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Endgültiger Abschied von „Sex and the City“Danke für alles, Carrie!

4 min
Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw (2.v.l.) mit ihren Serienfreundinnen Charlotte (Kristin Davis, v.l.), Miranda (Cynthia Nixon) und Samantha (Kim Cattrall) zu Beginn von „Sex and the City“.

So fing alles an: Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw (2.v.l.) mit ihren Serienfreundinnen Charlotte (Kristin Davis, v.l.), Miranda (Cynthia Nixon) und Samantha (Kim Cattrall) zu Beginn von „Sex and the City“.

Die Showrunner haben das Ende von „And Just Like That“ und damit das endgültige Aus für Serien-Ikone Carrie Bradshaw verkündet. Ein Abschiedsbrief.

Liebe Carrie,

ich weiß nicht, ob ich dich gerne zur Freundin hätte. Du bist mitunter schrecklich anstrengend. Alles muss sich um dich drehen. Wenn deine besten Freundinnen Charlotte, Samantha und Miranda dir von ihren Problemen erzählten, gelang es dir binnen weniger Sätze, das Gespräch auf dich zu lenken. Ein Beispiel: Als Charlotte verkündete, ihre große Liebe Harry habe ihr den lang ersehnten Heiratsantrag gemacht, bedecktest du ihren Verlobungsring mit dem Post-it, auf dem dein Kurzeitfreund Jack Berger mit dir Schluss gemacht hatte.

Als Miranda im Bad einen Hexenschuss erlitt und nackt auf dem Boden lag, gingst du nicht selbst hin, um ihr zu helfen, sondern schicktest deinen Freund Aidan, der sich in dieser für beide höchst unangenehmen Situation kümmern musste. Überhaupt hast du deine Freundinnen allzu oft versetzt, wenn du gerade mal wieder einen neuen Mann gedatet hast. Du hast Samantha für ihren Quickie mit dem Paketboten verurteilt, obwohl sie immer zu dir gestanden hat, egal, wie vermeintlich unmoralisch dein Handeln war. 

Du warst eine Katastrophe, wenn es um finanzielle Belange geht und geradezu das perfekte Beispiel, wie man es nicht machen sollen: Du hast über Jahre über deine Verhältnisse gelebt und dann Charlotte ein schlechtes Gewissen gemacht, weil sie dir kein Geld geben wollte. Und eigentlich hat vor allem die Ehe mit Mr. Big dafür gesorgt, dass du nicht irgendwann auf der Straße gelandet bist, weil du lieber 40.000 Dollar für Schuhe ausgegeben, aber nichts für deine Absicherung zurückgelegt hast.

Du hast Aidan, der all das war, was du angeblich wolltest - treu, verbindlich, liebevoll - ausgerechnet mit Mr. Big betrogen, obwohl der dich über Jahre schlecht behandelt hatte. Und dann hast du Aidan zum zweiten Mal das Herz gebrochen, obwohl du hättest wissen müssen, dass du nicht mit ihm zusammen sein willst. 

Carrie (Sarah Jessica Parker M), Miranda (Cynthia Nixon, l) und Charlotte (Kristin Davis) in einer Szene des „Sex and the City“-Nachfolgers „And Just Like That...“

Da waren es nur noch drei: Carrie (Sarah Jessica Parker M), Miranda (Cynthia Nixon, l) und Charlotte (Kristin Davis) in einer Szene des „Sex and the City“-Nachfolgers „And Just Like That...“

Carrie, du bist egozentrisch, zynisch, widersprüchlich, unvernünftig, eitel. Und genau deshalb warst du die beste Serien-Freundin, die man sich wünschen konnte. Als du 1998 in der ersten Staffel von „Sex and the City“ das Licht der TV-Welt erblicktest, war das eine Revolution. Du warst eine selbstbewusste, selbstbestimmte Frau mit allen Stärken und allen Schwächen. 

Du hast verstanden, dass Freundinnen einen durchs Leben tragen. Sie sind vielleicht die größten Lieben, die man haben kann. Über deine Geburtsfamilie haben wir kaum etwas erfahren, weil diese drei Frauen deine Familie waren.  

Du warst mutig. In der Wahl deiner Kleidung hast du dich nie darum gekümmert, was andere denken. Du gingst ganz selbstverständlich im Designer-Abendkleid in die Pommesbude und in High Heels in Aidans Wochenendhäuschen im Wald. Du hast mit Charlotte, Samantha und Miranda so offen über Sex und alles, was damit zu tun hat, gesprochen, dass es den Blick auf weibliche Sexualität im Fernsehen für immer verändert hat.

Du hast verstanden, dass es menschlich ist, Fehler zu machen und warst in der Lage, dir selbst zu verzeihen, wenn du mal falsch abgebogen bist. Du hast uns beigebracht, dass Perfektion nicht der Anspruch sein sollte, sondern der Wille, zu wachsen, sich zu entwickeln, auch wenn das anderen nicht gefallen mag. Du bist deinen beruflichen Weg gegangen, auch wenn dich manche anfangs als Sexkolumnistin nicht ernst gekommen haben. Am Ende warst du eine gefeierte Bestsellerautorin. 

Carrie, du kannst nichts dafür, dass manche Entscheidungen deiner Schöpferinnen und Schöpfer in den zwei Filmen und der Serien-Fortsetzung „And Just Like That“ dich und deine Botschaft verraten haben. Man muss wissen, wann es Zeit ist, zu gehen. Du hast diesen Moment fast verpasst, aber doch noch den Absprung geschafft. Und deshalb ist es gut, dass nun Schluss ist.

Du hast den Weg geebnet für viele, die nach dir kamen. Mit dir war es nie langweilig. Ich habe dich oft verflucht, wir waren nicht immer einer Meinung. Aber ich habe dich immer auch sehr bewundert. Ich werde dich vermissen. 


„Sex and the City“ wurde von 1998 bis 2004 vom amerikanischen Sender HBO produziert. 2004 und 2008 folgten zwei Kinofilme. Gerade läuft die dritte Staffel der Nachfolge-Serie „And Just Like That“ bei Sky und Wow. Nun haben die Showrunner bekannt gegeben, dass danach endgültig Schluss sein wird.