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Skurriles Bauwerk in KölnÜber die Heuschreckenbrücke auf den „Mont Klamott“

2 min
Eine blaue Brücke ist zu sehen.

Die Heuschreckenbrücke im Mediapark führt zum Herkulesberg oder Mont Klamott. 

Eine besondere Brücke verdankt die Stadt Köln einer Pionierin ihrer Zunft, der Architektin Verena Dietrich. 

Sieben große Brücken sind in Köln sehr bekannt, weil sie über den Rhein führen. Sehenswert ist allerdings auch ein ganz anderer Brückenbau, der abseits des großen Stromes über einer Trasse der Deutschen Bahn liegt und den August-Sander-Weg am Mediapark mit dem Herkulesberg verbindet: Die „Heuschreckenbrücke“ wird wegen ihres länglichen Zickzack-Rumpfes so genannt und den vier angegliederten Fahnenmasten, die wie Fühler in die Höhe ragen und nachts auch beleuchtetet sind.

Die Heuschreckenbrücke im Mediapark

Die Heuschreckenbrücke im Mediapark

Entworfen wurde die auf schöne Weise schräge Brückenskulptur von „Madame de Stahl“. Diesen Titel verpasste die Fachwelt der Architektin Verena Dietrich, weil sie sich zu ihrer Zeit als eine der wenigen Frauen mit sehr technischen Stahlbauten ein Renommee erarbeitete. Die 1941 in Wetzlar geborene und 2004 in Schwerte verstorbene Feministin sah sich als Frontfrau der Architektinnen. Sie musste sich ihren Platz im Beruf hart erarbeiten – mit ausgefallenen Kreationen.

Zickzacklinien erinnern an die Beine einer Heuschrecke

So ließ sich Dietrich beispielsweise zu manchen Bauten von der Statik eines gewöhnlichen Baukrans inspirieren. Aus einem Wettbewerb entstand 1993 die Fußgängerbrücke am Mediapark, die seitdem als Heuschrecke zwischen den Parkanlagen thront. Sie war ursprünglich als vorgefertigtes Faltwerk geplant und bereits als Patent angemeldet, musste dann aber aus Kostengründen einfacher ausgeführt werden. Durch die Fachwerkkonstruktion weist der Brückenbau Zickzacklinien auf, die den Raum zwischen den Querstreben füllen, und ihn als länglichen Körper erscheinen lassen. Die Fahnenmasten als Längsachsen lockern das Erscheinungsbild auf.

Die Brücke ist knapp fünf Meter breit und 100 Meter lang. Über sie kann man den Herkulesberg erklimmen, auch umgangssprachlich „Mont Klamott“ genannt. Mit seinen knapp 82 Metern über Normalhöhennull zählt er mit dem Monte Troodelöh und dem Kalkberg zu den höchsten Erhebungen der Domstadt. Er besteht aus den Trümmern, die der Zweite Weltkrieg hinterließ und die man mancherorts zu riesigen Haufen auftürmte. Der Name Mont Klamott setzt sich aus dem französischen Wort für Berg und dem Begriff „Klamotte“ zusammen. Damit wurden in der in Berliner Gaunersprache Anfang des 20. Jahrhunderts zerbrochene Mauer- oder Ziegelsteine bezeichnet, später dann auch alte Kleider. Zum Klamottenberg führt mit der Heuschreckenbrücke seit den 90er-Jahren ein sehr passender Weg, von dem aus Besucher und Besucherinnen auch einen Blick auf den Dom werfen können.