Projektmanager Volm soll sich „nahezu ausschließlich“ um das Wallraf-Richartz-Museum kümmern. Wie kann er dennoch die Opern-Sanierung retten?
Zwei Jobs für eine PersonKann der externe Projektmanager die Kölner Bühnen-Baustelle „nebenbei“ machen?

Projektmanager Jürgen Marc Volm vor dem Wallraf-Richartz-Museum.
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Der Mann, der Kölns Milliarden-Bühnen-Baustelle retten soll, dürfte dafür eigentlich gar keine Zeit haben. Seit Sommer 2024 ist der externe Projektmanager Jürgen Marc Volm mit Baudezernent Markus Greitemann dafür zuständig, Oper, Schauspiel, Kleines Haus und Kinderoper fertig zu stellen – doch seit August 2023 kümmert sich Volm schon um den Anbau des Wallraf-Richartz-Museums (WRM) sowie um die Instandsetzung des WRM-Haupthauses.
Und dafür suchte die Stadt laut einer gerade beendeten Ausschreibung zur Verlängerung von Volms WRM-Job eine „gestandene Persönlichkeit“, die die Stadt „unterstützt“. Die Ausschreibung war nötig geworden, weil Volms Arbeit mittlerweile den Schwellenwert der Europäischen Union (EU) von 221.000 Euro überschritten hatte. Seit vorigem Juni läuft der Bau.

Ein aktuelles Bild des Erweiterungsbau am Wallraf-Richartz-Museum, im Hintergrund das WRM-Haupthaus.
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Volm und seine Projektsteuerer-Firma Vellows setzten sich im März gegen einen Mitbewerber durch und erhielten den Folgeauftrag.
Aber in den Unterlagen hieß es: „Die Person muss dem Projekt nahezu ausschließlich zur Verfügung stehen, den komplexen Anforderungen des Projektes gerecht werden und sich proaktiv und persönlich um den Projekterfolg kümmern.“
Stadt rechtfertigt sich
Nahezu ausschließlich? Persönlich kümmern? Wie passt das damit zusammen, dass Volm die Bühnen-Baustelle ins Ziel bringen soll? Nach mittlerweile 13 Jahren Sanierung statt drei, nach all den Problemen, die bislang keiner in den Griff bekommen hat und die die Kosten haben explodieren lassen. Erledigt Volm das 798,6-Millionen-Euro-Projekt Bühnen nebenbei? Zusätzlich zum 159,3-Millionen-WRM-Bauvorhaben? Beide Summen sind die reinen Baukosten.

Bei einem Rundgang über die Opern-Baustelle erläuterten zuletzt Baudezernent Markus Greitemann (rechts) und Projektleiter Jürgen Marc Volm.
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Es geht um zwei der prominentesten und größten städtischen Bauprojekte, die beide aus unterschiedlichen Gründen nicht vorankamen. Und warum hat Volm die Ausschreibung gewonnen, wenn ein Kriterium ist, dass die Person „nahezu ausschließlich“ zur Verfügung stehen muss?
Die Stadt antwortet darauf, dass die genannten Anforderungen verdeutlichen sollte, wie zeitlich intensiv das Projekt ist. „Die Betreuung der Bühnen-Sanierung, in der Professor Volm ebenfalls für die Stadt Köln tätig wird, steht nicht in Konflikt zu dieser Anforderung. Dies ergibt sich bereits aus den unterschiedlichen Projektständen. Die Bühnen-Sanierung befindet sich in der Fertigstellungsphase, bei WRM wurden die Hochbau-Leistungen erst jetzt vergeben.“

Das Opernhaus am Offenbachplatz.
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Demnach kann die Verwaltung jederzeit intervenieren, wenn der Eindruck entstünde, Volm zeige zu wenig Präsenz, zudem würden ihn seine Vellows-Mitarbeiter unterstützen. Und die Verwaltung wollte, so teilt sie es mit, ausschließen, „dass – wie in der Praxis nicht selten – neben diesem Projekt zwei bis drei weitere Fremdprojekte an anderen Standorten leitend betreut werden“.
Ihrer Aussage nach hatte Volm die Verantwortung für das WRM-Projekt zunächst als „Pilotphase“ und „zeitlich begrenzt“ übernommen, so sah es demnach die erste nationale Ausschreibung der Aufgaben vor. Das war bislang nicht bekannt, auch in früheren Pressemitteilungen der Stadt war davon keine Rede.
Streitberger hörte aus gesundheitlichen Gründen auf
In einer Mitteilung vom 30. August 2023 heißt es beispielsweise, dass Volm seine Arbeit an der WRM-Erweiterung und der WRM-Sanierung aufgenommen hat: „Der Projektmanager ist für das Management und Steuerung aller an den beiden Projekten Beteiligten zuständig. Im Namen des Bauherrenvertreters erteilt er Arbeitsaufträge und trifft für beide Projekte alle notwendigen Entscheidungen.“ Und Peter Jungen, Vorsitzender des WRM-Stifterrats, sagte damals: „Herr Volm ist Mr. Erweiterungsbau.“
Volm ordnete Baustelle am Offenbachplatz neu
Ursprünglich hatte Ex-Baudezernent Streitberger die Bühnen fertigstellen sollen, dafür hatte er den Job nach der abgesagten Eröffnung im Jahr 2016 übernommen. Streitberger scheiterte an der Aufgabe. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bescheinigte Streitberger im Mai des Vorjahres, sein Allerbestes gegeben zu haben, „um das fast Unmögliche möglich zu machen“.
Streitbergers Nachfolger sollte Kölns teuerste Baustelle neu aufstellen, die Probleme lösen und ins Ziel bringen. Die Wahl fiel auf Volm, der den Alltag auf der Baustelle organisiert, und auf Greitemann, der übergeordnet als Baudezernent verantwortlich ist. Volm ordnete die Baustelle neu, weil die Koordination der ausführenden Baufirmen nicht funktionierte, um schnell genug voranzukommen.
Dafür verwendet Volm unter anderem mehr als tausend Notizzettel an den Wänden eines Raumes, um abzubilden, was noch wo erledigt werden muss. Auf Nachfrage, ob Volm für ein festgelegtes Budget arbeite, sagte die Verwaltung: „Nein, es handelt sich nicht um einen Pauschalfestpreisvertrag.“ Zur Höhe des Budgets äußerte sie sich nicht.
Infokasten der beiden Bauprojekte:
Erweiterungsbau Wallraf-Richartz-Museum und Sanierung des WRM
Kosten: 129,7 (Erweiterung) und 29,6 Millionen Euro (Sanierung)
Zeitpunkt: 2024 bis 2028 beziehungsweise 2026 bis 2028
Bühnen
Kosten: 798,6 Millionen Euro Baukosten (plus unter anderem Finanzierung und Interimsspielstätten sind es rund 1,465 Milliarden Euro)
Zeitpunkt: 2012 bis Ende 2025 beziehungsweise 2026, weil dann erst geprüft wird, ob die Technik harmoniert. Die Eröffnung könnte zur Spielzeit 2026/2027 stattfinden.