Anfang 2024 zog das ökosoziale Gartenprojekt „Neuland“ auf sein neues Gelände in Bayenthal. Noch wird der Boden für den Waldgarten vorbereitet.
Bodenverbesserung schreitet voranGemeinschaftsgarten „Neuland“ in Bayenthal wird essbare Stadt

Judith Levold und Julius Metzger ziehen Disteln aus dem Gemüsebeet, damit Tomaten, Kartoffeln und Co gut wachsen können.
Copyright: Stephanie Broch
Die Tomatenpflanzen sind noch zart, aber wachsen gut. Dicke Zwiebeln sind bereits reif, ebenso Ackerbohnen, Kartoffeln, Johannisbeeren und Zucchini – im ökosozialen Gartenprojekt „Neuland“ geht es voran. Vor anderthalb Jahren zog der Verein mit unzähligen Pflanzenkisten, Containern, Werkzeug und weiteren Utensilien von seinem Gelände zwischen Koblenzer Straße und Alteburger Straße in Bayenthal auf sein neues, nur 200 Meter entferntes Gelände an der Koblenzer Straße 13a. Die alte Fläche konnten die Stadtgärtner dreizehn Jahre nutzen, aber von Beginn an war klar, dass sie ihnen nur übergangsweise von der Stadt überlassen worden war.
Der große Vorteil der neuen Fläche: Hier kann der Gemeinschaftsgarten dauerhaft bleiben. „Jetzt können wir richtig in die Erde pflanzen. Das ist prima. Unser Pfirsichbaum, der jetzt in der Erde steht, trägt in diesem Jahr zum ersten Mal Früchte“, sagt Annika Cornelissen vom Vereinsvorstand.
Humusaufbau geht weiter
Nicht nur der Umzug Anfang 2024 war viel Arbeit. Die Stadtgärtner mussten sich auf dem neuen Gelände zunächst intensiv um den Boden kümmern, einen Lehmboden, der jahrelang brach gelegen hatte.Die Vereinsmitglieder verbesserten den Boden mit Gründüngung und Schattengarung, indem sie ihn mit einer Schicht aus Humus, Stroh und Pappe bedeckten, um die Verwurzelung zu fördern. So kann der Boden mehr Wasser aufnehmen und zu einem Lebensraum für Kleintiere und einem lebendigen Gartenboden werden. Der Humusaufbau geht weiter, dafür bringen die Gärtner großen Mengen Kompost und Häckselgut auf den Boden.
Auch der Gemüseanbau soll gesteigert werden. „Wir werden hier weitere, lange Reihen für Gemüse anlegen, die dann in abwechselnder Fruchtfolge bepflanzt werden“, erklärt Vereinsmitglied Julius Metzger. Einige Bienenvölker sind mit auf das neue Gelände gezogen, allerdings nicht zu viele, denn es solle auch noch genügend Nahrung für Wildbienen bleiben, erläutert Cornelissen. Ebenfalls die Hühner sind mitgekommen. „Als Nächstes werden wir ihren Hühnerstall und ihr Außengehege neu herrichten“, berichtet die Stadtgärtnerin.

Einige Pflanzen stehen noch in Kisten, sie werden nach und nach in die Erde gesetzt.
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Das neue Gelände ist mit 3.500 Quadratmetern deutlich kleiner als die alte Fläche. „Im Moment haben wir aber dadurch noch nicht weniger Arbeit, weil wir noch alles neu organisieren und anlegen müssen“, so Cornelissen. Das Konzept der Neuländer sieht einen Waldgarten und Permakultur vor, die in Zukunft weniger Pflege brauchen. Neuland liegt im Plangebiet der Parkstadt Süd und soll als „essbare Stadt“ für alle Bürger Teil des inneren Grüngürtels werden.
Essbare Stadt und Schwammstadt
Noch wartet der Verein auf seinen Pachtvertrag der Stadt. „Wir sind derzeit in Verhandlungen mit dem Grünflächenamt. Es wird zunächst ein temporärer Pachtvertrag werden“, sagt Neuland-Vorsitzende Judith Levold. Der Grund dafür ist, dass sich das Gelände in den kommenden Jahren noch verändern wird. Ein Teil, den die Gärtner jetzt nutzen, wird Park, eine andere Fläche, auf der derzeit noch eine Halle steht, werden sie nach deren Abriss dazu bekommen.
Wichtig seien Verhandlungen auf Augenhöhe, betont Levold. „Wir handeln nicht nur im Interesse des Vereins, sondern des Gemeinwohls: Wir werden essbare Stadt, pflanzen klimaresistente Pflanzen und unterstützen die Artenvielfalt. Zudem tragen wir zur ‚Schwammstadt‘ bei“, sagt Levold. Schwammstadt ist ein neues Konzept der Stadtplanung, um möglichst viel Regen vor Ort aufzunehmen und zu speichern. Auch den sozialen Aspekt des Gemeinschaftsgartens unterstreicht Levold. „Wir bringen in unserem Verein eine sehr heterogene Gruppe zusammen, vom Arbeitslosen bis zur Ärztin ist alles dabei. Auch die Kinder der benachbarten Geflüchtetenunterkunft gärtnern bei uns mit“, so Levold.
Der Garten ist derzeit für die Öffentlichkeit geöffnet, wenn Mitglieder vor Ort sind. „Im nächsten Jahr wollen wir wieder mehr nach außen gehen, aber im Moment stehen Gartenarbeit und Neu-Organisation im Vordergrund“, so Metzger. Neue Mitglieder nimmt der Verein auch jetzt auf, und sonntags gibt es ab 15 Uhr Kaffee und selbstgebackenen Kuchen für Mitglieder wie Besucher.