Matthias Maurer berichtete beim Empfang zum Königstag in der Wolkenburg von seinen Erfahrungen im All. Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur folgten der Einladung der niederländischen Honorarkonsulin.
„Die ISS ist der friedlichste Ort überhaupt“Astronaut Matthias Maurer spricht beim Koningsdag über Weltraumspaziergänge

Die Honorarkonsulin der Niederlande Rafaela Wilde (2.v.l.) hat zum „Koningsdag“ die Botschafterin der Niederlande Hester Somsen (2.v.r.) sowie den ESA-Astronauten Matthias Maurer (l.) in die Wolkenburg eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Bettina Böttinger (r.).
Copyright: Arton Krasniqi
Für gewöhnlich steht der niederländische „Koningsdag“ ganz im Zeichen der Tradition. In diesem Jahr jedoch lag der Fokus klar auf der Zukunft – zumindest am Montag in der Kölner Wolkenburg. Dorthin lud die Honorarkonsulin der Niederlande, Rafaela Wilde, nämlich zum Empfang und einem Vortrag des deutschen ESA-Astronauten Matthias Maurer ein. Neben den Erlebnissen während seines halbjährigen Aufenthalts auf der Raumstation ISS sprach der Astronaut über paneuropäische Zusammenarbeit sowie Gefahren in einem potenziellen Krieg.
Niederlande gehören zu Deutschlands wichtigsten Handelspartnern
Doch bevor Maurer im Gespräch mit Moderatorin Bettina Böttinger auf Raumfahrtthemen eingehen konnte, wandte sich die Honorarkonsulin zunächst an das Publikum aus der Kölner Politik, Wirtschaft und Kultur. So hörten neben dem Bürgermeister der Stadt Köln Andreas Wolter unter anderem Schauspieler Dietmar Bär und der ehemalige OB Kölns, Jürgen Roters, aber auch Grünen-OB-Kandidatin Berivan Aymaz oder SPD-Kandidat Torsten Burmester die Ansprache von Wilde. Sie betonte: „Das Ziel der heutigen Veranstaltung ist, gerade in und wegen der schwierigen Zeiten, in denen wir uns befinden, einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft zu werfen.“

Prominentes Publikum: Schauspieler Dietmar Bär (l.) zählte zu den zahlreichen namhaften Gästen des Abends.
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Außerdem betonte sie die enge Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Köln, die auch Hester Somsen, seit Oktober 2024 Botschafterin der Niederlande in Deutschland, hervorhob. „Nicht Frankreich oder Großbritannien, sondern die Niederlande sind direkt nach den Großmächten Deutschlands wichtigster Handelspartner. Sowohl wegen der Menge an Exportgütern, als auch durch den Austausch an Arbeitskräften wird das deutlich. Insgesamt 50.000 Niederländer und Deutsche überqueren täglich die Grenze, um im jeweils anderen Land zu arbeiten“, erklärte Somsen. Daher appellierte sie auch an die weitere enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden sowie an die Ausweitung internationaler Verständigung.
1.000.000 Anträge auf neue Satelliten
Diese war auch eines der Kernanliegen von Maurer. Nostalgisch blickte er auf seine fast sechsmonatige Zeit auf der Weltraumstation ISS zurück: „Die ISS ist der friedlichste Ort überhaupt.“ Das internationale Team aus Wissenschaftlern habe stets im gleichen Sinne und für die allgemeine Sache der Menschheit geforscht. In stressigen Zeiten habe Maurer dankbar Unterschlupf im Abteil seiner russischen Kollegen gefunden, die den Angriffskrieg ihres Heimatlandes auf die Ukraine genauso verurteilt hätten wie die restliche Besatzung: „Als wir am Tag des Kriegsbeginns von unserer Station auf die Welt herabgeblickt haben, waren wir alle enttäuscht. Enttäuscht davon, dass die Menschen auf der Erde den Fehler machen, der auf der ISS undenkbar schien – nämlich gegeneinander zu kämpfen, anstelle durch internationale Kooperation Errungenschaften zu verwirklichen, die kein Land alleine erreicht hätte.“
Trotz der bedrückenden Nachrichten von der Erde sei die Zeit auf der Raumstation Maurer in guter Erinnerung geblieben. „An meinem Geburtstag haben wir die größte Disco veranstaltet, die es je im Weltall gab“, erinnerte sich der Astronaut. „Mein erster Aufenthalt außerhalb der Raumstation war der intensivste Moment meines Lebens. Als ich vor die Tür getreten bin, wusste ich genau, dass um mich herum nur das unendliche Nichts ist – und 400 Kilometer unter mir dann Brasilien.“

Der Geburtstag des niederländischen Königs Willem-Alexander bildete den Anlass für das Zusammenkommen.
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Insbesondere das Problem wachsenden Weltraumschrotts nannte Maurer eine Herausforderung der gegenwärtigen Raumfahrt. So befänden sich rund 11.000 Satelliten im All, von denen etwa 3000 nicht mehr nutzbar, also de facto Müll seien. „Vor dem Hintergrund, dass es aktuell 1.000.000 Anträge auf neue Satelliten gibt, wird klar, dass es ein internationales Konzept zur Bereinigung geben muss“, meinte der Astronaut. Maurer wies auch auf das Potenzial hin, Weltraumtechnologien für negative Zwecke wie Kriege zu missbrauchen.
Das Fazit und die Aussicht des Vortrages allerdings blieben dennoch positiv. So schloss Maurer: „Der Grund, aus dem wir Raumfahrt betreiben, ist nicht rein finanziell. Es sind die Faszination für die unbekannte Ferne und die Liebe für das Weltall, die uns hinaustreiben.“ Maurer hoffe, durch seine Arbeit einen Beitrag zu leisten, beides zu erhalten. Für ihn könnte es außerdem bald auf den Mond gehen: Er ist einer von sechs Bewerbern auf drei Tickets für einen Mondflug, der bis 2030 durchgeführt werden soll. Sollte es Maurer gelingen, bei diesem Flug an Bord zu sein, wäre er der erste Deutsche auf dem Mond.