Täglich engagieren sich Ehrenamtliche in Köln-Nippes, um Stadttauben zu pflegen. Regelmäßig finden Helfertage statt.
Taubenhilfe in NippesBis zu 40 neue Tiere täglich – Ehrenamtler päppeln kranke Tauben wieder auf

Sandra Brückner (2.v.r.) und Philipp Schüll (links) mit dem Vereinsvorstand auf dem Gelände der „Kölner Taubenhilfe“ in Nippes.
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Es flattert, gurrt und scharrt überall auf dem „Lebenshof“, einem großen Areal der „Taubenhilfe Köln“ am Rand einer Kleingartenanlage am Heckpfad in Köln-Nippes. Mehr als 2500 Tauben leben dort in großen und kleinen Volieren und Gehegen. Einige der Vögel sind dauerhaft hier untergebracht, weil sie sehr krank sind, die meisten aber sind nur Gäste auf Zeit.
Täglich kommen bis zu 40 neue Tiere hinzu
„Unser Ziel ist es, die Tauben aufzupäppeln, zu pflegen und sie dann möglichst schnell wieder frei zu lassen“, sagt Philipp Schüll vom Vorstand des Kölner Tierschutzvereins. Eine Menge Arbeit, denn täglich kommen bis zu 40 neue Tiere aus dem gesamten Stadtgebiet hinzu. Häufig bringen Passanten die Tauben vorbei oder die Helfer werden zu verletzten Tieren gerufen. Darum sind Schüll und seine ehrenamtlichen Mitstreiterinnen und Mitstreiter in Schichten vor Ort im Einsatz.
Regelmäßig veranstaltet die im Jahr 2013 gegründete Taubenhilfe aber auch einen „Helfertag“. Dann kommen zusätzlich zu den rund 20 dauerhaft Aktiven sowie bis zu vier Minijobbern Gäste, um bei den Arbeiten zu unterstützen. Allein 125 Kilogramm Körner müssen täglich in die Volieren verteilt werden.

Beim„ "Helfertag"“ geht es neben viel Arbeit für die Tiere auch um Spaß und Geselligkeit für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
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Die Käfige müssen ausgemistet und repariert werden. Daneben gibt es Kaffee und Kuchen und viele Infos zu den Tieren. „Es sind bedauerlicherweise viele Klischees über Tauben weit verbreitet und fest in den Köpfen der meisten Menschen verankert“, sagt die erste Vorsitzende des Hilfsvereins, Simone Brückner. Mitnichten seien die Vögel die „Ratten der Lüfte“, als die sie oft bezeichnet würden. Die Tauben lebten unfreiwillig an all den Orten im urbanen Raum wie Unterführungen, Brücken und großen Plätzen.
Schüll: „Menschen haben eine Verantwortung für diese Tiere“
Die Stadttauben sind keine Wildtiere, sondern domestiziert und über Jahrhunderte etwa als Brieftauben oder auch als Nahrung für Menschen gezüchtet und gehalten worden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts seien Tauben als Boten für Nachrichten abgerichtet worden. Sie haben einen angeborenen Drang, zurück zur Gruppe und dem heimatlichen Schlag zu kommen.
Ohne eine ihnen bekannte Umgebung sind die gezüchteten Tiere allerdings schnell orientierungslos und wissen nicht, wohin. „Dass sie sich dann dort ansiedeln, wo Großstadtbewohner sie häufig wahrnehmen, geschieht nur aus der Not heraus“, betont Philipp Schüll. Vor allem, weil sie dort Nahrung finden. „Wir Menschen haben also eine Verantwortung für diese ursprünglich von uns domestizierten Tiere und ihre Nachkommen – wir sollten sie nicht einfach ihrem oft traurigen Schicksal überlassen, dem sie vor allem in großen Städten häufig ausgeliefert sind.“

Die Tauben sind in rund einem Dutzend Volieren nach Art, Zustand und Alter auf dem Areal untergebracht.
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Die Stadt Köln unterstützt die Arbeit der Taubenhilfe. Wasser und Futter für die Nippeser Anlage werden gestellt. Auch die Miete hier ist gering, sagt Schüll. Aber für alles andere, etwa den wöchentlichen Tierarztbesuch vor Ort, benötigen die Tierschützer immer wieder Geld- und Sachspenden. Taubenhilfe-Gruppen gibt es stadtweit, darunter in Kalk und Chorweiler, in Porz sowie in der Innenstadt.
Wer verletzte Tauben oder verlassene Nester sowie Jungtiere findet, sollte sich bitte ein Herz fassen und die Tiere zu uns bringen.
Mancherorts, so am Hansaring und an der Kalker Hauptstraße, sind darüber hinaus große Taubenhäuser aus Holz errichtet worden, an denen regelmäßig gefüttert werde. Sie würden von den Tieren dauerhaft als Heimatorte angenommen. „Davon müsste es mehr geben in der Stadt, dann könnte man auch die Population der monogam lebenden Tiere besser kontrollieren, etwa indem man ihnen künstliche Ei-Attrappen unterlegt“, sagt Simone Brückner. „Ein solches Vorgehen ist auch für alle sinnvoll, bei denen zu Hause auf dem Balkon Tauben ein Nest anlegen und zu brüten beginnen – wir beraten die Menschen gern.“
„Wir kommen und sammeln die Tiere ein“
„Wer verletzte Tauben oder verlassene Nester sowie Jungtiere findet, sollte sich bitte ein Herz fassen und die Tiere zu uns bringen“, appelliert Schüll. Die Bisse von Hauskatzen etwa seien vielfach infektiöser für Menschen als Taubenschnäbel und Krallen, was auch das Image der Taube als Überträgerin von Krankheiten widerlege. „Aber auch ein Schuhkarton zum Schutz ist eine gute Option für alle, die keinen direkten Kontakt wollen. Dann kommen wir und sammeln die Tiere ein.“
Informationen zur Arbeit der Kölner Taubenhilfe, Termine der Helfertage sowie Kontaktmöglichkeiten für gefundene Tauben und Spenden sind im Internet auf den Seiten des Tierschutzvereins zu finden. www.koelner-taubenhilfe.de