Der Kampf um den knappen Straßenraum wird in Köln seit Jahrzehnten mit besonderer Heftigkeit geführt.
Verkehrsversuch bilanziertSchmerzliche Erfahrungen in Ehrenfeld sollten lehrreich sein


Die Venloer Straße soll langfristig Einbahnstraße bleiben (Archivbild).
Copyright: Martina Goyert
Seit Jahrzehnten ist es in Köln Tradition, über Verkehrsthemen besonders heftig zu streiten. Obwohl es doch um Verkehrsberuhigung geht. Kein Wunder, weil jede Veränderung bei der Aufteilung des Verkehrsraums in der kleinteiligen Innenstadt und in den Veedeln zugunsten eines Verkehrsmittels zulasten eines anderen geht.
Was eigentlich jedem klar sein müsste, führt in den politischen Gremien stets auf Neue zu regelrechten verkehrspolitischen Schlachten und absurden Unterstellungen. Da ist die Venloer Straße wahrlich kein Einzelfall. Über Jahre konnte sich die Politik nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen, dass es so nicht weitergehen kann.
Total chaotisch, hoffnungslos verstopft, gefährlich für Fußgänger und Radfahrer, unattraktiv für Autofahrer. Das war die Ausgangslage in Ehrenfeld und ist es bis heute auf so vielen Hauptverkehrsachsen in den Vierteln. Was für die Venloer Straße in Ehrenfeld gilt, lässt sich getrost auf die Neusser Straße in Nippes und im Agnesviertel und die Dürener Straße in Lindenthal übertragen. Um nur die wichtigsten Beispiele nennen: zu schmale Bürgersteige, handtuchbreite Radwege, der tägliche Kampf um die letzte Lücke oder mit Zweite-Reihe-Parkern, die nur mal eben ganz kurz irgendwas erledigen müssen.
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Nun hat sich das Verkehrsdezernat mit seinem forschen Vorgehen in Ehrenfeld oder auf der Deutzer Freiheit auch nicht gerade taktisch klug verhalten, aber immerhin nach einiger Zeit eingesehen, dass „raus mit den Autos, alle Macht den Fußgängern und Radfahrenden“ als Vorgabe für die Bürgerbeteiligung nicht sehr hilfreich ist. Auch bei denen nicht, die vielleicht selbst bereit sind, öfter auf das Auto zu verzichten, aber nicht zu dem Preis, dass der Verdrängungsverkehr plötzlich durch ihre Straße rollt.
Vielleicht sind die schmerzlichen Erfahrungen, die die Politik jetzt mal wieder in Ehrenfeld gemacht hat, Anlass für vorausschauendes Fahren in Sachen Verkehrspolitik. Man stelle sich mal vor, in Lindenthal käme die Bezirksvertretung auf die Idee, in einem Forum die Anwohner, Gewerbetreibenden und Gastronomen einfach mal zu fragen, wie sie sich ihre Dürener Straße der Zukunft vorstellen. Einfach nur so. Ohne jede politische Vorgabe von Rot, Grün, Gelb oder Schwarz. Es heißt, man soll dort schon SUVs mit Fahrradträgern und E-Bikes gesichtet haben.