Die gesamte Altstadt und große Teile von Deutz werden geräumt. 20.000 Anwohner sollen ihre Häuser verlassen. Was Sie wissen müssen.
Drei Blindgänger in DeutzStadt plant die größte Bombenevakuierung in Köln seit Kriegsende

Auf der Deutzer Werft wurden drei Weltkriegsbomben gefunden. Die Entschärfung soll am Mittwoch (4. Juni) stattfinden.
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In Köln-Deutz sind am Montag (2. Juni) drei Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden.
Wo wurden die Bomben genau gefunden?
Alle drei Bomben wurden bei Sondierungsarbeiten im Bereich der Deutzer Werft gefunden, unmittelbar südlich der Deutzer Brücke. Dort sollen demnächst Straßenbauarbeiten stattfinden. Im Vorfeld wurde der Boden wie üblich nach eventuell vorhandenen Blindgängern abgesucht. Dabei stießen Räumkommandos auf zwei amerikanische 20-Zentner-Bomben und eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe, jeweils mit Aufschlagzündern.
Wann sollen sie entschärft werden?
Am Mittwoch (4. Juni). Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat einen Evakuierungsradius von 1000 Metern um die Fundstellen festgelegt. Um 8 Uhr sollen die ersten Straßensperren eingerichtet werden. „Hintergrund für diese Entscheidung ist, dass kritische Infrastruktur betroffen ist, die nicht so schnell evakuiert werden kann“, teilte eine Stadtsprecherin mit. Zum Beispiel das Eduardus-Krankenhaus in Deutz sowie zwei Pflege- und Altenheime. „Diese benötigen entsprechenden zeitlichen Vorlauf, um sich selbst und mithilfe der Feuerwehr Köln evakuieren zu können.“ Ebenfalls um 8 Uhr starten Einsatzkräfte des Ordnungsamtes den ersten Klingelrundgang bei den betroffenen Anwohnern.
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Wer ist von der Evakuierung betroffen?
Insgesamt ungefähr 20.000 Menschen, die in dem Bereich wohnen. Hinzu kommen unzählige Gäste aus 58 Hotels, die ebenfalls im Evakuierungsradius liegen, darunter das Hyatt, das Maritim und das Dorint Hotel am Heumarkt. Rein zahlenmäßig dürfte es sich damit um die wohl größte Evakuierung wegen eines Bombenfundes seit Ende des Zweiten Weltkriegs handeln. 2015 mussten in Riehl und Umgebung ähnlich viele Menschen nach einem Bombenfund an der Mülheimer Brücke ihre Häuser und Wohnungen vorübergehend verlassen.
Wo werden Notanlaufstellen eingerichtet?
Es werden zwei Anlaufstellen eingerichtet, die Anwohnende aufsuchen können, die für die Zeit der Evakuierung nicht privat unterkommen können. Für Anwohnende aus dem Rechtsrheinischen wird es eine Anlaufstelle in der Messehalle 10.1 geben. Anwohnende aus dem Linksrheinischen kommen im Berufskolleg Humboldtstraße, Außenstelle Perlengraben 101, unter. Beide Anlaufstellen öffnen um 8 Uhr. Zu beiden wird ein Pendelverkehr eingerichtet.
Der Pendelverkehr zur rechtsrheinischen Anlaufstelle startet am Gotenring/Suevenstraße und fährt zum Eingang Ost der Messe an der Deutz-Mülheimer-Straße. Weitere Haltestelle befinden sich am Gotenring Ecke Deutz-Kalker-Straße und an der Justinianstraße vor dem Stadthaus. Sie wird von einer Hilfsorganisation betreut.
Zur Anlaufstelle im Berufskolleg Humboldtstraße, Außenstelle Perlengraben 101, pendeln Busse pendeln über die Nord-Süd-Fahrt. Diese halten zwischen Breite Straße und Glockengasse und an der Neuköllner Straße zwischen Agrippastraße und Großer Griechenmarkt.
Welche Cafés öffnen früher?
