthaus Kalk entsteht deutschlandweit die erste inklusive Klasse an einer Kunstakademie, die auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen offen steht, ja sogar von ihnen mitkonzipiert wurde. Damit setzen wir ein wegweisendes Zeichen für Chancengleichheit im Kultur- und Ausbildungsbereich.“