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Junge Models missbrauchtKölner Kinderfotograf erneut vor Gericht – Teilfreisprüche aufgehoben

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Der beschuldigte Kinderfotograf Achim L. mit seiner früheren Verteidigerin Denise Sommer beim Prozess in erster Instanz.

Der beschuldigte Kinderfotograf Achim L. mit seiner früheren Verteidigerin Denise Sommer beim Prozess in erster Instanz.

Achim L. war ein sehr erfolgreicher Kinderfotograf. Nun droht ihm eine noch höhere Strafe.

Der früher weltweit erfolgreiche Kinderfotograf Achim L. muss sich wegen des sexuellen Missbrauchs seiner minderjährigen Models ab dem 18. September erneut vor dem Landgericht Köln verantworten. Es wurden 19 Verhandlungstage bis Ende Dezember angesetzt, wie das Gericht auf Nachfrage mitteilt. Die hohe Anzahl der Termine lässt auf eine äußerst strittige Verhandlungsführung schließen.

Köln: Staatsanwaltschaft hatte zehneinhalb Jahre Haft gefordert

Ein pauschales Bestreiten dürfte dem Angeklagten in vielen Fällen nicht mehr helfen. Denn mehrere Missbrauchstaten stehen bereits rechtskräftig fest. Im neuen Verfahren geht es nur noch um die Fälle, bei denen in erster Instanz ein Freispruch ausgesprochen wurde. Vier Jahre und zehn Monate Haft hatte es im Jahr 2022 dennoch geheißen – nun droht dem Fotografen eine deutlich höhere Strafe.

Mit einem Kopfschütteln hatten mehrere Prozessbeteiligte das erste Urteil gegen Achim L. quittiert. Die Staatsanwaltschaft hatte zehneinhalb Jahre Gefängnis gefordert. Der Richter sah einige Fälle als erwiesen an, während er in anderen Fällen auf Freispruch erkannte. Nicht, weil man den Opfern nicht glaube, hatte der Richter erklärt. Sondern, weil man die Taten örtlich und zeitlich nicht konkret zuordnen könne.

Köln: Bundesgerichtshof hob Teilfreisprüche auf

Die ergangenen Schuldsprüche bestätigte der Bundesgerichtshof, die Freisprüche hoben die obersten Richter auf. Dass die Missbrauchstaten sich nicht in einer für eine Verurteilung genügenden Weise konkretisieren ließen, sei nicht rechtsfehlerfrei begründet, hatte der BGH moniert. Vielmehr habe das Landgericht in erster Instanz „überspannte Anforderungen an den Nachweis konkreter Taten gestellt“.

Prozessbeobachter führten das milde Urteil in erster Instanz auf die Unerfahrenheit des damaligen Richters in Missbrauchssachen zurück – nun übernimmt der erfahrene Richter Christoph Kaufmann. Dessen auf Sexualstraftaten zum Nachteil von Kindern spezialisierte Strafkammer war damals nicht zum Zuge gekommen, weil sie mit mehreren Umfangsverfahren und Haftsachen ausgelastet war.

Die Vorwürfe gegen Achim L. reichen zurück bis ins Jahr 1999. Damals soll der Mann laut Anklage einen zwölfjährigen Jungen im Schwimmbad eines Disney-Resorts in Florida missbraucht haben. 2002 soll er mit zwei Jungen zum Shooting nach Sardinien gefahren sein; es sei zu Übergriffen im Schlaf gekommen. Auch beschreibt die Anklage den Übergriff auf einen Zehnjährigen auf den Malediven.

Kölner Gericht: Asexuelle Beziehungen zu Modelmüttern geführt

Durch mehrere – laut Gericht aber völlig asexuelle – Beziehungen zu Müttern der Kindermodels habe dieser die Nähe zu den Jungen gesucht. „Hochgradig manipulativ“ nannte der Richter das Vorgehen des Fotografen. Sechs mittlerweile erwachsene Nebenkläger werden am neuen Prozess teilnehmen. Einer von ihnen war nach dem ergangenen Freispruch in seinen Fall völlig frustriert.

Dem Vernehmen nach hat sich Achim L. mit seinen bisherigen Verteidigern, dem Kölner Ehepaar Ulrich und Denise Sommer, überworfen. Der Angeklagte, der sich auf freiem Fuß befindet, wird nun von einer Kanzlei aus dem norddeutschen Kiel vertreten. Eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei der Kanzlei mit der Bitte um Stellungnahme blieb zunächst unbeantwortet.