Wegen der Bimmelbahnen schaffen es die Sicherheitskräfte kaum, die Sperrbaken rund um den Weihnachtsmarkt regelmäßig nach der Durchfahrt zu verschließen, beklagt die Bürgergemeinschaft Altstadt.
Offen wie ein ScheunentorWarum die Sicherheitssperren am Alter Markt nicht richtig funktionieren

Sonntag, 30. November: Der Weihnachtsmarkt am Alter Markt ist geöffnet, die Sicherheitseinrichtungen noch nicht. Die Bimmelbahn (rechts) muss über die Absperrung fahren. Das passiert im Laufe des Tages im Zehn-Minuten-Takt.
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Ist die Haltestelle der bei Touristen sehr beliebten Bimmelbahn vor dem Eingang zum Weihnachtsmarkt auf dem Alter Markt ein Sicherheitsrisiko? Zumindest aus Sicht der Bürgergemeinschaft Altstadt schon. Vor allem an den Adventswochenenden, wenn Hochbetrieb herrscht.
Weil die Züge von der Kleinen Budengasse kommend die Durchfahrt in kurzen Abständen passieren, müssen Mitarbeitende des Sicherheitsdienstes im Minutentakt zuerst die Straßenbaken in Höhe der Bürgerstraße wegschieben, anschließend die Stahlplatten der Abwehrvorrichtung an der Einmündung Bechergasse/Alter Markt niederlegen und wieder aufrichten und wenige Meter weiter in der Mühlengasse den gleichen Vorgang wiederholen.
Schon im Januar auf das Problem hingewiesen
Was wie eine Posse klingt, führt aus Sicht von Joachim A. Groth, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft dazu, dass die Sperren am Eingang zum Weihnachtsmarkt häufig erst gar nicht mehr aufgerichtet werden.
Am ersten Adventssonntag hat die Bürgergemeinschaft das mit Fotos ausführlich dokumentiert. Bei der Marktöffnung um elf Uhr ist kein Sicherheitspersonal zu sehen, die Sperren sind nicht aufgerichtet. Eine Viertelstunde später ist zumindest die Sperreinrichtung in der Mühlengasse aktiviert.

Der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma schließt die Baken.
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Später am Tag sind die Baken nur zum Teil geschlossen, bis alle Plätze in einer Bahn besetzt sind und sie abgefahren ist. Es sei denn, der nächste Zug wartet schon.
„Man hat ja Verständnis dafür, dass Touristen mit der Bimmelbahn auf öffentlichen Straßen zu den entfernteren Märkten am Neumarkt, Friesenplatz, Rudolfplatz und zum Schokoladenmuseum gefahren werden“, sagt Groth. Das müsse zwischen dem Weihnachtsmarkt am Dom und in der Altstadt aber nicht sein. Die wenigen hundert Meter zwischen den beiden Märkten ließen sich zu Fuß leicht bewältigen.
Bereits im Januar hatte die Bürgergemeinschaft nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres, nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, in einer Dokumentation, die an die Stadtdirektorin, den Polizeipräsidenten und die Ratsfraktionen ging, auf Sicherheitslücken hingewiesen.

Voll und ungesichert: Der Eingang zum Weihnachtsmarkt in der Altstadt am Nachmittag des ersten Adventssonntags.
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„Während des vierwöchigen Weihnachtsmarktes war der Eingangsbereich am Alter Markt de facto ungesichert“, heißt es darin wörtlich. Das habe daran gelegen, dass mehrere Züge hintereinander warten mussten, um Marktbesucher ein- oder aussteigen zu lassen.
In der Dokumentation fordert die Bürgergemeinschaft, die Bimmelbahnen nicht mehr in die Altstadt zu lassen. „Wir schlagen vor, dass zumindest für die Weihnachtszeit ordnungsbehördliche Genehmigungen für die sog. Bimmelbahn sich auf Transportfunktionen konzentrieren sollten. So können Besucher vom Dom/Burgmauer aus nach links abbiegend durch die Komödienstraße und Nord-Süd-Fahrt bis zum Neumarkt/Rudolfplatz gebracht werden oder nach rechts abbiegend durch den Tunnel über die Rheinuferstraße zum Schokoladenmuseum. Die Strecken werden vom Unternehmen ohnehin befahren und sind bekannt“, heißt es darin.
Es gibt keinen Grund, die Weihnachtsmärkte nicht zu besuchen
Der konkrete Vorgang sei ihm im Detail nicht bekannt, sagte Polizeidirektor Martin Lotz am Rande eines Rundgangs mit Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) über den Weihnachtsmarkt am Roncalliplatz. Aus seiner Sicht entstehen Staus wie bei der Bimmelbahn „spontan und stellen deshalb keine Gefahrenerhöhung dar.“ Grundsätzlich seien nur Situationen „anschlagsrelevant, wenn sie sich auch berechnen lassen.“ Die Kritik der Bürgergemeinschaft „kann ich im Moment nicht bewerten, aber das sollte so natürlich auch nicht sein“, so Lotz.

Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) und Polizeidirektor Martin Lotz (links) beim Rundgang über den Weihnachtsmarkt am Dom.
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Grundsätzlich gebe es keinen Grund, die Weihnachtsmärkte nicht zu besuchen. „Die Stadt, die Veranstalter und wir haben die Sicherheitskonzepte vorab noch einmal überprüft. Wir sind da sehr sensibel unterwegs. Wer etwas Verdächtiges beobachtet, ob jemand etwas mitführt oder sich auffällig verhält, sollte sich nicht scheuen, die Polizei anzusprechen und in Ausnahmefällen auch den Notruf 110 wählen.“
Aus Sicht der Stadt existiert das Problem nicht. „Die Bimmelbahn erfüllt als Weihnachtsmarkt-Express eine verkehrliche Funktion, weil sie die Touristen vier bis fünf Wochen lang zu den Weihnachtsmärkten in der Innenstadt bringt. Die sogenannten Überfahrtsperren werden nur für Berechtigte für einen kurzen Moment geöffnet, dazu zählen Anlieger mit Wegerecht, Quellverkehr sowie auch die Bahnen der Firma Wolters. Dies wurde bei der Planung der Sperre berücksichtigt.“

