Andreas Hupke wirft seiner Partei Altersdiskiminierung vor. Am Sonntag legte er nach. Andere Grünen-Mitglieder raten ihm zum Rückzug.
„Die halten mich für völlig naiv“Kölner Bürgermeister Hupke weist Aussagen seiner Gegner zurück

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke will weiter in der Politik bleiben.
Copyright: Dirk Borm
Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (75) hat jetzt erklärt, warum er die Gesprächsangebote der Grünen nicht angenommen hat, über seine Zukunft nach der Kommunalwahl am 14. September dieses Jahres zu sprechen.
„Wenn es um das Thema ging, war die Rede von einem Termin, um zu besprechen, wann die Staffelübergabe stattfindet. Ich habe mich gefragt, was die überhaupt von mir wollen. Ich wollte und will ja nicht aufhören. Also habe ich abgelehnt, darüber zu sprechen, weil ich damit auch meine Bereitschaft zum Abdanken erklärt hätte“, sagte Hupke am Sonntag.
Hupke will als Einzelkandidat antreten
Wie berichtet, hatte Hupke am Freitag öffentlich erklärt, seine Mitgliedschaft bei den Grünen ruhen zu lassen, weil seine Partei ihn nicht mehr für die Wahl der Bezirksvertretung aufstellen wolle.
Hupke ist einer der bekanntesten Kommunalpolitiker Kölns: Der 75-Jährige ist seit 20 Jahren Bürgermeister für den Stadtbezirk Innenstadt inklusive Deutz mit 130.000 Einwohnern. Er wirft seiner Partei Altersdiskriminierung vor.
Hupke kündigte an, als Einzelkandidat zur Wahl anzutreten. Doch am Sonntag zweifelten das mehrere Beteiligte an, verwiesen auf das Kommunalwahlgesetz, das für Bezirksvertretungen nur Listen von Parteien oder Bündnissen vorsehe. Hupke antwortete, dass er das auch hinbekomme.
Ratlosigkeit bei vielen Beteiligten
Der neue Parteivorstand der Grünen mit Kirsten Jahn und Cyrill Ibn Salem an der Spitze hatte Hupke für sein unermüdliches Engagement gedankt, aber auch gesagt: „Es gab zahlreiche Gesprächsangebote, über seine Zukunft in der Kommunalpolitik zu sprechen, die von ihm bedauerlicherweise nicht wahrgenommen wurden.“
Zwei Tage nach Hupkes Ankündigung herrschte bei vielen Beteiligten eine gewisse Ratlosigkeit. „Die Grünen schießen eine Galionsfigur ab“, sagen die einen. Oder auch: „Der ist doch noch fit im Kopf.“ Und: „Die Grünen zeigen eine dilettantische Außendarstellung.“ Andere sagen hingegen: „Andreas Hupke hat den Zeitpunkt verpasst, in Würde abzutreten.“
Unna rät Hupke zum Aufhören
Einer, der offen spricht, ist das scheidende Ratsmitglied Ralf Unna. Unna sagte am Sonntag zu einer möglichen Einzelkandidatur Hupkes: „Ich halte die Pläne von Andreas Hupke für Quatsch – er sollte sich kein Beispiel am gescheiterten Bündnis Sara Wagenknecht nehmen. Er hat sich bleibende Verdienste für unsere Stadt und Partei erworben, die nur er selbst zerstören kann. Davon rate ich ab!“
Hupke sagte auf die Frage, ob es nicht irgendwann genug sei: „Nein. Ich werde mich solange einsetzen, wie ich zucke.“ Er habe seit Freitag viele positive Rückmeldungen erhalten. Der Ortsverband Innenstadt/Deutz der Grünen hatte am Freitag zur Ankündigung „ihres“ Bezirksbürgermeisters mitgeteilt: „Leider führten unsere frühzeitigen Gesprächsangebote nicht zu einem gemeinsamen Austausch mit Andreas Hupke.“
Viele Turbulenzen bei den Grünen
Der Ortsverband ist demnach „überzeugt, dass politische Verantwortung immer auch den Mut zur Veränderung und zur gemeinsamen Gestaltung von Übergängen erfordert“. Laut Hupke hielten ihn seine Gegner „für völlig naiv“.
Die Aufstellung der Liste der Grünen aus der Innenstadt für die Kommunalwahl findet am 18. Mai statt, die Fraktionsvorsitzende Julie Cazier gilt als mögliche Kandidatin für die Hupke-Nachfolge. Hupke selbst schloss aus, sich doch noch am 18. Mai zur Wahl zu stellen.
In den vergangenen Wochen standen die Grünen stark im Fokus: Zunächst gewann die vielfach kritisierte Kirsten Jahn Mitte März hauchdünn mit 51 Prozent die Wahl zur neuen Co-Parteivorsitzenden — ein Abwahlantrag ihrer Gegner fand keine Mehrheit.
Unna fordert neues Verfahren
Und bei der Aufstellung der Liste für die Kommunalwahl fanden wie berichtet zuletzt einige Namen keinen Platz oder nur weit hinten. Die Grünen-Mitgliederzahlen haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, die Abstimmungen sind daher weniger vorhersehbar als früher.
Beispielsweise fanden die beiden stellvertretenden Fraktionschefs Max Derichsweiler und Manfred Richter keine Berücksichtigung. Auch die Vorsitzende des Stadtentwicklungsauschusses, Sabine Pakulat und der erste Bürgermeister Andreas Wolter, schafften es nicht unter die besten 26 der Liste. Sie können nun nur in den Rat einziehen, wenn sie Wahlkreise direkt gewinnen.
Unna sieht das Aufstellungsverfahren der Partei kritisch und fordert „dringend“ eine Änderung: „Wir brauchen fachlich qualifizierte Vertreter unserer Partei und keine Betroffenheitsexhibitionisten, damit wir als stärkste Fraktion kommunal arbeiten können. Deshalb sollten wir unsere Prozesse und Qualitätsanforderungen dringend überdenken.“