„Jeck im Sunnesching“ und das „Hype Festival“ finden in diesem Jahr während der Fortpflanzungszeit des Steinkauzes statt - das ruft die Untere Naturschutzbehörde auf den Plan.
Jugendpark in MülheimWarum ein Steinkauz zum Problem für Festivals in Köln werden kann

Der Steinkauz gilt als gefährdet, er findet keine geeigneten Nistplätze mehr.
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Der Kölner Jugendpark hinter der Zoobrücke in Mülheim gehört seit vielen Jahren zu den wenigen Flächen in der Stadt, auf denen regelmäßig Open-Air-Konzerte stattfinden. Dabei muss allerdings jede Veranstaltung einzeln genehmigt werden, da es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, in dem solche Aktivitäten ansonsten verboten sind. Und es gibt eine weitere Hürde, die Organisatoren überspringen müssen: In dem Gebiet am Rhein leben nachweislich Steinkäuze. Die kleinen Eulen stehen in Nordrhein-Westfalen auf der Roten Liste und sind als gefährdete Art eingestuft.
Konzerte dürfen Brut in Kölner Schutzgebiet nicht beeinträchtigen
Für die diesjährigen Auflagen von „Jeck im Sunnesching“ und dem „Hype Festival“ könnte sich der kleine Vogel zum großen Problem entwickeln. Beide Festivals finden nämlich in diesem Jahr genau während der Fortpflanzungszeit des Steinkauzes statt. Das „Hype“ am 14. Juni, „Jeck im Sunnesching“ am 21. Juni. Sollten Steinkäuze vor oder während der Veranstaltungen Brutplätze angelegt haben, ruft das sofort die Untere Naturschutzbehörde auf den Plan. Der Veranstalter muss dann dafür Sorge tragen, dass seine Konzerte die Brut nicht beeinträchtigen.

Der Steinkauz gilt als gefährdet, er findet keine geeigneten Nistplätze mehr.
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Sollte das nicht gelingen, kann das im schlechtesten Fall dazu führen, dass es keine Genehmigung gibt. „Sollte sich herausstellen, dass der Eintritt artenschutzrechtlicher Zugriffsverbote nicht durch spezifische Vermeidungsmaßnahmen abgewandt werden kann, wird dies dazu führen, dass die betroffene Einzelveranstaltung aus artenschutzrechtlicher Sicht nicht genehmigungsfähig ist“, heißt es in einer Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde für den Naturschutzbeirat.
Im Naturschutzbeirat sitzen unter anderem Vertreter vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Naturschutzbund (Nabu) NRW, der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) NRW und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Sie sollen am 5. Mai darüber entscheiden, ob sie mit der Nutzung des Jugendparks für Veranstaltungen einverstanden sind oder nicht.
Auflagen für Zeltlager der Kölner Pfadfinder während der Brutzeit
In der Vergangenheit gab es während der Brutzeit der Steinkäuze im Juni bereits Genehmigungen für ein Zeltlager der Pfadfinder. Wurden dabei aktive Brutplätze entdeckt, mussten diese mithilfe von Absperrungen und einer anderen Verteilung der Zelte geschützt werden. Außerdem wurden im Jahr 2016 drei Niströhren aufgestellt. Unter diesen Auflagen waren die Zeltlager erlaubt. Bei Musikfestivals reicht das aber offensichtlich nicht aus.
„Mit 7.500 beziehungsweise 10.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen handelt es sich beim Hype Festival und Jeck im Sunnesching um Veranstaltungen, welche aufgrund des Besucheraufkommens nicht mit dem Zeltlager vergleichbar sind“, sagt die Untere Naturschutzbehörde. Aufgrund des abweichenden Veranstaltungstyps betreffe die Umplanung und Verteilung nun keine Zelte, sondern anderweitige Aufbauten wie Bühnen, Licht- und Tontechnik in der Nähe der Niströhren oder der mittels vorgreifender Kontrolle festgestellten natürlichen Brutplätze.

Ein Steinkauz in einem Wildpark
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In den Vorjahren gab es den Terminkonflikt zwischen den Festivals und den Steinkäuzen nicht. „Jeck im Sunnesching“ fand zwar ebenfalls im Jugendpark statt, aber jeweils erst im September, ebenso wie das „Hype Festival“. Für beide Veranstaltungen im kommenden Juni läuft bereits der Vorverkauf. Bei „Jeck im Sunnesching“ sind die Besucherinnen und Besucher in der Regel verkleidet, gespielt wird kölsche Musik. Beim „Hype Festival“ treten Hip-Hop-Musiker auf.
Veranstalter der Kölner Festivals zeigt sich zuversichtlich
Der Veranstalter der beiden Festivals zeigte sich auf Anfrage zuversichtlich. „Derzeit liegt uns kein Hinweis vor, dass der Steinkauz eine oder mehrere der Nisthilfen bewohnt oder zur Brut nutzt“, sagt Arda Kus, Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft Dionysos Events GmbH, die mit der Umsetzung von „Jeck im Sunnesching“ im Jugendpark beauftragt ist und dort auch das „Hype Festival“ veranstaltet. Die Eulen-AG des Nabu prüfe die Nistkästen regelmäßig auf Aktivitäten. In diesem Jahr seien bislang drei weitere Nisthilfen auf dem Gelände des Jugendparks installiert worden.
Die Termine für das Jahr 2025 seien im dritten Quartal 2024 fristgerecht bei den zuständigen Ämtern der Stadt Köln eingereicht und ordnungsgemäß bestätigt worden. Neben der naturschutzrechtlichen Genehmigung benötigen die Einzelveranstaltungen ebenfalls Genehmigungen durch das Bauaufsichtsamt und das Ordnungsamt.
Steinkäuze waren früher häufig anzutreffen, inzwischen sind sie nach Angaben des Nabu jedoch selten geworden. Das liege vor allem an der Zerstörung ihrer Lebensräume in den vergangenen Jahrzehnten, weshalb die Eulen keine geeigneten Nistplätze mehr finden. Die kleinen Vögel leben gerne auf Streuobstwiesen, auf Flächen mit alten Kopfweiden und in Parkanlagen – wie dem Kölner Jugendpark.