Die Lage im Zülpicher Viertel hat sich im Vergleich zu 2021/22 stabilisiert. Ob das an den städtischen Maßnahmen liegt, wird nicht immer klar.
Lärm, Müll, SicherheitWas tut die Stadt Köln, um das Zülpicher Viertel aufzuwerten?

Ein AWB-Trupp beseitigt den Müll auf der Zülpicher Straße nach einer durchfeierten Nacht im Mai (Archiv).
Copyright: Michael Bause
Müll, Lärm, Kriminalität – die Probleme rund um die Zülpicher Straße sind hinlänglich bekannt. Während der Pandemie eskalierte die nächtliche Situation vor Ort, bis 2022 registrierte die Polizei einen Anstieg der Straftaten wie Taschendiebstähle oder Körperverletzungen (wir berichteten). Derzeit sinkt die Zahl der Straftaten jedoch wieder, die Lage habe sich normalisiert, teilte die Polizei mit. Eine neue Initiative aus Gastronomen und Einzelhändlern möchte nun auch an dem schlechten Image des Kwartier Latängs arbeiten.
Doch was kann die Stadt Köln tun und was hat sie in der Vergangenheit bereits getan, um das Uni-Viertel aufzuwerten? Zunächst einmal hat sie den Ort als „Problemzone“ identifiziert. Die AG „Zülpicher Platz“ tagte bis September 2024 im Rahmen des 2020 ins Leben gerufenen Fachkreises „Plätze mit besonderem Handlungsbedarf“, zu denen etwa der Neumarkt oder der Ebertplatz zählen. Diesem Kreis gehören Vertreter der Stadt, Polizei, AWB, Rhein-Energie und KVB an, Stadtdirektorin Andrea Blome leitet die halbjährlich und bei Bedarf tagende Runde.
Köln: Zülpicher zählte zu „Plätzen mit besonderem Handlungsbedarf“
„Die AG Zülpicher tagte (vorerst) letztmalig im September 2024. Die Kriminalitätsstatistik zeigte keine signifikanten Problemlagen im Vergleich zu anderen Plätzen und die Gesamtlage vor Ort wird als stabil bewertet. Die Bürgerinitiative teilte diese Einschätzung. Aufgrund der positiven Entwicklung wurde die Arbeitsgruppe ruhend gestellt“, berichtet ein Stadtsprecher auf Anfrage. Bei Bedarf könne die Runde aber jederzeit wieder einberufen werden, heißt es.
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Die hier beschlossenen Maßnahmen in den Bereichen Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit sowie Verringerung von Angsträumen seien umgesetzt worden oder dauerten noch an, so der Sprecher weiter. Umgesetzt worden sei zum Beispiel die verstärkte Polizeipräsenz. Seit einem tödlichen Messerangriff im Juli 2021 ist die Ordnungspartnerschaft Ringe (OPARI), bei der Polizisten und Ordnungsbeamte gemeinsam über die Ringe patrouillieren, auf die Zülpicher Straße ausgeweitet worden. Seit Ende Dezember 2021 gilt hier auch die Waffenverbotszone. Außerdem ist laut Stadtsprecher „keine etablierte Dealerszene mehr vorhanden“. Ein Fitnessstudio-Betreiber berichtete jüngst jedoch, dass sich gerade am Mäuerchen am Institut für Biochemie der Uni Köln täglich Dealer tummeln und zum Teil im Hauseingang seines Studios stehen.
Im Bereich Sauberkeit soll dem Sprecher zufolge das Viertel durch zusätzliche Abfallbehälter und regelmäßige Leerungen durch die AWB sauberer werden. Anwohner hatten in einer Umfrage dieser Zeitung jedoch vielfach den vermehrten Müll im Veedel erwähnt.
Zu den umgesetzten Maßnahmen zählen weiterhin die Reduzierung von Lärm durch Kontrollen und Sensibilisierung sowie Sanktionen gegen Imbissbetreiber und Gastronomen bei Verstößen. Dunkle Ecken wurden durch zusätzliche Beleuchtung am Aachener Weiher und Rückschnitte von Gebüschen auf dem Uni-Gelände beseitigt.
Zülpicher Viertel: Weniger Angsträume, autofreie Straße und mehr Grün
Um Angsträume auch in Zukunft zu minimeren, soll laut Stadtsprecher „eine enge Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt, Polizei und Gastronomie bestehen“ bleiben. Kontrollen und Polizeipräsenz werden aufrechterhalten, auch die zusätzlichen Abfallbehälter und die Reinigung durch die AWB seien sichergestellt. Doch die Reizthemen verschwinden damit nicht. Zum Thema Lärm sagte der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz, Michael Neumann, dieser Zeitung kürzlich: „Die Lärmproblematik hat sich in den letzten Jahren, seit Corona und der Ausweitung der Außengastronomie auf Parkplätzen massiv verstärkt.“ Eine Aussicht auf Besserung gebe es hier nicht.
Es lässt sich nicht nachvollziehen, inwieweit die einzelnen Maßnahmen wirken und wo sie Absichtserklärung bleiben. Auch wie die Interessen von Anwohnern und Gastronomen in Zukunft ausgeglichen werden sollen, ist nicht klar. „Aufgrund der Gewerbefreiheit bestehen gewerberechtlich nur eingeschränkt Möglichkeiten der Einflussnahme. Das neue Regelwerk für die Außengastronomie (Gestaltungshandbuch) wird zukünftig Einfluss auf die vorhandenen Flächen haben. Die genauen Auswirkungen sind jedoch noch nicht absehbar.“
Weitere Maßnahmen zur Aufwertung des Viertels betrafen den Verkehr: Seit 2016 ist der Abschnitt der Zülpicher Straße an der Uni-Mensa etwa autofrei, aktuell sollen dort Parkflächen zugunsten von mehr Grünflächen weichen. Weitere Projekte zur Verkehrsberuhigung seien nicht geplant: „Bei den Planungen der Deutschen Bahn für die Brückenerneuerung soll der Verkehrsraum zu Gunsten des Rad- und Fußverkehrs verbreitert werden, wobei jedoch die konkrete Umsetzung derzeit noch schwer zu beziffern ist“, so der Sprecher.