Zu Ehren des Grafen Zeppelin wurde in Weiden im Jahr 1909 eine Linde gepflanzt. Ob dort heute noch derselbe Baum steht, ist unklar.
Köln früher und heuteWelche Spuren der Zeppelin-Hype hinterlassen hat

1909 war die Bahnstraße noch ein Feldweg und die "Zeppelin-Linde" ein kleines Bäumchen in Weiden.
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Ein 136 Meter langer Gigant hielt die Kölner am 5. August 1909 in Atem. Alle Blicke richteten sich zum Himmel, viele Menschen kletterten auf Dächer, um besser sehen zu können. Die Kölnische Zeitung hielt das Schauspiel in diesen Worten fest: „In ruhigem Zuge gleitet der Luftkreuzer durch das sonnendurchflimmerte Meer, hebt sich, senkt sich, überquert die Stadt von Ehrenfeld her über die Apostelnkirche hinweg zum Rhein, wendet dann mit stolzer Ruhe, nimmt mit elegantem Bogen die Domtürme in Dreiviertelhöhe und zieht dann mit sicherm Kurs der großen Halle zu, die ihn fürderhin bergen soll.“ Der Zeppelin LZ 5 ist da, gesteuert von seinem Konstrukteur Graf Zeppelin persönlich. So sieht die Zukunft aus.

Die "Zeppelin-Linde" in Weiden wächst weiter, möglicherweise ist sie aber nicht mehr das Original, das 1909 zu Ehren Graf Zeppelins gepflanzt wurde.
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Im Örtchen Weiden, erst 1975 nach Köln eingemeindet und damals Teil der Bürgermeisterei Lövenich, ist die Freude über diese technische Errungenschaft schon Monate zuvor groß. Etwa 20 Mitglieder des Weidener Verschönerungsvereins pflanzen an Ostersamstag 1909 eine Linde zu Ehren des Grafen Zeppelin.
In Bickendorf wird eine Luftschiffhalle gebaut
Zu dieser Zeit beginnt in Bickendorf der Bau einer Luftschiffhalle. Mit 152 Meter Länge, 50 Metern Breite und fast 30 Metern Höhe entsteht eine Großgarage, die dazu dient, verschiedene Luftschifftypen auf ihre Kriegstauglichkeit zu testen. Auch LZ 5 soll hier parken. Als der Zeppelin am 5. August um 11.40 Uhr in die Halle eingefahren wird und der Graf aus der Gondel steigt, kennt der Jubel keine Grenzen.

In Bickendorf wurde 1909 eine gigantische Garage für Luftschiffe gebaut.
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Der Zeppelin-Hype ist längst vorbei. LZ 5 stürzte bereits 1910 ab, die Luftschiffhalle existierte vermutlich nur bis in die 1920-er Jahre hinein. Die „Zeppelin-Linde“ auf der dreieckigen Grünanlage zwischen Bahnstraße, Goethestraße, Schillerstraße und Eichendorffstraße wächst unterdessen weiter.
Möglicherweise hat die ursprüngliche Linde den Krieg nicht überstanden
Henry Faust, der mehrere Bücher über Weiden geschrieben hat, vermutet allerdings, dass es sich nicht mehr um den ursprünglichen Baum handelt, der hier gedeiht, sondern um eine Neupflanzung aus den 1950-er Jahren. Eventuell habe die erste Linde den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden: „Gerade an der Bahnstraße hatten wir so manche Bombentreffer“, sagt Faust. Der Standort der Linde sei jedoch unverändert geblieben.
Die treibenden Kräfte hinter der Baumpflanzung seien Emil Schreiterer und Bernhard Below gewesen, so Faust: „Das waren die Architekten, die hier versucht haben, eine ‚Colonie der kleinen Landhäuser‘ zu bauen.“ Die ab 1905 zwischen der Aachener Straße und der Eisenbahnstation Lövenich geplante Wohnsiedlung richtete sich an betuchte Käufer, blieb aber unvollendet. Der Grünstreifen mit der Linde, in Weiden auch Zeppelin-Plätzchen genannt, gehört heute zum historischen Kern des Stadtteils. Über die feierliche Baumpflanzung unterrichteten die Architekten den Grafen Zeppelin damals persönlich in einem Telegramm. Über eine Antwort ist nichts bekannt.

