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Spektakuläres FotoNiedrigwasser legt Holzkonstruktion im Rhein in Köln frei

Lesezeit 3 Minuten
Teile einer Holzkonstruktion, die normalerweise unter Wasser liegen, sind in der Nacht zum Montag (7. April) am Rhein zu sehen. Der Kölner Dom im Hintergrund.

Teile einer Holzkonstruktion, die normalerweise unter Wasser liegen, sind in der Nacht zum Montag (7. April) am Rhein zu sehen. Der Kölner Dom im Hintergrund.

Der extrem niedrige Rheinpegel wird in Köln zur Geschichtsstunde.

Alte Fahrräder, Dosen, Handys und vermutlich jede Menge E-Scooter. Das Niedrigwasser im Rhein legt auch in Köln jede Menge Schrott und so manches mysteriöse Teil frei. Doch mit einer solchen Konstruktion hat wohl kaum jemand gerechnet. Um was genau es sich handelt, darüber wird unterdessen gestritten.

Geheimnisvoll ragen die stark verfallenen Holzpflöcke in den Himmel, dazwischen schimmern die Lichter der Großstadt im Rheinwasser. Und dahinter, im Zentrum: Der Kölner Dom. Das Foto von dpa-Fotograf Federico Gambarini ist perfekt getroffen. Und es wäre zu schön – wenn es nicht so traurig wäre.

Niedrigwasser im Rhein: Kölner Rheinpegel sinkt

Denn dass die alte Konstruktion jetzt sichtbar wird, liegt an dem extremen Niedrigwasser, das derzeit im Rhein herrscht. Am Montag (7. April) lag der Kölner Pegel bei 1,57 Metern. Ein ungewöhnlich niedriger Wasserstand, zumal zu dieser frühen Jahreszeit. Dass sich daran etwas ändert, damit ist derzeit jedoch nicht zu rechnen.

Alles zum Thema Deutscher Wetterdienst

Nur zehn Liter Regen gab es im März im Landesdurchschnitt pro Quadratmeter. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) handelt es sich um den niedrigsten Wert seit fast 100 Jahren. Bereits jetzt im Frühjahr kommt es zu ersten Einschränkungen in der Rheinschifffahrt.

Niedrigwasser legen verrottete Holzkonstruktion frei

Der Blick auf das ausgetrocknete Rheinbett wird unterdessen an mancher Stelle zur Geschichtsstunde. Bei den stark verrotteten Holzpfählen handelt es sich vermutlich um Überreste der Patton-Brücke, die früher die linke mit der rechten Rheinseite verband – oder doch nicht?

Die Patton-Brücke war eine Behelfsbrücke, die nach dem Zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau von großer Bedeutung war. Die von den US-Amerikanern als Provisorium in Auftrag gegebene Brücke sollte das linksrheinische Köln mit dem Messegelände Deutz verbinden. Sie bestand jedoch nur fünf Jahre lang, bevor sie 1951 abgerissen wurde.

Experten uneinig: Ist es die Patton-Brücke über den Rhein in Köln?

Bereits im Sommer 2022, als es nach langer Trockenperiode ebenfalls zu einem extrem niedrigen Rheinpegel kam, wurden die Holzpfähle in Köln freigelegt. Thomas-Georg Tremblau vom Förderverein Historischer Park Deutz war sich damals sicher: „Eigentlich kann es nur die Patton-Brücke sein.“

Die Patton-Brücke über den Rhein war allerdings eine reine Stahl- und Betonkonstruktion. Bei den Überresten, die nun freigelegt wurden, handelt es sich aber um Holzpfeiler.

Oder sind es Reste einer alten Ponton-Brücke im Rhein?

Robert Schwienbacher vom Verein Kölner Festungsmuseum wollte ebenfalls nicht ausschließen, dass es sich um Reste der Patton-Brücke handelte. Er vermutete jedoch, dass es auch Teile einer Ponton-Brücke sein könnten.

Der ähnliche Klang der beiden Worte („Patton“ und „Ponton“) sind in dem Fall purer Zufall. Eine Ponton-Brücke bezeichnet eine schwimmende Brücke – aus Holz. Eine solche war zwischen 1822 und 1915 in Deutz als Schiffbrücke angelegt. Die Pfähle könnten also auch Teil des Brückenkopfes gewesen sein, welcher die Brücke an Land befestigte, so Schwienbacher.

Ein spannender Exkurs in die Geschichte Kölns – dennoch kann man nur hoffen, dass der Rhein bald wieder seine Fluten über fast vergessene Geheimnisse legt.