Die meisten Straftaten mit Messern landesweit gab es im ersten Halbjahr 2025 in Köln.
Kleine Anfrage im LandtagKöln bleibt Messer-Hotspot in NRW – Polizei zählt landesweit mehr als 4000 Angriffe

Ein polizeilich sichergestelltes Messer.
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Der 44 Jahre alte Busfahrer wollte an einem Donnerstagabend Ende Oktober bloß eine kurze Pause hinter dem Steuer machen, als an der Ersatzhaltestelle Ubierring ein etwa 30 bis 40 Jahre alter Mann auf das Fahrzeug zutrat. Mit einem Messer stach der Unbekannte unvermittelt durch das Seitenfenster in Richtung des Fahrers. Der konnte sich wegdrehen und auf der Gehwegseite aus dem Bus flüchten. Dort holte der Angreifer ihn ein, sprühte ihm Pfefferspray ins Gesicht und flüchtete in Richtung Agrippinaufer. Bis heute fahndet die Polizei nach dem Täter.
Es ist nur eine von hunderten sogenannten Messstraftaten, die jedes Jahr in Köln verübt werden. Jede hinterlässt mindestens ein Opfer; nicht alle werden körperlich verletzt, viele aber haben danach Probleme, das Erlebte psychisch zu verarbeiten. Nirgends sonst in NRW kommt das häufiger vor als in Köln .
Köln: Die meisten Messerstraftaten in ganz NRW
Weitere aktuelle Beispiele: Am 29. Oktober bedrohte ein 40-jähriger Dieb laut Polizei einen 27 Jahre alten Linienbus-Fahrgast in Köln-Dellbrück. Der Zeuge hatte beobachtet, wie der Verdächtige einer 90-jährigen Frau ihr Portemonnaie und ein Telefon aus der Tasche gestohlen hatte. Und am vergangenen Samstag gegen 2 Uhr morgens bedrohte ein Räuber den Angestellten einer Tankstelle in Stammheim mit einem Messer und entkam mit Geld und Zigaretten.
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Insgesamt zählte die Polizei in den ersten sechs Monaten des Jahres in NRW 4333 Straftaten mit einem Messer. 2023 dieser Delikte ereigneten sich in den Kreiskommunen, 2310 in den kreisfreien Städten. Dies ist einer Antwort des nordrhein-westfälischen Innenministeriums auf eine Landtagsanfrage zu entnehmen, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.
Demnach wurden mit 360 Delikten die mit Abstand meisten Messerstraftaten in Köln begangen – Köln ist mit ungefähr 1,1 Millionen Einwohnern aber auch die größte Stadt in Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche Großevents ziehen massenhaft Touristen und auch Straftäter hierhin, mehr als andere Städte. Ob die Tatverdächtigen der Messerdelikte in Köln wohnen oder sich nur während der Tat hier aufgehalten haben, darüber sagt die Statistik nichts.
Dortmund kommt mit 273 Fällen auf den zweiten Platz, gefolgt von Düsseldorf (220), Duisburg (166) und Essen (164). Die Zahl der Angriffe verteilte sich in Köln relativ gleichmäßig über die Monate. Im Juni waren es mit 68 Taten die meisten, im Mai mit 52 die wenigsten.
Zahl der Messerstraftaten in NRW steigt
Der Kölner Neumarkt gehörte mit sechs Messervorfällen zu den zweithäufigsten Tatorten. Mit sieben Fällen gab es lediglich am Konrad-Adenauer-Platz in Düsseldorf noch mehr Angriffe. Schon im vergangenen Jahr gab es nirgends mehr Straftaten mit Messern als in Köln. In die Statistik fließen außer direkten Angriffen oder Drohungen mit Messern auch Verstöße gegen das Waffengesetz ein.
Vorfälle beispielsweise, bei denen verbotene Stichwaffen nur mitgeführt, aber nicht eingesetzt wurden. Und an Flughäfen wie in Köln/Bonn werden besonders viele verbotene Waffen sichergestellt. Im vergangenen Jahr jedenfalls waren es 28.
In Köln registrierte die Polizei 2024 die meisten Taten nach dem Flughafen und der Frankfurter Straße auf dem Ebertplatz und dem Neumarkt. Jeweils 13-Mal fielen hier voriges Jahr Menschen durch Messerangriffe oder mit verbotenen Messern auf – oder mit beidem. Es folgen die Kalker Hauptstraße (12), die Berliner Straße, der Hohenzollernring und der Wiener Platz (jeweils 11).
Nach Angaben des Innenministeriums hat es in NRW im vergangenen Jahr 7661 Messerangriffe gegeben. Das waren über 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine detaillierte Auswertung ergab, dass 3006 Täter eine Stichwaffe nutzten, um ganz bewusst Körperverletzungen zu begehen oder Menschen zu töten. Andere Kriminalitätsfelder wie beispielsweise Raubtaten eingerechnet gab es landesweit 9601 Opfer. Umgekehrt wurden 7008 Tatverdächtige polizeilich erfasst, 3681 davon hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Diese Zahlen hat das Innenministerium auf Anfrage der SPD-Landtagsfraktion zusammengestellt.

