Träumerei oder doch realistische Möglichkeit? Seit Jahren kommt ein Stadion-Ausbau in Müngersdorf nicht voran. Aber wäre es tatsächlich möglich, sollte der FC darauf drängen?
Wird Südkurve zur roten Wand?1. FC Köln bezeichnet Stadion-Ausbau weiter als Ziel

Der Blick auf das Rhein-Energie-Stadion von oben.
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Die Ausbaupläne des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln für das städtische Rhein-Energie-Stadion sind in den vergangenen Jahren in den Hintergrund gerückt. Häufig ging es beim FC stattdessen um den jahrelangen Streit über den Ausbau der Fußball-Plätze am Geißbockheim, die schlechte Finanzlage des Klubs oder die sportliche Situation.
Doch laut FC-Geschäftsführer Philipp Türoff bleibt die Erweiterung des 2004 nach dem Umbau eröffneten Stadions in Müngersdorf ein Ziel. Derzeit fasst es rund 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Türoff spricht von Chancen
Türoff sagte: „Aktuell spielen wir in der Zweiten Liga und ein möglicher Stadionausbau ist kein akutes Thema. Doch strategisch gesehen ist und bleibt er ein Thema. Ein größeres Stadion würde dem 1. FC Köln viele Chancen bieten, beispielsweise die Südkurve zur roten Wand auszubauen.“
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Damit erneuerte Türoff seine Aussagen aus dem vergangenen April (wir berichteten). Damals sagte er: „Kurzfristig ist das nicht realistisch, aber keineswegs zehn Jahre aufgeschoben.“

So stellten sich die Planer 2019 das ausgebaute Rhein-Energie-Stadion vor.
Copyright: Gerkan, Marg und Partner
Seit Jahren themnatisiert der FC den möglichen Ausbai in seinen jeweiligen jährlichen Geschäftsberichten, dort heißt es: „Darüber hinaus gibt es Überlegungen, die Kapazität im RheinEnergie-Stadion auf bis zu 75.000 Zuschauer zu erweitern.“ Aber wäre das wirklich realistisch, wenn der FC darauf drängen würde?
Mitglieder des Stadtrats bezeichnen mögliche Ausbau-Pläne als „Träumerei“, die Stadt geht derzeit von Verlusten in Milliarden-Euro-Höhe bis 2029 aus und muss sparen. Schon 2019 war etwa auf der Facebook-Seite der Kölner FDP zu lesen: „Jagen wir keinen Luftschlössern hinterher, bleiben wir realistisch.“
Sportstätten mit Defiziten
Das Stadion gehört der städtischen Tochtergesellschaft Kölner Sportstätten (KSS), der FC pachtet es von ihr, der aktuelle Vertrag gilt bis 2034. Sie macht seit Jahren Defizite mit ihren Spielstätten, sie betreibt unter anderem das Süd- oder das Rad-Stadion.
Und das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hat seine Umschichtungen im städtischen Haushalt 2025/2026 unter anderem damit finanziert, dass die Sportstätten zwei Millionen Euro weniger Zuschuss erhalten. Die Lage wird also eher schlechter als besser für die KSS.
Ex-Präsident Spinner sprach von Millionen-Umsätzen
Sie wollte sich auf Anfrage nicht zu einem möglichen Stadionausbau äußern. Vor sechs Jahren hatte sie eine Computer-Zeichnung des Hamburger Planungsbüros Gerkan, Marg und Partner veröffentlicht, die das Stadion nach einem möglichen Ausbau zeigt.
Denn die Pläne waren vor Jahren schon mal deutlich konkreter. Der damalige FC-Präsident Werner Spinner hatte 2017 gesagt: „Wenn wir den durchschnittlichen Besuch nach einem Ausbau auf 75.000 Plätze auf mehr als 60.000 Zuschauer erhöhen können, bedeutet das zehn bis 15 Millionen Euro mehr Jahresumsatz. Es gibt keinen anderen Bereich, in dem solche Steigerungen möglich wären.“
Stadion müsste in die Höhe wachsen
Zwei Jahre später lag das Ergebnis einer sogenannten „planungsrechtlichen Sondierung“ vor. Sie betrachtete zwei Varianten, eine mit einer Kapazität von 67.750, die andere mit 75.120 Plätzen. Demnach müsste das Stadion in der Breite um zehn bis 15 Meter wachsen. Und 2019 hieß es, nach oben müsste es rund zehn Meter höher werden.
Das Ergebnis der Prüfung: „Aus Sicht des Verfassers gibt es allerdings keine Kriterien, die eine Realisierbarkeit des Vorhabens von vorneherein ausschließen.“
Kosten von mehr als 215 Millionen Euro
Allerdings betrachte die Analyse nicht, ob ein Ausbau die „bauordnungsrechtlichen Genehmigungsvoraussetzungen“ erfüllt, im KSS-Aufsichtsrat war damals die Rede von erheblichen Herausforderungen, auch das Architektenbüro Speer führte diese schon 2017 auf.
Dazu zählen unter anderem der Lärmschutz, der Verkehr, der Denkmalschutz der angrenzenden Abel-Bauten und mögliche Klagen von Anwohnern. Sie gelten als sehr wahrscheinlich, zumal es eine neue Baugenehmigung braucht für den Ausbau.
Mindestens 215 Millionen Euro sollte die große Aufstockung auf 75.000 Plätze laut einer damaligen Schätzung kosten. Angesichts der Baukostensteigerungen dürfte die Summe heute viel höher liegen. Die Frage wäre auch, ob und wie sich KSS und FC die Kosten teilen würden, zumal der Klub am Geißbockheim auch ein neues Leistungszentrum für rund 50 Millionen Euro bauen will.
Rejek: Keine geschlossene Veranstaltung
Türoff sagte jetzt: „Von der Architektur her ist das Stadion sehr gut zu erweitern. Das wäre modular möglich. Die reine Steigerung der Zuschauerzahl ist dabei nicht der einzige Hebel, es geht auch um die Nutzbarkeit für Veranstaltungen, beispielsweise mit einem Dach oder weiteren Logen.“
Der Klub deckelt den Dauerverkauf seit Jahren bei 25.500 Exemplaren. Der frühere FC-Geschäftsführer Markus Rejek hatte das 2023 damit begründet, „weil aus dem schönsten Stadionerlebnis Deutschlands keine geschlossene Veranstaltung werden soll“.
Türoff sieht das ähnlich, er sagte: „Da die Dauerkartenbesitzer selten ihre Karten zurückgeben, werden die Besucher auch immer etwas älter und es gibt kaum Möglichkeiten für einen Austausch. Wir bekommen also nur wenig potenzielle Neukunden in das Stadion, aber wir müssen auch jüngere Zielgruppen erschließen. Das ist ein Dilemma und das Stadion limitiert uns ein Stück weit.“