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Kommentar

Karneval
Der Umsatz steigt vor allem, weil alles teurer wird – wie Kölsch

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2 min
13.02.2025, Köln: Sport - Lachende FC-Arena - Was habe sich die Jecken in der Lachenden Arena an Verpflegung zu Essen und Trinken mitgebracht? Foto: Thilo Schmülgen

Ein Fässchen und die Lachende Arena: Der Karneval ist den Jecken lieb - und teuer. Foto: Thilo Schmülgen

Wie sich der Karneval in Köln das Wirtschaftswunder schönrechnet. Unser satirischer Wochenrückblick.

Liebe Imis, liebe Heimathirsche!

Welch ein Zufall. Kurz vor dem Elften im Elften überrascht das Festkomitee Kölner Karneval (FKK) mit einer guten Nachricht. Corona? Krisen? Kriege? Null Prozent Wachstum? D‘r kölsche Jeck, er schunkelt's weg, in d’r Weetschaff op d’r Eck.

Die Wirtschaftskraft des kölschen Fasteleer ist im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit um 40 Prozent gestiegen. Das hat eine Unternehmensberatung herausgefunden. Im Auftrag des FKK. Der Karneval macht sich nackig. 40 Prozent! Das liegt knapp zehn Prozent über Kabänes-Niveau.

Das ist dem FKK-Präsidenten Christoph Kuckelkorn besonders wichtig. Also nicht der Kabänes, sondern das Niveau. Weil keiner so gut wie er weiß, dass die Wirtschaftskraft des Fasteleer allein wenig über die Bedeutung des wichtigsten Kölner Kulturguts aussagt.

Doch bevor wir jetzt selbstbesoffen wie 95 Prozent aller, die in einer Online-Umfrage den Karneval als einen „prägenden Lebensinhalt“ bezeichnet haben, uns an der nächsten Kneipe anstellen, um in der Warteschlange eine Karte für den Elften im Elften zu kaufen, weil uns das auf der Liste der Anwartschaften für Weiberfastnacht ganz nach vorne bringt, werfen wir einen Blick aufs Kleingedruckte des kölschen Wirtschaftswunders.

Kölsch wird immer teurer

Der ist ernüchternd, weil das Wunder so schnell in sich zusammenfällt wie der Schaum auf einem frisch gezapften Kölsch. Der Umsatz steigt vor allem, weil alles teurer wird. Orden und Ordner, Sekt und Säle, Konfetti und Kamelle. Vor allem das Kölsch.

Zwei für Nullzwei. Das war schon gewöhnungsbedürftig. Der Schmierstoff der fünften Jahreszeit dürfte in der kommenden Session je nach Beliebtheit der Kaschemme noch teurer werden, mindestens 2,50 kosten. Da ist man bei einem Herrengedeck, also einem Kölsch und einem Kuckelkörnchen, schnell durch. Von den Preisen in den Sälen ganz zu schweigen. Das wird nicht nur den „ahlen Mann“ beim Blick ins Portemonnaie ins Schwanken bringen. Weil er nicht weiß, wie lange er dem Luxusgut Kölsch noch die Stange halten kann.

Also heißt es Sparen. Doch bevor jetzt alle anfangen, Luftschlangen aufzubügeln, mit dem Locher in die Konfetti-Produktion einzusteigen oder die Millionen von Orden der vergangenen Jahre beim Schrotthändler gegen Bares einzutauschen, feiern wir einfach doch mal ein paar Nummern kleiner. Auf der Straße, in den Veedeln. Auf der Suche nach den Keimzellen des Brauchtums. Und passend zum Motto: Alaaf, mer dun et för Kölle.