Die KVB hat ihre Probleme in einer Krisen-Pressekonferenz auf äußere Umstände geschoben – und verfolgt damit einen falschen Ansatz.
Kommentar zur Krisen-PressekonferenzDie KVB-Chefin duckt sich weg

Die Linie 18 am Barbarossaplatz in Köln
Copyright: Thilo Schmülgen
Wochenlang hat sich KVB-Chefin Stefanie Haaks nicht zur Krise des Kölner Nahverkehrs geäußert, jetzt duckt sie sich beim ersten Auftritt weg – obwohl fast jeder, der auch nur gelegentlich in eine Straßenbahn oder einen Bus steigt, bemerkt, was schief läuft.
In anderen Städten sei es genauso schlimm, die Umstände würden dem Vorstand die Arbeit erschweren, den Krankenstand habe man nicht vorhersehen können und überhaupt: Der Vorstand selbst will mit den chaotischen Zuständen nicht viel zu tun haben.
Das ist die falsche Herangehensweise. Zwar sind die Ausführungen alle nicht falsch, doch viel wichtiger ist es, auf das zu blicken, was in der Hand von KVB und Stadt liegt. Bessere Arbeitsbedingungen für die eigenen Fahrer etwa, transparente Informationen darüber, welche Bahnen nun pünktlich kommen und welche nicht und eine Umstellung des Fahrplans.
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Unvorbereitet in die Krise: KVB dünnt Fahrplan aus
Letzteres wurde nun nachgeholt – zu spät, wie Haaks selbst einräumt, aber immerhin: Der neue Fahrplan ist ein Fortschritt, weil es bald mehr Klarheit darüber geben wird, welche Bahnen fahren. Das grundsätzliche Defizit aber bleibt bestehen. Denn die Auslastung der Bahnen war zuletzt wieder nah dran am Vor-Corona-Niveau. Und der reguläre Fahrplan ist der Maßstab, an dem die Leistung der KVB zu bewerten ist.
Dass die Änderungen erst ab Anfang März gelten, irritiert. Die Vermutung, der Krankenstand könne zwischen Weihnachten und Karneval wieder sinken, erinnert an jene Fehleinschätzung der Krankenquote, die erst in die aktuelle Krise geführt hat. Ob die längeren Wendezeiten dreier Linien das Chaos bis dahin spürbar begrenzen können, ist zu bezweifeln.
Vieles, was in die Krise geführt hat, ist zwar nicht selbstverschuldet, doch die aktuelle Situation trifft die KVB erstaunlich unvorbereitet. Das ist bitter für die Kunden und es zeigt, dass die Stadt ihren eigenen Ansprüchen hinterherhinkt. Die zentrale Grundlage für die Verkehrswende ist ein stabiler und krisenfester öffentlicher Nahverkehr. Diesen gibt es in Köln derzeit leider nicht.