Neben zahlreichen Cafés und anderen Möglichkeiten zum Einkehren im gesamten Stadtgebiet, haben einige Gastro-Termine bereits vermeldet am Tag der Bombenentschärfung früher zu öffnen. Das Parkcafé im Rheinpark Mühlheim wirbt damit, dass Gäste dort Home-Office machen und ihre Haustiere mitnehmen könnten. Das Café eröffnet bereits um 7:45 Uhr.Auch die Brauhäuser Reissdorf am Hahnentor und Gaffel am Dom, das knapp außerhalb der Sperrzone liegt, werben für einen morgigen Besuch.

Den unmittelbaren Fundort der Bomben auf der Deutzer Werft hat das Ordnungsamt bereits am Montag (2. Juni) gesperrt.
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Welche Straßen werden gesperrt?
Rechtsrheinisch werden folgende Straßen und Wege gesperrt:
- Kennedy-Ufer mit allen Fußwegen
- Auenweg
- Ecke Osthallenstraße inklusive Kreisverkehr Speditionshof vor dem Tunnel zur Osthallenstraße
- Osthallenstraße vor dem Kreisverkehr Barmerstraße
- Deutz-Mülheimer-Straße mit Zugang zu An den Gelenkbogenhallen
- An den Gelenkbogenhallen
- Plateau Stadthaus Ost (Höhe Ticketshop)
- Plateau Stadthaus Ost (KFZ-Rampe und Radweg)
- Treppenaufgänge Lanxess Arena Gummersbacher Straße/Deutz-Kalker-Straße Eitorfer Straße/Deutz-Kalker-Straße
- Eitorfer Straße gegenüber Hausnummer 17 und neben Hausnummer 20
- Fachhochschule Deutz Fußgängerbrücke über dem östlichen Zubringer
- Am Deutzer Stadtgarten/Judenkirchhofsweg
- Alter Mühlenweg/Kaltenbornweg
- Kaltenbornweg Siegburger Straße Richtung Poll
- Alfred-Schütte-Allee (Straße, Geh- und Radweg)
- Alfred-Schütte-Allee (Straße, Geh- und Radweg)
- Bayenwerft (Gehweg)
- Bayenstraße (am Wasserwerk, Eckbereiche Rosenstraße, Zwirnerstraße, Buschgasse)
- Im Sionstal Ecke Landsbergstraße
- Achterstraße
Linksrheinisch werden folgende Straßen und Wege gesperrt:
- Severinstraße (Ecke An St. Katharinen und Ecke Kleine Spitzengasse)
- Waidmarkt
- Blaubach
- Krummer Büchel (Ecke Großer Griechenmarkt und Agrippastraße)
- Sternengasse Ecke Neuköllner Straße
- Cäcilienstraße (Ecke An St. Agatha und Neuköllner Straße)
- An St. Agatha (Ecke Antoniterstraße)
- Schildergasse
- Perlenpfuhl
- Ludwigstraße
- Hohestraße
- Marspfortengasse
- Am Hof (Ecke Porergasse)
- Roncalliplatz
- Am Domhof
- Kostgasse
- Goldgasse (Ecke Musical Dome)
- Konrad-Adenauer-Ufer
- Trankgassenwerft
Was muss ich tun, wenn ich einen Termin im Eduardus-Krankenhaus habe?
Betroffenen rät die Stadt, sich an die Leitung der Klinik zu wenden. Das gilt auch bei Fragen betreffend die beiden Pflegeheime, die sich im Evakuierungsradius befinden.
Wo bringen die betroffenen Hotels ihre Gäste unter?
„Wir werden unsere Gäste mit Bussen in andere Hotels bringen“, sagte ein Sprecher des Hyatt Regency am Deutzer Rheinufer. Die Hotels würden sich in solchen Situationen üblicherweise gegenseitig helfen. Das sei aufgrund der vielen Bombenfunde in Köln eine geübte Praxis. Da sich unter den Gästen auch viele Messebesucher befinden, sei es hilfreich, dass das Messegelände dieses Mal nicht betroffen ist. Insgesamt seien 58 Hotels von der Evakuierung betroffen, teilte die Stadt mit.
Wie geht die Stadt Köln mit der Situation um?
