Mehr als 30 Unfälle, Alarmstimmung bei Unternehmen in der Region und erste Maßnahmen: Alle Fragen und Antworten zur A4.
Risiko für LkwWarum die A4 im Kölner Süden ein Unfallhotspot ist – und was sich ändern soll

Mehrere Lastwagen (wie hier am 21.Mai) sind in den vergangenen Wochen auf der A4 zwischen Klettenberg und Eifeltor umgekippt.
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Wie viele Unfälle gab es in den vergangenen Wochen auf der Autobahn 4 zwischen Klettenberg und Eifeltor – und mit welchen Folgen?
Insgesamt mehr als 30 Unfälle in beiden Fahrtrichtungen. Meistens blieb es bei zum Teil erheblichen Sachschäden, aber es wurden auch mindestens zwei Lkw-Fahrer leicht verletzt. Allein zwischen dem 18. April und dem 21. Mai prallten vier Lastwagen gegen die Betonschrammwände, die die Fahrbahnen neuerdings voneinander trennen, und kippten auf die Seite. Die Bergung dauerte jeweils mehrere Stunden, weil an den Unfallstellen kaum Platz zum Arbeiten ist. Die Folgen für die Autofahrer waren jedes Mal kilometerlange Staus. Auch auf den umliegenden Autobahnen und städtischen Hauptverkehrsachsen wie dem Militärring war der Verkehr über Stunden dicht.
Warum die plötzliche Unfallhäufung auf der A4? Was ist das Problem?
Anfang April hatte die Autobahn GmbH des Bundes in Höhe der Autobahnbrücke, die über die Bahnstrecke Köln-Bonn führt, eine künstliche Engstelle auf der A4 eingerichtet. Die drei Fahrstreifen je Fahrtrichtung wurden verengt und ein Tempolimit von 40 km/h erlassen. Lastwagen dürfen seither nur noch die rechten, etwas breiteren Fahrstreifen benutzen, die mit einer sogenannten Schrammwand von den anderen Fahrbahnen abgetrennt sind. Daran halten sich aber nicht alle Fahrer. Offenbar ist die Verkehrsführung so komplex, dass sie nicht sofort erkannt wird. Manche ortsunkundige Lkw-Fahrer übersehen die Warnschilder oder verstehen ihre Bedeutung nicht. Andere glauben irrtümlich, der rechte Fahrstreifen führe von der Autobahn ab, daher wechseln sie kurz vorher auf einen der beiden PKW-Streifen, die aber zu schmal für viele Lastwagen sind.
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Vor allem für die Lkw-Fahrer sind Beschilderung und Streckenführung nicht immer leicht zu verstehen – beides soll jetzt verbessert werden.
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Warum wurden die Engstellen auf der A4 in Köln eingerichtet?
Mitte März waren bei einer Routineprüfung Schäden an der Autobahnbrücke festgestellt worden. Laut Autobahn GmbH weist der Stahl gegenüber heutigen Anforderungen Verunreinigungen auf, die das Tragvermögen einschränken. Das ursprüngliche Bauwerk ist fast 70 Jahre alt und wurde 1988 und 1993 noch einmal erweitert. Betroffen sind jetzt vor allem die Übergänge zwischen dem alten Bauwerksteil aus dem Jahr 1956 und dem Anbau aus dem Jahr 1988. In diesem Bereich wurden Sperrflächen eingezogen, auf denen kein Verkehr mehr fahren darf. Wegen der Platzverhältnisse wurde die Höchstgeschwindigkeit in beiden Fahrtrichtungen auf für Autobahnverhältnisse extrem ungewöhnliche 40 km/h beschränkt.

Die Ursache allen Übels: Die fast 70 Jahre Autobahnbrücke über den Bahngleisen am Güterbahnhof Eifeltor ist marode und muss ausgetauscht werden.
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Was plant die Autobahn GmbH kurzfristig, um die hohe Unfallgefahr einzudämmen?
Als Sofortmaßnahme sei bereits die Beschilderung auf der A4 optimiert worden, teilt das Unternehmen mit, das für bundesweit 13.000 Autobahnkilometer zuständig ist. Um die Streckenführung an der Baustelle am Eifeltor insbesondere für Lastwagenfahrer noch klarer zu gestalten, sollen die Fahrstreifen früher und übersichtlicher getrennt werden. Dazu finden von Mittwoch (28. Mai, 22 Uhr) bis Sonntag (1. Juni, 22 Uhr) weitere Arbeiten statt. Dann steht in Fahrtrichtung Aachen zwischen dem Kreuz Köln-Süd und der Anschlussstelle Köln-Eifeltor nur eine von drei Fahrspuren zur Verfügung. In Fahrtrichtung Olpe müsse zunächst der Standstreifen ertüchtigt werden, bevor auch dort umgebaut werde.
Wie lange werden die Einschränkungen auf der A4 insgesamt noch dauern?
So genau weiß das niemand, sicher ist nur: noch viele Jahre. Denn die marode Autobahnbrücke über der Eisenbahnstrecke muss komplett ausgetauscht werden und noch ist völlig unklar, wann. „Hierfür müssen im Vorfeld umfangreich Sperrzeiten mit der Deutschen Bahn abgestimmt werden“, heißt es von der Autobahn GmbH. So lange seien die Einschränkungen notwendig, um die Brücke bis zu einem Neubau weiter nutzen zu können.
Die gesamte Stelle ist ein hochkomplexer Verkehrsknotenpunkt mit Güterzügen, Pendlerverkehr und Lkw-Fernverkehr. Die IHK Köln und der Arbeitskreis Wirtschaft Hürth (AWH), eine Vereinigung von rund 170 Unternehmen vom Handwerksmeister bis zu RWE, die in Hürth rund 80 Prozent der Arbeitsplätze vertreten, sind in Alarmstimmung und sprechen von einer „erheblichen Belastung“ und einer Gefährdung der wirtschaftlichen Entwicklung des Standorts.