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„Drastische“ Einschnitte geplantPolitik-Studierende der Uni Köln befürchten Streichung von Master

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Demo gegen Sparzwang an den Hochschulen im Juni am Albertus-Magnus-Platz

Demo gegen Sparzwang an den Hochschulen im Juni am Albertus-Magnus-Platz (Symbolbild) 

Die Uni Köln muss ab 2026 jährlich 10 Millionen Euro einsparen. Derzeit diskutieren die Fakultäten intensiv. Das Politik-Institut an der Wiso-Fakultät soll überproportional betroffen sein.

Die bevorstehenden Einsparungen in Höhe von zehn Millionen Euro pro Jahr an der Universität zu Köln sorgen erneut für Unmut unter Studierenden. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät erarbeitet derzeit wie die anderen fünf Fakultäten Einsparpläne. Insgesamt sollen die Fakultäten 60 Prozent der Kürzungen schultern, während zentrale Dienste und Verwaltung einen Sparbeitrag von 40 Prozent leisten sollen.

Wie zu erfahren ist, soll das Department of Political Science, an dem der englischsprachige Masterstudiengang „Political Science“ maßgeblich angedockt ist, überproportional von den Einsparungen der Wiso-Fakultät betroffen sein. Eine Entscheidung über das Einsparkonzept soll dem Vernehmen nach am Montag (8. September) fakultätsintern getroffen werden. Der Politik-Master könnte sogar ganz gestrichen werden und die Studierenden, die im kommenden Wintersemester den Master starten, der letzte Jahrgang sein. Das zumindest befürchten Studierende, die nun eine Petition gestartet haben und von „drastischen“ Einschnitten sprechen.

Menschenmenge am Albertus-Magnus-Platz

Circa 150 Menschen versammelten sich im Juli am Albertus-Magnus-Platz um, gegen den Sparzwang an Unis zu demonstrieren.

Uni Köln: Studierende fordern gleichmäßige Verteilung der Sparlast innerhalb der Wiso-Fakulktät

„Zwei Professuren, Internationale Beziehungen und Außenpolitik sowie Vergleichende Politikwissenschaften sollen nicht neu ausgeschrieben werden. Die Professoren gehen bald in den Ruhestand. Das sind zwei grundlegende Bereiche der Politikwissenschaft. Außerdem soll eine Ausschreibung für eine Professur zurückgenommen werden“, sagt Politikstudent Adrian Moser, der am offenen Brief beteiligt war und vergangenes Jahr auch den Asta-Vorsitz innehatte.

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Die breite Studierendenschaft habe erst vor ein paar Tagen Wind davon bekommen, was in fakultätsinternen Sitzungen schon länger intensiv debattiert wird: nämlich, wie die Sparauflagen in Höhe 1,7 Millionen Euro erreicht werden können. Moser versteht, dass Dekanat und Universitätsleitung hier angesichts einer schwierigen Haushaltslage in NRW in den kommenden Jahren vor komplizierten Entscheidungen stünden.

„Nach jetzigem Plan sollen etwa die Hälfte der Kürzungen an der Wiso-Fakultät am Politik-Institut vorgenommen werden. Unser Vorschlag wäre, dass man die Last gemessen an der Größe der Fachbereiche verteilt und nicht das kleinste Institut die größte Last stemmen soll“, so der 24-Jährige. Verlässliche Zahlen rücke das Dekanat jedoch auf mehrfache Anfrage der Studierenden nicht heraus.

Moser habe sich für den Politik-Master entschieden, um die aktuelle Weltlage besser zu verstehen. „In Zeiten von Populismus, Demokratiegefährdung und der politischen Weltlage mit vielen Kriegen, kann ich nicht nachvollziehen, wie man an einer der größten Präsenzunis Deutschlands das Politik-Department so ausdünnen will.“

Uni Köln: Unruhe wegen Sparzwängen auf dem Campus

Unruhe wegen des Sparzwangs herrscht schon seit ein paar Monaten am Campus. Im Juli organisierten Studierende eine Demonstration für mehr Bildungsgerechtigkeit und gegen Kürzungsvorhaben. Studierende der Erziehungswissenschaften wandten sich an diese Zeitung, weil im Lehramtsstudium für das Unterrichtsfach Pädagogik eine von vier Dozentenstellen gestrichen werden soll. Im Forschungsfeld Disability Studies ist seit einem Jahr der einzige Lehrstuhl unbesetzt. Der Hamburger Standort soll bis Ende des Jahres schließen, das nährt Ängste auch um den Kölner Standort. 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter rund 20 aus Köln, unterschrieben einen Appell gegen die Herabsetzung des noch recht jungen Forschungsbereichs, der Behinderung als soziales Phänomen ins Zentrum rückt.

„Die geplanten Kürzungen sind ein fatales Zeichen für den Bildungsstandort NRW“, sagte die AStA-Vorsitzende Franziska Seebald im Juli dieser Zeitung. „Die Landes-ASten gehen davon aus, dass sieben bis acht Prozent der Stellen an Universitäten und Hochschule gestrichen werden müssten.“ Die Folgen seien schlechtere Lehre, Forschung, Betreuung sowie Mehrarbeit für alle Uni-Mitarbeitenden. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt die Uni Köln die Kürzungsvorhaben im Bereich Politik nicht, dementiert sie aber auch nicht.

Uni Köln will Zwischenergebnisse der Diskussionen nicht vorwegnehmen

Stattdessen teilt die Sprecherin mit: „Die (Zwischen-)Ergebnisse der Diskussionen in den Fakultäten kann und will das Rektorat nicht vorwegnehmen. Es begleitet diese Diskussionen unter anderem im Rahmen der regelmäßigen Gespräche zur Strategischen Professurenplanung zwischen Rektorat und Dekanaten sowie in der Kommission für Planung und Finanzen (KPF).“ Mit abschließenden Entscheidungen sei im Herbst zu rechnen. Die geplanten Einsparungen betreffen die strukturellen Ausgaben, die zu „einem Großteil personalbezogen sind“, heißt es weiter.

„Naturgemäß beziehen sich die fakultätsinternen Diskussionen auch auf Maßnahmen zur Anpassung der Personalkosten.“ Dass „personalbezogene Anpassungen“, sprich Stellenabbau, auch Auswirkungen auf das derzeitige Lehrangebot haben werden, sei „ebenfalls selbstverständlich.“

Die Universität zu Köln wird mit 477 Millionen Euro vom Land bezuschusst. Zwar sieht die Finanzierung der Hochschulen im Landeshaushalt NRW im kommenden Jahr insgesamt 350 Millionen Euro mehr Mittel vor, doch die Hochschulen müssen in den kommenden Jahren einen Konsolidierungsbeitrag leisten. Die Uni Köln hat unabhängig von den konkreten Haushaltszahlen bereits vor Monaten jährliche Einsparungen bei den strukturellen Ausgaben definiert. Die 10 Millionen Euro blieben für den Haushalt 2026 für die Uni Köln „handlungsleitend“, so die Sprecherin.