Wer am Mittwoch einen neuen Personalausweis beantragen, seinen Wohnsitz anmelden oder einen Termin für seine Hochzeit festlegen will, erhält von der Stadt einen neuen Termin an einem anderen Tag. Sowohl das Kundenzentrum Innenstadt am Laurenzplatz als auch das Standesamt im Haus Neuerburg am Gülichplatz bleiben geschlossen. Dasselbe gilt ebenso für Termine im Rathaus, wie zum Beispiel Hochzeiten, sowie im Westgebäude des Stadthauses in Deutz. Insgesamt sind von der Evakuierung mehrere Tausend städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Sie werden laut einer Stadtsprecherin entweder auf andere Dienststellen verteilt, die sich außerhalb des Evakuierungsradius befinden, oder von zu Hause aus arbeiten. Das sei seit der Corona-Pandemie kein Problem mehr.
Welche großen Kultureinrichtungen sind betroffen? Fallen Veranstaltungen aus?
Im Evakuierungsbereich liegen zum Beispiel die Lanxess-Arena, der Musical Dome, die Philharmonie, das Schokoladenmuseum, der Cirque Buffon, das Hänneschen-Theater, das Museum Ludwig, das Wallraf-Richartz-Museum und das Deutsche Sport- und Olympiamuseum. Sowohl die Aufführung von „Moulin Rouge“ im Musical Dome am Breslauer Platz als auch ein Konzert des WDR-Sinfonieorchesters in der Philharmonie beginnen um 19 Uhr. Sollte die Bombenentschärfung bis 16 Uhr nicht abgeschlossen sein, fällt das Konzert in der Philharmonie aus.
In der Lanxess-Arena sollte eigentlich um 20 Uhr der Komiker Teddy Teclebrhan mit seiner Show „Teddy“ gastieren. Seit Dienstagmittag ist klar: Der erste von vier Auftritten des Comedian (Mittwoch bis Samstag) wird auf Sonntag (8. Juni) verlegt. Karten behalten ihre Gültigkeit, verkündet der Veranstalter Konzertbüro Schoeneberg über die Arena-Webseite. Wer am 8. Juni keine Zeit hat, kann sich die Kosten für das Ticket an der Vorverkaufsstelle erstatten lassen, bei der es gekauft wurde.
Welche anderen bedeutenden Orte oder Einrichtungen sind von der Evakuierung betroffen?
Zum Beispiel drei Brücken (Severinsbrücke, Deutzer Brücke, Hohenzollernbrücke), der Rhein zwischen Rheinauhafen und Hohenzollernbrücke, zwei oder sogar alle drei Kranhäuser, die gesamte Altstadt, der LVR, der Sender RTL sowie neun Schulen, diverse Kitas und ein wesentlicher Teil der innerstädtischen Fußgängerzone, vor allem die Hohe Straße ab Höhe Minoritenstraße bis zur Hohe Pforte und die Schildergasse bis zur Straße An St. Agatha. Der Dom liegt knapp außerhalb der Sperrzone.
Was bedeutet das alles für die KVB?
Die Bombenentschärfung wird auch Auswirkungen auf die Bus- und Bahnlinien der KVB haben, die in dem Bereich verkehren. Betroffen sind die Stadtbahnlinien 1, 3, 4, 5, 7, 9, 14 und 17 sowie die Buslinien 106, 132, 133, 153, 171 und 196, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
- Die Stadtbahnlinie 7 wird ab 8 Uhr zwischen „Baumschulenweg“ und „Neumarkt“ getrennt. Von Zündorf kommend endet die Linie 7 am „Baumschulenweg“, von Frechen kommend, wird die Linie 7 nach Ostheim geleitet, wobei an den Haltestellen „Heumarkt“, „Deutzer Freiheit“ und „Bf. Deutz Messe“ kein Fahrgastwechsel stattfindet.
- Ab 8 Uhr werden die Linien 1, 3, 4, 9, 14 und 17 den Evakuierungsbereich ohne Halt durchfahren. Für die Linien 1 und 9 heißt das: Die letzten Haltestellen, an denen ein Fahrgastwechsel möglich ist, sind „Neumarkt“ und „Deutz Technische Hochschule“.
- Bei den Linien 3, 4 und 14 sind die letzten Stationen, bei denen ein Fahrgastwechsel möglich ist „Koelnmesse“ und „Poststraße“.
- Auf der Stadtbahnlinie 17 ist der letzte Fahrgastwechsel am „Kartäuserhof“ möglich. An der „Severinstraße“ kann nicht mehr ein- und ausgestiegen werden.
