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Alte Liebe rostet nichtDer Citroën Rosalie ist elegant und puristisch zugleich – und fast 100 Jahre alt

5 min
Ein Mann in blauer Jeans und weißem Shirt steht vor einem schwarzen Citroën Rosalie.

Frank Dellanna mit seinem Citroën Rosalie aus dem Jahr 1933

Frank Dellanna legte sich seine Citroën Rosalie wegen seiner Frau zu. In acht Jahren will er den 100. Geburtstag des Autos feiern.

Es ist ein sinnliches Erlebnis, eine Runde in Frank Dellannas Citroën Rosalie zu drehen. Weiche Sitze schmeicheln dem Fahrgast, der Blick fällt auf die verchromte Jaeger-Instrumententafel und die Temperaturanzeige am Ende der Motorhaube. Das 36-PS-Aggregat darunter arbeitet unüberhörbar, wurde aber einst wegen seiner elastischen Lagerung als besonders vibrationsarm beworben.

Frank Dellannas Rosalie stammt aus Pariser Fertigung, hätte theoretisch aber auch in Köln-Poll vom Band laufen können, wo Citroën bis in die 1930er Jahre ein Montagewerk betrieb. Der Arzt aus Braunsfeld sammelt schöne Dinge. Kein Wunder, dass er der Rosalie nicht widerstehen konnte.

  1. Typ: Citroën Rosalie 10A
  2. Baujahr: 1933
  3. PS: 36
  4. Hubraum: 1767 ccm
  5. Zylinder: 4
  6. Km/h max: 79
  7. Verbrauch: 10 Liter
  8. Gebaute Exemplare: Ca. 50 000
  9. Neupreis: Ca. 25.000 Francs
Lenkrad und Anzeigen im Innenraum eines Citroën Rosalie.

Das Interieur ist puristisch und elegant zugleich.

Deshalb habe ich sie:

Schuld ist meine Frau. Obwohl ich schon ein paar schöne Autos hatte, kam sie eines Nachmittags vom Einkaufen auf der Aachener Straße wieder und sagte: Mensch, heute habe ich mal ein richtig schönes Auto gesehen. Sie zeigte mir dann ein Foto von der Rosalie mit ihrem aktuellen Besitzer beim Einkaufen. Ich bemerkte eine Begeisterung bei meiner Frau, die ich bis dahin bei ihr so noch nicht gekannt hatte. Denn eigentlich ist sie überhaupt kein Autofan.

Mich faszinierte der Gedanke, ein Auto zu haben, das die Bezeichnung Oldtimer tatsächlich auf den ersten Blick vermittelt. Mit dem Besitzer kam ich dann in ein sehr freundliches Gespräch. Aus Altersgründen wollte er sich zufällig von dem Fahrzeug trennen – ein Glück für mich. Er hatte den Citroën in den 1970er Jahren als echten Scheunenfund aus Frankreich für 500 DM gekauft, importiert und in mühevoller Arbeit über Jahre komplett zerlegt und wieder aufgebaut.

Die Temperaturanzeige am Ende der Motorhaube des Citroën Rosalie.

Die Temperaturanzeige ist in eine elegante Kühlerfigur integriert.

Der besondere Vorteil, der mich dann auch überzeugte, war die Tatsache, dass alle Originalteile noch vorhanden waren. Darüber hinaus gab es drei Ordner, die die Dokumentation der Restaurierung enthielten. So wurden wir uns finanziell schnell einig und bei den ersten Probefahrten verlor ich die Scheu vor diesem doch etwas anders zu fahrenden Auto.

Das kann sie:

Sie kann ihren Besitzer sehr gut entspannen und ihn mit einem permanenten Lächeln von A nach B bringen. Viele Leute wollen von Rosalie ein Foto machen. Ihr ruhig laufender, langhubiger Motor beschleunigt sehr zuverlässig auch aus dem untersten Drehzahlbereich heraus, sodass seine drei Gänge absolut ausreichend sind. Fahrer und Beifahrer haben das Gefühl, auf ihrer Wohnzimmercouch durch die Landschaft zu schweben.

