An der Grundschule Kupfergasse luden Frauen aus MINT-Berufen Mädchen zum Experimentieren ein, eine wertvolle Erfahrung auch für Kinder mit Fluchtgeschichte
MINT-BerufeIngenieurinnen machen Mädchen Lust auf Mathe beim Girls’ Day in Köln-Porz

Ingenieurin Azara Ashtari baut mit einer Schülerin einen simplen Motor mithilfe einer Neun-Volt-Batterie.
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Ein Mädchen denkt sich eine zweistellige Zahl aus, ein anderes kann sie ihr mit hundertprozentiger Treffsicherheit nennen, nachdem ein paar Pappkärtchen mit bunten Zahlenkolonnen nach simplen Prinzipien geordnet worden sind. Was beim Girls’ Day in der Urbacher Grundschule wie Zauberei wirkte, ist tatsächlich eine kleine Einführung in die Welt der Informatik, weil hier auf verblüffende Weise mit binären und dezimalen Zahlen gearbeitet wird. Ingenieurin Sahar Baghayeri zeigte den Grundschülerinnen im Forscherraum an der Kupfergasse, welche Faszination Zahlen haben und wie einfache technische Prinzipien zum Kinderspiel werden können.
Drei Ingenieurinnen begeistern Mädchen in Porz für Physik
Die Arbeitsgruppe „Akademikerinnen Flucht/Migration, Frauen/Mädchen“ (AKAD FM-FM) unter Federführung von Afsar Sattari war mit drei Ingenieurinnen an die Schule gekommen, um Mädchen mit Experimenten aus dem MINT-Bereich zu begeistern. MINT steht für Berufe und Studienfelder rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, die vielfach immer noch als Männer-Domäne angesehen werden. Für solche Berufe sind die Zukunftsaussichten besonders gut und Nachwuchs gefragt. Unter anderem der Deutsche Ingenieurinnenbund (dib.ev) wirbt mit vielfältigen Aktionen dafür, dass sich mehr Mädchen und Frauen für diese Berufsfelder entscheiden und unterstützt Sattari und ihre Mitstreiterinnen bei ihrem Einsatz.
Wie aus einer magnetisierten Nähnadel und einem Stück Korken ein funktionsfähiger Kompass entsteht, wie die Hand-Auge-Koordination beim spiegelbildlichen Malen gefördert oder mithilfe einer Neun-Volt-Batterie ein kleiner Motor gebaut wird, konnten die Schülerinnen unter Anleitung der Ingenieurinnen selbst testen. Jennifer Leitner, Leiterin des Familiengrundschulzentrums, freute sich über das ansteckende Engagement, das eine sinnvolle Ergänzung zum Unterrichtsangebot ist. Tatsächlich waren für nicht wenige der Grundschülerinnen selbst einfache Einblicke in Prinzipien der Physik völlig neu. Die Funktion einer Schraube oder von Zahnrädern erlebten sie hier zum ersten Mal.
Die Mitglieder der AKAD-Arbeitsgruppe zeigten sich erfreut über die Lust der Grundschülerinnen, das Ungewohnte auszuprobieren und verfolgen mit ihrem Einsatz weitere Ziele. Die Ingenieurinnen sind einst als Migrantinnen oder Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, die meisten bereits mit abgeschlossenen Studien und Berufserfahrung. Dennoch hatten sehr viele von ihnen mit großen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen. Das müsse sich ändern, fordern die Aktivistinnen aus der Arbeitsgruppe. Mädchen und Frauen, zumal aus Familien mit Migrations- oder Fluchtgeschichte, wollen sie dabei helfen, sich selbst etwas zuzutrauen und einen direkten und erfolgreichen Berufsweg einzuschlagen. Dafür legen Aktionen wie der Girls’ Day in Urbach den Grundstein.