Hier geht es nicht um Perfektion, sondern um Freude, Gemeinschaft und Bewegung mit Kind.
„Eine richtige Cardio-Einheit“Bei „Groovy Baby“ tanzen Kölner Mütter mit dem Nachwuchs in der Trage

Sie tanzen mit Baby in der Trage: Teilnehmerin Jessica Arnold (l.) und Tanzlehrerin Carolin Schwope (r.)
Copyright: Charlotte Groß-Hohnacker
„When I'm not with you, I lose my mind, give me a sign“ tönt es aus der Musikbox in der Tanzschule im Eichenforst in Dellbrück. Es läuft Britney Spears mit „… Baby One More Time“. Carolin Schwope geht mit einem Kreuzschritt im Takt nach rechts, acht Frauen folgen ihr. „Und die andere Seite“, ruft sie und zeigt mit der Hand die Richtung an. Bei „Oh, baby, baby“ schlafen einige der anwesenden Babys schon. Die, die noch wach sind, glucksen vergnügt in ihrer Trage – und wippen mit dem Kopf fast im Takt der Musik.
„Groovy Baby“ heißt die Tanzgruppe, die sich jeden Donnerstagvormittag in der Tanzschule trifft. Zwölf Mütter sind aktuell angemeldet. Sie alle kommen mit Baby – und mit Trage. Beim ersten Kurs im August 2025 hatte Tanzpädagogin Carolin Schwope ihre eigene Tochter noch vor der Brust. Inzwischen ist sie 17 Monate alt – und für das Tanzen mit Trage langsam zu schwer.

Bei Groovy Baby läuft Popmusik. Die Mamas stehen bei der Musikauswahl im Vordergrund.
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Schwope tanzt, seit sie sechs Jahre alt ist. In der Ballett-Dance Akademie in Dellbrück hat sie selbst angefangen – und unterrichtet dort heute als freiberufliche Tanzpädagogin Modern Dance, Jazz und Hip-Hop. Für die Ausbildung ist sie drei Jahre nach München gegangen. Auf der Bühne wollte sie aber nie stehen, viel lieber hat sie schon immer ihre Leidenschaft für den Tanz an andere vermittelt. Als das während der Schwangerschaft wegfiel, sei das am Anfang schwer für sie gewesen: „Mir hat die Bewegung und die Verbindung zu anderen so gefehlt. Da dachte ich, das muss sich doch irgendwie mit dem Baby verbinden lassen.“
Ihre Tochter habe damals fast ausschließlich in der Trage gelebt. So entstand die Idee zu Groovy Baby. Werbung machte Schwope über Instagram, Flyer und Hebammen – und beim ersten Kurs waren direkt zehn Mütter dabei. Der Kurs richtet sich an Mütter und Väter mit Babys zwischen drei und 18 Monaten. Väter seien bisher zwar noch nicht gekommen, „aber sie sind genauso willkommen – genau wie Schwangere“, so Schwope.
Tanzen zu Britney, statt zu Kindermusik
Während der Stunde laufen bekannte Poplieder. „Mir ist wichtig, dass es Musik für die Mamas ist. Kindermusik hören wir alle schon genug“, sagt Schwope und lacht. Die Choreografien entwickelt sie selbst – beckenbodenfreundlich und so, dass die Babys sanft mitschwingen, nicht geschüttelt werden. Ein paar Rückbildungskurse sollten die Mütter absolviert haben, abgeschlossen muss das aber nicht sein.
Bei „Hey mama, mama, hey mama, ma“ zeigen die Mütter gegenseitig aufeinander. Jessica Arnold singt mit. Vor ihrer Brust schläft Matteo, dreieinhalb Monate alt. „Ich hatte am Anfang echt Respekt davor, ob das klappt“, sagt sie. „Normalerweise schläft er nie in der Trage. Aber hier – ab Sekunde eins.“ Sie selbst sei eigentlich „kein Tanzmensch“, aber hier sei es die perfekte Mischung: Bewegung, andere Mütter treffen, Spaß haben. „Es ist eine richtige Cardio-Einheit. Man geht hier meistens verschwitzt raus. So ein Baby in der Trage kann schon so sieben Kilogramm plus wiegen.“ Am Ende der Stunde wacht Matteo wieder auf und wippt mit den Füßen im Takt.

Jessica Arnold und Matteo sind zum dritten Mal bei Groovy Baby.
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Technik steht nicht im Vordergrund. „Bei den Kniebeugen geht jede nur so weit runter, wie es sich für euch gut anfühlt!“, ruft Schwope von vorn und geht tief in die Knie. Perfektion ist zweitrangig – Hauptsache, die Stimmung stimmt. Im normalen Unterricht sei sie strenger, da wolle sie ihre Schülerinnen voranbringen. Hier gehe es um Freude – und darum, dass die Mamas Zeit für sich haben, ohne das Baby abgeben zu müssen.
„Wenn die Mama zufrieden ist, merkt das auch das Baby“, sagt Schwope. „Es geht darum, neue Energie zu tanken, sich die müden Augen wegzutanzen.“ Für viele Mütter sei die Trage ein Symbol geworden – für Nähe und Flexibilität im Alltag.
Wir grooven, wir tragen, wir strahlen
Auf Instagram hatte Schwope ein Video von tanzenden Müttern in den USA gesehen – das war die Inspiration. In Berlin gebe es inzwischen ähnliche Angebote, in Köln und Umgebung sei sie aber noch die einzige. Für die Zukunft plant sie, ihr Angebot auszubauen – gern auch linksrheinisch.

„We groove, we carry, we shine“ – Wir grooven, wir tragen, wir strahlen: Carolin Schwope trägt ihr Motto auf dem Rücken.
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Nach dem letzten Lied wird gedehnt. Die Babys kommen aus den Tragen, robben, schauen sich um. Matteo liegt auf dem Bauch, hebt den Kopf. „Ich glaube, das ist ein wichtiger Austausch“, sagt seine Mutter. „Er kann sehen, wie weit die anderen Babys schon sind – einige krabbeln schon.“ Zwei Kleinkinder krabbeln aufeinander zu, eine kleine Hand landet auf dem Kopf des anderen – beide lachen.
Auch die Mütter plaudern noch im Spagat. Gemeinschaft ist ein wichtiger Teil des Kurses. Zum Abschluss der letzten Runde gab es Kaffee und Kuchen. Auf Carolin Schwopes T-Shirt steht hinten: „We groove, we carry, we shine“ – Wir grooven, wir tragen, wir strahlen. Genau das möchte sie mit ihren Stunden erreichen: Mamas, die tanzen, strahlen – und dabei sie selbst bleiben.

