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Fortschritte bei RestaurierungHistorische Stadtbibliothek präsentiert Spitzenwerk der Sammlung in neuem Glanz

Lesezeit 3 Minuten
Doppelseite aus der „Cosmographia des Ptolemäus“ mit Blick auf Spanien und Portugal.

Doppelseite aus der "Cosmographia des Ptolemäus" mit Blick auf Spanien und Portugal.

Für die Restaurierung der Historischen Stadtbibliothek Köln wurden zwei Millionen Euro veranschlagt.

Es geht munter voran. Die Restaurierung von Kölns Historischer Stadtbibliothek, die seit 1920 in der Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) untergebracht und nicht mit der gegenwärtigen Stadtbibliothek zu verwechseln ist, macht gute Fortschritte. Soeben wurde ein Spitzenwerk der Sammlung im neuen Glanz präsentiert: die „Cosmographia des Ptolemäus“, die am 16. Juli 1482 vom Drucker Lienhard Holl in Ulm veröffentlicht worden ist.

Druckwerk enthält einige der frühesten gedruckten Karten in Europa

Das großformatige Buch punktet mit vielen doppelseitigen, in Holz geschnittenen und von Hand in strahlenden Farben ausgemalten Landkarten. Diese wurden vom Kosmografen Nicolaus Germanus im 15. Jahrhundert nach den Vorgaben des Claudius Ptolomäus aus dem 2. Jahrhundert gestaltet. Sie zählen zu den frühesten gedruckten Karten in Europa. Beim Kölner Exemplar sorgen zwei integrierte Notariatsurkunden auf Pergament für zusätzlichen Reiz.

Die Historische Stadtbibliothek Köln entstand aus der 1602 gegründeten Ratsbibliothek. Enthalten sind darin Sammlungen der kölnischen Klöster und Stifte, des Rates der Stadt sowie von Kölner Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Dazu zählt auch die „Gelehrtenbibliothek“ von Ferdinand Franz Wallraf, die bereits in einem eigenständigen Projekt von 2018 bis 2023 restauriert werden konnte.

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Historische Stadtbibliothek: Rund 1200 Bücher durch Krieg und schlechte Lagerung beschädigt

Der Zustand der Historischen Stadtbibliothek? Beklagenswert! Rund 1200 der 315.000 Bücher wurden durch Krieg und schlechte Lagerung beschädigt, sagt USB-Direktor Hubertus Neuhausen. Da besteht dringender Handlungsbedarf. Für die Schutzkampagne, die bis 2028 andauern soll, werden insgesamt zwei Millionen Euro veranschlagt. Der Kölner Unternehmer Peter Jungen treibt die Finanzierung voran – wie zuvor schon bei der Wallraf-Sammlung. Die Mittel kommen von Stadt, Land und Bund, von der Universität zu Köln sowie von Stiftungen und Privatpersonen.

Blick in die Wallraf-Bibliothek der Universität zu Köln

Blick in die Wallraf-Bibliothek der Universität zu Köln

Nicht zuletzt sind es die „Buchpaten“, die ihren großen Beitrag leisten. Einer von ihnen ist Max Reiners. Der Unternehmer aus Mönchengladbach und Enkel Konrad Adenauers hat die Sanierung der famosen „Cosmographia des Ptolemäus“ finanziert. Nun konnte er in der Universitäts- und Stadtbibliothek begutachten, was er da ermöglicht hat. Nach Ansicht von Christiane Hoffrath, der Leiterin des Dezernats „Historische Bestände und Sammlungen“ an der USB, handelt es sich um eine der „Kronjuwelen“ der Sammlung. Den Wert der Inkunabel ordnet Direktor Neuhausen im „siebenstelligen, wenn nicht gar achtstelligen“ Bereich ein.

Wert des Bandes im sieben- bis achtstelligen Bereich

Der Band gehörte zu Beginn des 16. Jahrhunderts einem gewissen Arnold Wachtendunck. Vermutlich war er es gewesen, der den Einband bei einem Kölner Buchbinder, dem renommierten Meister IVB, in Auftrag gegeben hatte. Danach gelangte das Prachtstück in den Besitz des Mönchs Basilius Keuter und sodann in das Benediktinerkloster St. Vitus in Mönchengladbach. Als die Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts das Rheinland einnahmen, hatten sie es auch auf diesen Schatz abgesehen. Er stand auf Platz sechs eines „Catalogue des livres trouvés à l'abbaye de Gladbach“ vom 4. Januar 1795. Allerdings gelangte die „Cosmographia“ nicht nach Paris, wie es angeordnet worden war, sondern blieb in Köln „hängen“. Christiane Hoffrath stellt fest: „Möglicherweise war das dem Einwirken von Ferdinand Franz Wallraf geschuldet.“

Für die Restaurierung der Historischen Stadtbibliothek werden weitere Buchpaten gesucht. Auch für das Werk „De laude scriptorum“ von Johannes Trithemius, das 1494 in Mainz gedruckt wurde. In diesem „Lob des Schreibers“ spricht sich der Benediktiner-Abt aus Sponheim für das Schreiben mit der Hand und gegen den modernen Buchdruck aus. „Der Buchdruck nämlich hängt vom Papier ab und dieses wird in kurzer Zeit völlig zerstört“, meinte er. Das seit alter Zeit bewährte Pergament sei die bessere Alternative. Allerdings ließ Trithemius selbst seine Schrift drucken – und könnte sich nun in seiner Kritik bestätigt fühlen. Denn die USB veranschlagt für die notwendigen „Papierrestaurierungen“ seiner Schrift Kosten in Höhe von 1100,75 Euro.