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Ufersanierung in Köln-ZündorfBürger und Politik wollen das historische Teehaus erhalten

Lesezeit 4 Minuten
Vier Männer und eine Frau stehen vor einem kompakten alten Gebäude, das von einem Bauzaun abgesperrt ist.

Stefan und Michaela Foerster, Andreas Bischoff, Hubert Hennes und Stefan Götz stehen vor dem Teehaus.

Die Zündorfer wollen das Teehaus an der Groov erhalten. Sanierungsarbeiten an der Ufermauer erfordern den Abriss. Politiker unterstützen die Petition.

Die Absicht der Stadt, im Zuge einer Sanierung der Ufersicherung am nördlichen Groov- Teich das historische Teehaus unterhalb der Gütergasse niederzulegen, hat in der Zündorfer Bevölkerung erhebliche Unruhe und Widerstand ausgelöst. Eine Initiative wirbt unter anderem mit einem Plakat am Bauzaun vor dem maroden Stück Ufermauer um Stimmen für den Erhalt des identitätsstiftenden Stücks Zündorfer Ortsgeschichte. Eine Online-Petition , initiiert von Michaela Foerster, und Listen auf Papier haben schon mehr als 1200 Unterschriften zusammengebracht – und das bei einer Zündorfer Gesamteinwohnerschaft von knapp 12.000 Menschen. Ein weiterer Bürger beantragte unter anderem Akteneinsicht bei der Stadt, um vor einem Abbruch eine unabhängige denkmalpflegerische Neubewertung des Teehauses zu erreichen.

Ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt eine Villa am Rhein mit einem kleinen Gebäude, das direkt am Ufer steht, Kähne liegen auf dem Wasser.

Das historische Bild zeigt die Immendorf'sche Villa zur Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und das Teehaus (links), davor Boote auf den noch mit dem Rhein verbundenen Groovteichen .

Auch die Porzer Politik ist mittlerweile entschlossen, um das einst hübsch verzierte kleine Bauwerk zu kämpfen. Bei einem Ortstermin mit Michaela und Stefan Foerster sowie dem Glaskünstler Hubert Hennes sagten Stefan Götz und Andreas Bischoff als Sprecher der CDU- Bezirksfraktion: „Wir wollen das Teehaus retten und haben mit den Grünen gemeinsam einen entsprechenden Antrag zur nächsten Sitzung der Bezirksvertretung eingebracht. “Bischoff sieht konkrete  technische Möglichkeiten, das Gebäude durch Unterfütterung zu sichern. Im Antrag, dem nach Bischoffs Einschätzung auch die SPD zustimmen werde, wird die Stadt aufgefordert, bei der Ufersicherung das einst schmucke Gebäude zu erhalten. Sollte das nicht möglich sein, zielt der Antrag darauf ab, dass ein Ersatz-Teehaus gebaut wird, und zwar originalgetreu mit schmiedeeiserner Treppe und Zinnen auf der Dachterrasse. Bischoff geht davon aus, dass diese zweite Lösung erheblich teurer würde und deshalb der Erhalt als nachhaltigere Variante gewählt werden könne.

Teehaus gehörte der Brauereifamilie Immendorf

Beim Teehaus handelt es sich um einen einst von der Brauereifamilie Immendorf genutzten Gartenpavillon. Die Familie besaß eine Villa, die etwa am heutigen Durchgang zur Gütergasse stand und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Der Gartenpavillon blieb erhalten. Er war errichtet worden, nachdem eine Tochter der Familie in der Groov ertrunken war. Die Familie soll ihn genutzt haben, um sich dem verstorbenen Kind nah zu fühlen. Das weiß Hubert Hennes, nach eigenen Worten „Ureinwohner am Markt“, zu berichten. In seiner Familie gibt es viele bewegende Erinnerungen an die Zündorfer Vergangenheit, zu Zeiten, als die Groov-Gewässer  noch in direkter Verbindung mit dem Rhein standen.

Heute wird das kleine Gebäude zwar nur noch zur Lagerung des Materials genutzt, das die für die Pflege des Gebiets aktiven Groovpaten brauchen.  Doch Foerster, Hennes und viele Zündorfer können sich gut vorstellen, dass dem Gebäude  wieder zu neuem Glanz verholfen wird. „Es gehört einfach zur Groov und bildet einen romantischen Anblick,  es darf nicht sang- und klanglos verschwinden“, sagt die Initiatorin der Petition.

Michaela Foerster kann sich nach eigenen Gesprächen mit Verwaltungsmitarbeitern durchaus vorstellen, dass ein entsprechender politischer Beschluss beim Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau zielführende Überlegungen zum Erhalt des Gebäudes auslöst.Hingegen gibt es für die gleichfalls geforderte Prüfung der Denkmalschutzwürdigkeit wohl wenig Aussichten.

Auf eine  Anfrage dieser Zeitung antwortete das städtische Presseamt zuletzt, das Teehaus habe „sicherlich einen gewissen Wert, sei es doch charakterbildend für die Ortsgeschichte.“ Für eine Unterschutzstellung als Denkmal reichten diese Gründe aber nicht aus. Diese Auffassung teile auch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Stadtsprecherin Jutta Doppke-Metz erläuterte  den aktuellen Planungsstand zu den Ufermauer-Arbeiten und teilte aus Sicht der Verwaltung mit:  „Ein substanzieller Erhalt des Gebäudes ist aufgrund dringender Handlungsbedarfe nicht möglich“.

Andreas Bischoff, der in der Angelegenheit sowohl für die CDU- Fraktion als auch für die Groovpaten spricht, zeigt sich indes zuversichtlich. Zunächst stehe jetzt die Erneuerung des südlichen Ufermauerteils an. Die Planung für den nördlichen Abschnitt, wo das Teehaus steht, werde noch dauern, ein plötzlicher Abbruch sei nicht zu erwarten. Die Trauerweide jedoch, die von den Paten vor gut zehn Jahren neben dem Teehaus gepflanzt worden ist, werde im Zuge der Bauarbeiten auf alle Fälle weichen müssen. Eine neue Pflanzung sei gesichert.