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Schäl Sick SopranosVier Väter gründen Männerchor in Höhenhaus

Lesezeit 4 Minuten
Vier Männer in den 30ern sitzen nebeneinander auf einem Outdoor-Sofa.

Sebastian, Christoph, Henrik und Ben (v.l.) haben die Schäl Sick Sopranos gegründet.

79 Mitglieder haben die Schäl Sick Sopranos mittlerweile. Die Initiative zum Männerchor kam von vier Vätern, die sich durch ihre Kinder kennen.

„Es ist schon krass, wenn Kinder mit unserem Merch durchs Veedel laufen“, erzählt Christoph stolz. Er selbst sitzt mit dem Logo auf der Brust am Tisch – genau wie seine Freunde Ben, Henrik und Sebastian. In einem schwarzen Kreis ist ein Totenkopf mit Sonnenbrille und blau-roter Kappe, der in ein Mikro singt. Darum herum steht in weißer Schrift „Schäl Sick Sopranos“ und „2024“. 

Die Idee kam den vier Freunden, die sich durch ihre Kinder kennen, vergangenes Jahr, erzählt Henrik. Damals haben sie bei einem Projekt gemeinsam etwas eingesungen und wollten dann weiter machen. „Hier in Höhenhaus ist ja nicht so richtig etwas los, vor allem kulturell“, sagt Henrik, „dann wollten wir einfach selbst etwas machen, um Kultur zu schaffen, aber auch um Leute zu vernetzen und Freundschaften zu schließen“. 

Ein Männerchor steht auf einer Bühne, das stehende Publikum hat teils Handys erhoben oder klatscht mit.

79 Mitglieder haben die Schäl Sick Sopranos mittlerweile. Die Initiative zum Männerchor kam von vier Vätern, die sich durch ihre Kinder kennen.

Also gründeten sie einen Männerchor. „Alles was nicht bei drei auf den Bäumen war, haben wir angesprochen“, erzählt Ben lachend. Zunächst seien aber viele skeptisch gewesen. „Man muss ja einfach sagen, dass Männer voreinander singen, das gibt es nicht so häufig, das ist ja was Verletzliches“, meint Ben.

Köln-Höhenhaus: Vier Freunde gründen Männerchor

Trotzdem fanden sich 13 Männer, alles gute Bekannte der vier Väter, die am 25. April 2024 zur ersten Probe kamen. „Dann haben wir erstmal mit einer kleinen Musikbox Karaoke-Versionen von Liedern abgespielt“, erzählt Christoph, „das hat schon mega Spaß gemacht“. Verspätet kam dann Matthias dazu, ein neuer Nachbar, der ausgebildeter Opernsänger ist.

„Wir haben direkt gemerkt, dass er mega cool ist und uns versteht“, erinnert sich Sebastian. „Wir haben ihn dann angebettelt, dass er unser Chorleiter wird“, sagt Ben, „das hat er vorher nie gemacht, aber ist mit uns gewachsen“.

Mit jeder Probe seien daraufhin mehr Männer gekommen. Immer wieder hätten Mitglieder neue Leute mitgebracht, dann haben es immer mehr im Veedel mitbekommen und erstmal galt: Jeder, der Bock hat, darf mitmachen. „Außer Rechtsradikale und AfD-Mitglieder“, stellt Christoph klar. Bei ihnen soll jeder willkommen sein und Politik werde allgemein außen vorgelassen, aber der Chor soll tolerant und offen sein. So wurde die Gruppe immer größer. Und mit jeder Probe habe sich ein neuer Instrumentspieler gefunden, sodass der Chor eine komplette Band hat und alles live gespielt wird. 

Schäl Sick Sopranos bestehen aus 79 Mitgliedern

Irgendwann musste ein Proberaum her. Die katholische Kirchengemeinde Heilige Familie Köln in Höhenhaus habe schnell Unterstützung angeboten. Der Chor probt in der Kirche. Außerdem musste ein Name gefunden werden. Dieser sei im Pool bei einem Vater-Wochenende in Belgien entstanden.

„Irgendwer hat den Namen gerufen und alle fanden ihn gut“, erzählt Henrik. Schäl Sick stehe unmissverständlich für den lokalen Bezug. Sopranos sei ironisch, weil der Sopran keine Männerstimme ist. „Das soll zeigen, dass wir uns selbst nicht zu ernst nehmen, außerdem fanden wir den Wink zur Mafia-Serie Sopranos lustig“, sagt Ben.

Mittlerweile haben die Sopranos bei 79 Mitgliedern einen Aufnahme-Stopp verhängt. „Das mussten wir machen, um für Auftritte in einer festen Besetzung zu proben“, erklärt Ben, „aber auch weil die Menge an Männern eine gewachsene Verantwortung bedeutet und es sonst zu unpersönlich wird“. Der Chor solle in erster Linie Gemeinschaft bedeuten und Spaß machen, sind die vier Gründer überzeugt.

Köln-Höhenhaus: Schäl Sick Sopranos singen Mainstream-Songs

„Es ist immer wieder beeindruckend, zu sehen, wie glücklich alle nach den Proben sind“, sagt Ben stolz. „Du gehst da raus und bist befreit“, ergänzt Christoph. Und nicht nur bei den Mitgliedern komme der Chor positiv an, auch im ganzen Veedel und darüber hinaus schlage er Wellen. 

So hatten die Schäl Sick Sopranos dieses Jahr ihre ersten Auftritte. Zunächst ein privates Konzert nur für enge Familienmitglieder, dann zwei Konzerte bei der Dünnwalder Musiknacht und Anfang Juli waren sie die Vorband für Miljöh im Waldbad Dünnwald. Der Chor performt Pop-Songs wie „Westerland“ von den Ärzten, „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller oder Robbie Williams' Hymne „Angels“. Die Leute sollen mitsingen können.

Im Moment haben sie acht Lieder eingeprobt, das Repertoire soll in Zukunft erweitert werden. Alles weitere sei bisher relativ offen. „Wir haben alle Familien und arbeiten Vollzeit, dem wollen wir auch gerecht werden“, sagt Sebastian, „was unsere Frauen leisten, ist nicht selbstverständlich“.

Demnächst wollen sie deshalb entscheiden, was die Schäl Sick Sopranos zukünftig machen wollen. Klar sei: Es soll weiterhin Spaß machen und Auftritte sollen etwas Besonderes werden. Und sie wünschen sich, irgendwann mit Auftritten Geld einnehmen zu können, um damit etwas Gutes fürs Veedel tun zu können. „Das war von Anfang an unsere Motivation“, sagt Christoph, „Wir wollen etwas Cooles fürs Veedel schaffen“.