Der WDR hat eine Firma zur Ausstattung seines neuen Filmhauses gefunden, doch die Sanierung dauert erneut länger. Die Kosten sollen nicht steigen.
Neues FilmhausWDR verzichtet nach Empörung über Kosten auf „einzelne“ Designmöbel

Das Filmhaus des WDR (Westdeutscher Rundfunk) steht mit seiner hellen Fassade an der Nord-Süd-Fahrt.
Copyright: Arton Krasniqi
Die Sanierung des Filmhauses des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hat mehrfach Schlagzeilen gemacht, weil externe Prüfer und sogar ein internes Gremium die Entscheidung für das Großbauprojekt kritisiert haben. Nun steht fest: Der Betrieb des Hauses startet erneut später als gedacht, dieses Mal drei Monate später ab dem 1. Dezember – und zunächst nicht mit voller Besetzung.
Mittlerweile hat der Sender eine Firma gefunden, die die Büro-Ausstattung übernimmt. In einer ersten Ausschreibung hatte der Sender vor allem teure Designermöbel gesucht (wir berichteten), was bundesweite Berichte in Zeitungen wie der „FAZ“ oder der „Süddeutschen“ nach sich gezogen hatte. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Worum geht es beim WDR-Filmhaus?
Um die Sanierung des Filmhauses an der Nord-Süd-Fahrt in der Kölner Innenstadt aus dem Jahr 1974. Seit 2018 lässt der WDR das Gebäude sanieren. Dort sollen einmal rund 700 Menschen crossmediale Inhalte liefern. Das Projekt verzögerte sich mehrfach und die Kosten explodierten: In der Auftragsbekanntmachung für die Projektsteuerung war vor rund zehn Jahren die Rede von einem „derzeitigen Kostenrahmen“ in Höhe von etwa 80 Millionen Euro. 2020 sollte der Bau beendet sein. Beides hat nicht ausgereicht. Mittlerweile sind es 240,1 Millionen Euro. Diese Summe hatte der Sender 2019 mitgeteilt.
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Das ist sechs Jahre her, die Baupreise sind gestiegen. Bleibt es wirklich bei den 240,1 Millionen Euro?
Ja – sagt der WDR. Demnach hat der Sender „mögliche Preissteigerungen berücksichtigt und einen Risikopuffer eingeplant“. Auch mögliche Einsparungen seien realisiert wurden. „Die Firmen haben während der gesamten Bauzeit im üblichen Umfang Nachträge gestellt, die in den aktuellen Kostenprognosen berücksichtigt sind“, sagte der Sprecher. Der Sender hatte vor zwei Jahren die Planung und Bauleistung der technischen Gebäudeausrüstung übernehmen müssen, weil vorher ein Dienstleister außerordentlich gekündigt hatte (wir berichteten).

Diese Visualisierung zeigt das Gebäude von außen.
Copyright: WDR/Buchner Bründler (bloomimage)
Wie ist der aktuelle Sachstand zur Inbetriebnahme des WDR-Filmhauses?
Die Inbetriebnahme verzögert sich laut eines Sprechers um drei Monate auf 1. Dezember. Laut eines früheren Bauzeitplans sollte sie eigentlich am 1. September starten (wir berichteten). Der Sprecher teilte mit: „Das Gebäude ist baulich schon früher fertiggestellt. Es fehlt jedoch ein bestimmtes technisches Bauteil, bei dem es zu Lieferverzögerungen gekommen ist. Ohne dieses können die Einzüge nicht beginnen.“ Welches das ist, teilte er nicht mit. „Alle übrigen baulichen und technischen Arbeiten, die für die Inbetriebnahme des Gebäudes notwendig sind, laufen planmäßig.“ Im „Frühjahr“ (O-Ton) 2026 sollen rund 90 Prozent der Arbeitsplätze genutzt werden. Das sei das Ziel.
Gibt es Besonderheiten rund um das Bauvorhaben?
Ja. Es steht in der Kritik von gleich mehreren Seiten, weil es sich um öffentliches Geld handelt, das der gebührenfinanzierte Sender ausgibt. Es gibt vier wesentliche Kritikpunkte. Erstens: Die Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) sperrte 69,1 Millionen Euro, die der WDR als Bedarf für die Sanierung angemeldet hatte. „Die Kommission sieht sich in ihrer Auffassung bestätigt, dass ein erheblicher Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeits- und Sparsamkeitsprinzip vorliegt.“ Das Geld blieb gesperrt, der Sender muss es selbst zahlen.
Zweitens: Laut Landesrechnungshof haben die Gremien des Senders wie Geschäftsleitung und Verwaltungsrat richtungsweisende Entscheidungen vor der Sanierung, vor allem zum Standort, „ohne fundierte, vorherige Untersuchungen getroffen“. Beispielsweise lag dem WDR-Verwaltungsrat kein grober Kostenrahmen vor. „Der Verwaltungsrat als Aufsichtsorgan hätte dem Projekt auf dieser Basis nicht zustimmen dürfen.“

Der Blick in das geplante Innere des Filmhauses.
Copyright: WDR/Buchner Bründler (bloomimage)
Was sind die anderen zwei Punkte?
Drittens: Eben jener Verwaltungsrat wird immer für fünf Jahre gewählt, laut Internetseite des WDR wird er auch Sachverständigengremium genannt. Und 2023 teilte sogar das damalige neunköpfige Aufsichtsgremium dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit, „dass der aktuelle Verwaltungsrat einstimmig der Auffassung ist, dass es in Zukunft wichtig ist, dass vergleichbare Bauprojekte sowohl von der Geschäftsleitung als auch von der Aufsicht stringenter entlang von etablierten Regeln der öffentlichen Hand geplant und realisiert werden“.
Und viertens: Im Sommer 2024 startete der WDR eine Suche für Möbel für das Filmhaus, vor allem fragte er Designermöbel an, beispielsweise Sessel für einen Listenpreis von jeweils rund 4500 Euro. Gregor Golland, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag und Mitglied des WDR-Rundfunkrates, sagte: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Gebührenzahler und ein Image-Gau zu Lasten der vielen anständigen WDR-Mitarbeiter, die jetzt massive öffentliche Kritik aushalten müssen.“ Auch der Deutsche Journalistenverband kritisierte die Ausschreibung. Später teilte der WDR mit, dass er die Suche neu starte.
Was sagte der WDR dazu?
Er verteidigte sich: „Weiterhin kommt der WDR in wesentlichen Punkten zu anderen Bewertungen als der Landesrechnungshof beziehungsweise die KEF.“ Er hält die Sanierung des Filmhauses weiterhin „klar für die wirtschaftlichste Lösung“.
Zu den Möbeln sagte der WDR, es seien fast „keine gleichwertigen, günstigeren Alternativen“ angeboten worden. Eine neue Suche hat laut einer Sprecherin nicht zu „deutlich mehr Angeboten“ geführt. Die Suche ist mittlerweile abgeschlossen, ein Unternehmen aus dem „Kölner Raum“ hat sich laut einer Sprecherin durchgesetzt. Demnach hat der WDR auch auf die Neuanschaffung von Bürostühlen und auf „vereinzelte Designstücke verzichtet“. Es ist laut der Sprecherin gelungen, bei etwa gleichen Stückzahlen, die Kosten um zwölf Prozent zu reduzieren.