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Angriff auf WasservogelSchwänin Mara vom Kalscheurer Weiher stirbt an Hundebiss

Lesezeit 3 Minuten
Ein verletzter Schwan auf einem Weiher

Die verletzte Schwänin Mara auf dem Weiher.

Gerade in der Brutzeit leben die Kölner Wasservögel gefährlich. Immer wieder werden sie von Hunden attackiert und verletzt.

Am Weiherufer ist ein schnüffelnder Hund unterwegs. Ernst Schmidt von dem Verein, der das Büdchen am Kalscheurer Weiher betreibt, bittet seinen Besitzer, das Tier anzuleinen, denn gerade erst hat ein Hund dort einen Wasservogel gebissen und ihm eine tödliche Wunde zugefügt. Schwänin Mara ist verstorben. Nur einige Meter entfernt schwimmt ihr Schwanenmann Rambo und wirkt irritiert. „Er wartet auf ihre Rückkehr“, vermutet Claudia Scherping.

Sie gehört zu den ehrenamtlichen Weiherpaten und -patinnen der Stadt, ist regelmäßig an den Gewässern unterwegs und kümmert sich um die Wasservögel.

Schwänin Mara hatte eine tiefe Bisswunde

Vor zwei Wochen wurde sie von dem Büdchenbetreiber zum Weiher gerufen, mit dem Hinweis, dass die Schwänin eine große blutende Wunde aufweist. Scherping konnte sie einfangen, leider zu spät: „Die Bisswunde war tief und roch bereits, war also älter“, sagt Scherping. Sie wurde von einer vogelkundigen Tierärztin operierte und schaffte es trotzdem nicht. Ein paar Tage später war Mara tot.

Eine Frau und ein Mann stehen an einem Weiher.

Claudia Schwerping und Ernst Schmidt am Büdchen neben dem Kalscheurer Weiher.

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Immer wieder werden Wasservögel von Hunden gebissen. Vor einiger Zeit ist eine Schwänin an den Lindenthaler Kanälen ihren Verletzungen erlegen. Es handele sich stets um Hundebisse, sagt Scherping. Füchse würden sich an gesunde Schwäne nicht heranwagen. „Die Vögel richten sich auf, wenn Gefahr droht, und spreizen ihre Flügel“, so die Expertin. Die Bisswunden befänden sich daher typischerweise daran und am Bauch. Sie würden sich sehr schnell entzünden. So sei die Wunde der Schwänin vom Kalscheurer Weiher wahrscheinlich bereits zu schwer infiziert gewesen.

Wasservögel sind keine Spielkameraden

Die Wasservogelfreundin möchte Hundebesitzer sensibilisieren. „Natürlich gibt es viele verantwortungsvolle Hundehalter, die ihre Tiere jederzeit zurückrufen können“, betont Scherping, „leider aber auch schwarze Schafe.“ Die Wasservögel seien keine Spielkameraden und kein jagbares Wild.

Ein Schwan auf einem Weiher

Der Schwan Rambo auf dem Kalscheurer Weiher.

Den Hunden zu gestatten, ihren Jagdtrieb am Weiher auszuleben, ginge gerade in der Brutzeit oft schief, wenn die Vögel am Ufer auf Nestern säßen oder ihre Küken beschützten. Die hätten noch kein wasserabweisendes Gefieder und bräuchten ihre Ruhezeiten an Land. Es sei sehr schädlich, wenn sie immer wieder ins Wasser gejagt würden. Manches erschöpfte Küken würde dort dann einfach untergehen.

Die Schwäne würden sich schützend vor ihre Brut stellen. Ein schneller Abflug sei den schweren Vögeln nicht möglich. „Sie brauchen eine Anlaufstrecke wie ein Jumbojet“, weiß Scherping. Die Hunde an der Leine zu lassen, sei gerade in der Brutzeit eine Form der Rücksichtnahme und des Respekts.

Auf öffentlichen Grünflächen herrscht Anleinpflicht

Die Stadtverwaltung verweist darauf, dass Hunde nach der Kölner Stadtordnung in öffentlichen Grünflächen grundsätzlich an der Leine zu führen sind, außer auf einer Hundefreilauffläche. Es würden regelmäßig Kontrollstreifen in den Grünanlagen stattfinden und Verstöße gegen die Anleinpflicht geahndet, schreibt eine Sprecherin der Stadt.

Die Probleme und die Beschwerden der Bürger über die Hundeattacken auf Wasservögel seien dem Ordnungsdienst bekannt. Wenn ein Hund vom Halter oder Halterin auf ein Wildtier gehetzt würde, sei das nach dem Tierschutzgesetz oder auch als Wilderei strafbar. Es könne durch ein Bußgeld, bei mehrfachem Verstoß sogar dadurch geahndet werden, dass dem Hundehalter oder der Halterin untersagt wird, das Tier zu halten. Das sei aber nur möglich, wenn die Ordnungsbehörden konkrete Hinweise auf den Täter oder die Täterin erhielten.

So bleibt ein tödlicher Hundebiss oft ungeahndet – hat aber tragische Folgen: Die monogamen Schwäne würden ihre Partnerin oder ihren Partner verzweifelt suchen, erzählt Scherping. Manche würden sich nie wieder verpartnern. Rambo hat nun zumindest vorläufig Anschluss gefunden, bei Schwanenmann Willi. „Ob seine Schwänin ihn verlassen habe oder verstorben ist, weiß man nicht“, sagt Scherping. Sie hofft nur, dass sich der Club der trauernden Schwäne nicht weiter vergrößert.