Das kann sie nicht:

Eigentlich kann sie alles, was ein Auto können sollte: fahren, lenken und bremsen. Nur alles nicht so agil und direkt, wie es bei modernen Fahrzeugen der Fall ist. Dem Chauffeur verlangt sie deshalb im dichten Verkehr volle Konzentration und vorausschauendes Fahren mit beiden Händen am Steuer ab. Leider nehmen viele andere Autofahrer nicht genug Rücksicht darauf, dass die Rosalie etwas schwerer zu manövrieren ist. Sie erwarten einfach zu viel von ihr und werden ungeduldig.

Der Motor des Citroën Rosalie unter der geöffneten Motorenhaube.

Der Motor ist nicht der schnellste, zeigt sich aber mittlerweile sehr solide.

Anders als ihr Nachfolger, der auch als Gangster-Citroën bekannte „Traction Avant“, ist die Rosalie nämlich kein Auto für Leute auf der Flucht. Daher sind Autobahnen nicht ihr bevorzugtes Terrain. Eine regelbare Heizung kann sie ebenfalls nicht vorweisen, dafür kann man die Frontscheibe nach vorne klappen und damit die Frischluftzufuhr regeln. Dieses Auto verschafft mir immer wieder ein echtes, unmittelbares Fahrerlebnis. Denn alles an ihm ist auf wenige essenzielle Dinge reduziert.

Das haben wir für sie getan:

Wir haben das Auto zu lange zu wenig bewegt. Das Klima in der Garage war wohl auch nicht optimal. Jedenfalls hatte der Motor nach einigen Jahren einen veritablen Schaden. Eine komplette Revision wurde notwendig. Die Ersatzteilbeschaffung hierfür war äußerst aufwändig, am Ende war nach circa vier Jahren Suche und Reparatur jedoch der originale Motor wieder in Ordnung und läuft seitdem unproblematisch.

Der Kofferraum des Citroën Rosalie.

Auf einer Ablage im Kofferraum führt Frank Dellanna das wichtigste Werkzeug mit.

Außer dieser Reparatur haben wir der Rosalie einen neuen Satz historischer Michelin-Reifen gegönnt. Die alten waren zwar vom Profil her noch völlig in Ordnung, jedoch einfach zu betagt. Ansonsten bedarf die Rosalie sehr wenig Aufwand, sie will nur regelmäßig gefahren werden.

Das haben wir erlebt:

Bei einem Oldtimertreffen auf dem Offenbachplatz am Opernhaus bat uns der Juror, zur besonderen Ehrung mit dem Fahrzeug auf die Bühne zu fahren. Da diese steil und schmal war, war das eine schweißtreibende Herausforderung. Wir hatten die Rosalie schließlich erst wenige Wochen. Ansonsten sind wir in den ersten Jahren auch das eine oder andere Mal liegen geblieben und hatten bei der Pannenhilfe einen gewissen Bekanntheitsgrad.

An einem Fahrzeug mit Sechs-Volt-Elektrik und historischen Bauteilen lässt sich meistens am Straßenrand nicht viel machen, sodass fast immer ein Transport notwendig war. Mittlerweile sind diese technischen Probleme jedoch glücklicherweise behoben. Die Beschäftigung mit der alten Technik gehört für mich zu den positiven Erfahrungen. Wenn eine Reparatur gelingt, ist dies ein wunderbares Gefühl, das lange anhält. An einem modernen Auto ist der Besitzer ja völlig entmündigt, was Reparaturen betrifft.

Das haben wir vor:

Definitiv noch mehr zu fahren mit dem schönen Auto, die eine oder andere Ausfahrt in die Eifel oder mit anderen Oldtimern zusammen wäre schön. Wir wollen auf jeden Fall erreichen, dass die Rosalie in acht Jahren ihren 100. Geburtstag mit uns bei guter Gesundheit feiern kann.

Aufgezeichnet von Tobias Christ