- Die Stadtbahnlinie 5 endet am „Dom/Hbf“, die Haltestellen „Rathaus“ und „Heumarkt“ können nicht bedient werden.
- Die Buslinien 106, 132 und 133 werden vom Chlodwigplatz über die Nord-Süd-Fahrt zum Breslauer Platz geleitet.
- Die Buslinie 153 fährt bis zur Haltestelle „Deutz Technische Hochschule“.
- Die Linie 171 wird ab Wiener Platz im Zuge der Linie 159 nach „Poll Salmstraße“ abgeleitet.
- Die Buslinie 196 muss ihren Fahrbetrieb für die Zeit der Evakuierung einstellen.
Für den Zeitraum der Entschärfung müssen die Linien dann komplett getrennt werden. Wann genau das sein wird, lässt sich derzeit noch nicht absehen, teilt die KVB mit.
Welche Auswirkungen hat die Sperrung auf die Deutsche Bahn?
Der Regional- und Fernbahnhof Köln Messe/Deutz befindet sich ebenfalls im Evakuierungsgebiet. Genaueres zu Auswirkungen der Bombenentschärfung ist zwar noch nicht bekannt (Stand 3.6., 11 Uhr). Die Bahn informiert auf zuginfo.nrw die Fahrgäste allerdings schon mal über die bevorstehenden Maßnahmen.
- RE 1 (RRX) Aachen–Köln–Düsseldorf–Duisburg–Essen–Dortmund–Hamm
- RE 3 Düsseldorf–Duisburg–Oberhausen–Gelsenkirchen–Dortmund–Hamm
- RE 5 (RRX) Koblenz–Bonn–Köln–Düsseldorf–Duisburg–Oberhausen–Wesel
- RE 6 (RRX) Köln/Bonn Flughafen–Neuss–Düsseldorf–Duisburg–Essen–Dortmund–Hamm–Bielefeld–Minden
- RE 7 Rheine–Münster–Hamm–Hagen–Wuppertal–Köln–Neuss–Krefeld
- RE 8 Mönchengladbach–Köln–Köln/Bonn Flughafen–Troisdorf–Bonn-Beuel–Koblenz
- RE 9 Aachen–Köln–Troisdorf–Au (Sieg)–Betzdorf–Siegen
- RE 22 Köln–Euskirchen–Gerolstein
- RB 24 Köln–Euskirchen–Kall/Gerolstein
- RB 25 Köln–Overath–Engelskirchen–Marienheide–Meinerzhagen–Lüdenscheid
- RB 26 Köln Messe/Deutz–Köln–Bonn–Koblenz–Mainz
- RB 27 Mönchengladbach–Rommerskirchen–Köln–Troisdorf–Bonn-Beuel–Koblenz
- RB 38 Köln Messe/Deutz–Horrem–Bedburg
- RB 48 Wuppertal-Oberbarmen–Solingen–Köln–Bonn–Bonn-Mehlem
- S 6 Köln-Worringen–Köln–Düsseldorf–Ratingen–Essen
- S 11 Bergisch-Gladbach–Köln–Neuss–Düsseldorf–Düsseldorf Flughafen Terminal
- S 12 Au (Sieg)–Hennef–Troisdorf–Köln/Bonn Flughafen–Köln–Horrem
- S 19 Au (Sieg)–Hennef–Troisdorf–Köln/Bonn Flughafen–Köln–Horrem–Düren
Auch der Fernverkehr wird von den Maßnahmen beeinträchtigt sein. Die betroffenen Züge müssen umgeleitet werden und verspäten sich, teilte die Bahn mit. Das Unternehmen arbeite an einem Ersatzfahrplan für den Zeitraum der Bombenentschärfung, heißt es weiter.
Reisende werden gebeten, sich vor Reiseantritt über ihre Verbindung auf bahn.de, im DB Navigator oder bei der telefonischen Reiseauskunft 030/2970 zu informieren.
Der Hauptbahnhof selbst liegt nicht im Evakuierungsbereich, wohl aber die südliche Zufahrt über die Hohenzollernbrücke sowie der Deutzer Bahnhof, ein Verkehrsknotenpunkt auch für den Fernverkehr. Konkrete Auswirkungen oder Umleitungen konnte ein Bahnsprecher am Montagnachmittag noch nicht benennen.