Bahnhersteller Alstom räumt Probleme mit Zulieferern und bei der Entwicklungen der neuen Langzüge ein. Die KVB sagt, man befinde sich in konstruktiven Gesprächen der Alstom-Führung.
Viereinhalb Jahre nach AuftragsvergabeImmer noch kein Liefertermin für 62 neue KVB-Züge

Fast vier Jahre her: Im Juli 2022 steht KVB-Chefin Stefanie Haaks vor zwei Modellen der neuen Alstom-Stadtbahnen im Straßenbahnmuseum Thielenbruch. Foto: Martina Goyert
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Die Kölner Verkehrs-Betriebe warten weiter auf eine konkrete Zusage, wann der Bahnhersteller Alstom die ersten von insgesamt 62 neuen Stadtbahnen für das Niederflurnetz liefern wird, die für den Betrieb der Linie 1 zwischen Weiden-West und Bensberg dringend gebraucht werden.
Der Auftrag, im November 2020 vergeben, hat ein Volumen von 363 Millionen Euro. Die 60 Meter langen einteiligen Züge sollen einen Teil der 124 Bahnen der Baureihe K 4000 ersetzen, deren älteste Exemplare bereits seit 1995 in Betrieb sind. Zum Niederflurnetz der KVB gehören neben der Linie 1 noch die Linien 7, 9, 12 und 15.
Bei der Bestellung war vereinbart worden, dass die beiden ersten Test-Bahnen ab September 2023 geliefert und im Alltagsbetrieb auf ihre Tauglichkeit getestet werden. Je nach Ausbau des Streckennetzes haben die KVB und Alstom die Lieferung von weiteren elf Lang- und 25 Kurzzügen vereinbart. Diese zusätzlichen Fahrzeuge für die Ost-West-Achse zwischen Bensberg und Weiden-West sind aber nur hinterlegt, also noch nicht bestellt.
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Bei einem Krisengespräch im November vergangenen Jahres hatte der Bahnhersteller zugesagt, im Frühjahr einen konkreten und belastbaren Lieferplan vorzulegen. Das ist bis heute nicht geschehen.

Dauerläufer: Seit 1995 fahren die Stadtbahnwagen der Serie 4000 im KVB-Netz. Sie müssen noch länger durchhalten.
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„Es wurden seitens Alstom mehrfach neue Terminpläne vorgelegt“, sagte ein KVB-Sprecher auf Anfrage. In all diesen Plänen sei von einem Lieferverzug von 36 Monaten die Rede. Danach müssten die ersten Züge also im Frühjahr 2026 durch Köln fahren. Ob das noch zu schaffen ist, daran hatte die KVB zuletzt erhebliche Zweifel. „Nach dem Fertigungsgrad, der Rohbauvorbereitung und des gesamten Prozesses gehen wir nicht davon aus, dass dieser Termin eingehalten wird“, sagte KVB-Chefin Stefanie Haaks bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2024 im März. Überdies habe Alstom einige technische Dinge zugesichert, „von denen das Unternehmen meint, sie seien nicht zu leisten“. Man habe die gesetzlich möglichen maximalen Schadenersatzansprüche hinterlegt.
„Es laufen derzeit konstruktive Gespräche über noch offene Fragen“, so der KVB-Sprecher. „Der Abschluss der Pflichtheftphase steht bevor, sodass die Aussagen einen belastbareren Charakter bekommen.“ In dem Pflichtenheft legen Alstom und die KVB fest, wie und in welcher Form der Auftrag konkret ausgeführt werden soll.
Der Bahnhersteller bestätigt auf Anfrage, dass man noch keinen Liefertermin nennen könne. Die Gespräche mit der KVB seien konstruktiv und „weit fortgeschritten, aber es gibt noch offene Punkte“, sagte ein Sprecher. „Ziel ist, dass Köln die neuen Bahnen so schnell wie möglich zur Verfügung stehen. Alstom bedauert die verspätete Auslieferung und die damit einhergehenden Einschränkungen für die Kölner Verkehrs-Betriebe und die Fahrgäste.“
Alte Bahnen müssen länger durchhalten
Gründe für die Verspätung seien „die angespannte Liefersituation bei einzelnen Zulieferern. Zudem wurde für die Entwicklung der Bahnen deutlich mehr Zeit benötigt als ursprünglich angenommen.“ Im November hatte Alstom auch eingeräumt, dass man mit dem Bau der einteiligen Langzüge, wie die KVB sie bestellt hat, keine Erfahrung habe und es „konstruktionstechnische Probleme“ gebe. Der Auftrag sei vergleichbar mit einer Sonderbestellung. „60 Meter lange Fahrzeuge mit einer Achslast von zehn Tonnen und einer Breite von 2,65 Meter sind für uns eine technische Herausforderung“, sagte ein Mitarbeiter damals.
Drei Jahre Verspätung bei der Auslieferung der neuen Stadtbahnen bringen die KVB in Schwierigkeiten. „Sofern man von diesem Lieferverzug ausgeht, bleibt es dabei, dass insgesamt 40 Fahrzeuge der Bauserie K4000, von der 124 Fahrzeuge im Bestand sind, ertüchtigt werden müssen“, so der KVB-Sprecher. Diese Modernisierung, die in den eigenen Werkstätten vorgenommen wird, verursacht zusätzliche Kosten in Millionenhöhe.
Von den insgesamt 193 Zügen standen zuletzt deshalb im Durchschnitt pro Tag nur 132 zur Verfügung, weil neben der normalen Instandsetzung noch Wartungsintervalle, Hauptuntersuchungen und die Reparatur von Unfallschäden zu Buche schlagen. Einige Wagen müssen für die Fahrschule abgestellt werden.