Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Führungswechsel bei BertelsmannThomas Coesfeld an der Konzernspitze, Clement Schwebig wird CEO der RTL Group

3 min
Ein Schild am Eingang zur RTL-Zentrale in Köln mit RTL-Logo in Deutz am Picassoplatz.

Die RTL Group hat ihren Hauptsitz in Luxemburg und den Verwaltungssitz in Köln.

Erstmals seit Jahrzehnten übernimmt wieder ein Familienmitglied Bertelsmann. Auch der Kölner Fernsehriese RTL gehört zum Konzern.

Generationswechsel bei der RTL-Mutter Bertelsmann: Thomas Coesfeld, Enkel des 2009 verstorbenen Firmenpatriarchen Reinhard Mohn, soll neuer Vorstandsvorsitzender des Konzerns werden. Zum 1. Januar 2027 werde der heute 35-Jährige auf Thomas Rabe folgen, der den Medienkonzern seit 2012 führt, wie das Unternehmen in Gütersloh mitteilte. Rabe gibt dann zum Ende seiner dritten Amtszeit als Vorstandsvorsitzender den Posten ab.

Mit Coesfeld steht künftig erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Mitglied der Gründerfamilie an der Spitze von Bertelsmann, zu dem auch der Kölner Fernsehriese RTL gehört. Mit Sendern wie RTL und Vox erreicht der Konzern täglich Millionen Menschen in Deutschland und zählt zu den größten Medienhäusern Europas. Dass nun ein Mohn-Enkel die Leitung übernimmt, gilt als markanter Schritt in der Geschichte des traditionsreichen Familienunternehmens.

Thomas Coesfeld bei einer Veranstaltung - er lächelt in die Kamera.

Thomas Coesfeld, Enkel des 2009 gestorbenen Firmenpatriarchen Reinhard Mohn, soll neuer Vorstandsvorsitzender bei Bertelsmann werden.

Thomas Coesfeld ist seit Juli 2023 Chef der Bertelsmann-Musiksparte BMG und gehört seit Juli 2024 auch dem Bertelsmann-Vorstand an. Dort verantwortet er das Musikgeschäft, das in den vergangenen Jahren zu den wachstumsstärksten Bereichen des Konzerns zählte. In der Mitteilung wurde Coesfeld zu seinem Aufstieg wie folgt zitiert: „Es ist eine Herausforderung, bei der ich auf die Unterstützung des gesamten Vorstands, des Top-Managements und aller Mitarbeitenden setzen werde.“ 

Neuer Chef für RTL Group

Da Thomas Rabe bisher auch Chef der RTL Group ist, wird die operative Leitung der Fernsehsender künftig ein neuer CEO übernehmen: Clement Schwebig, bislang verantwortlich bei Warner Bros. Discovery für Westeuropa und Afrika, startet zum 1. Mai 2026 und wird zugleich Teil des Bertelsmann-Vorstands, wie das Unternehmen mitteilte. Damit obliegt die Leitung der RTL Group mit Hauptsitz in Luxemburg und Verwaltungssitz in Köln künftig dem neuen CEO, während Thomas Coesfeld die Gesamtverantwortung für den Konzern übernimmt.

Clement Schwebig wird zudem neuer Vorgesetzter des RTL-Deutschland-Geschäftsführers Stephan Schmitter, der sich Branchenexperten zufolge selbst Hoffnungen auf diesen Posten gemacht hatte. Nach Angaben von RTL gibt es deutschlandweit im Unternehmen 6650 Vollzeitstellen. Davon entfallen 3700 auf Köln.

Clement Schwebig im Halbporträt

Clement Schwebig, bisher verantwortlich bei Warner Bros. Discovery für Westeuropa und Afrika, wird zum 1. Mai 2026 CEO. Er wird auch Teil des Bertelsmann-Vorstands.

Der Medienjournalist Thomas Lückerath, Chefredakteur des Branchenfachportals DWDL.de, sieht die Personalie Clement Schwebig als Rabe-Nachfolger bei der RTL Group positiv: „Er ist ein international erfahrener Medienmanager, der Stallgeruch mitbringt. Für RTL ist das eine gute Nachfolge.“ Schwebig begann seine Karriere in der Medienbranche bei der RTL Group, wo er bis 2013 mehr als zehn Jahre Führungsfunktionen übernahm. Bertelsmann erzielte im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatz von 9,1 Milliarden Euro und erwartet für das Gesamtjahr ein Konzernergebnis von rund 1,5 Milliarden Euro.

„Schwebig ist ein international erfahrener Medienmanager, der Stallgeruch mitbringt“

Der Konzern beschäftigt rund 75.000 Menschen in mehr als 50 Ländern. Zum Portfolio gehören neben der RTL Group auch die internationale Verlagsgruppe Penguin Random House, die Musiksparte BMG und die Dienstleistungssparte Arvato. Rabe hatte Bertelsmann in den vergangenen Jahren stark internationalisiert und auf Digitalgeschäfte ausgerichtet. Unter seiner Führung entstanden unter anderem die Bertelsmann-Investmentplattformen in den USA, Asien und Europa. In Rabes Amtszeit fällt aber auch die unter Beobachtern als „skrupellos“ bezeichnete Zerschlagung des Verlagshauses Gruner + Jahr.

Vor Rabe hatten bereits andere prominente Manager die Geschicke des Konzerns geprägt – etwa Thomas Middelhoff, der Bertelsmann Ende der 1990er Jahre in die Internet-Ära führte, später aber mit Expansionsstrategien scheiterte und nach seinem Wechsel zu Arcandor (Karstadt) in die Kritik geriet. Hartmut Ostrowski leitete Bertelsmann bis Ende 2011 als Vorstandsvorsitzender, ehe Rabe 2012 seine Nachfolge antrat.

Außerdem spielte Rolf Buch, heute Chef des Wohnungskonzerns Vonovia, als Vorstandsvorsitzender von Arvato und Mitglied des Bertelsmann-Vorstands eine zentrale Rolle im Unternehmen. Hauptgesellschafter von Bertelsmann ist die Bertelsmann Stiftung, die von Reinhard Mohn gegründet wurde. Sie hält den überwiegenden Teil der Anteile und finanziert sich vornehmlich aus den Erträgen des Konzerns. Damit fließt ein bedeutender Teil des wirtschaftlichen Erfolgs von Bertelsmann in die Arbeit der Stiftung, die sich nach eigenen Angaben für gesellschaftliche Reformen, Bildung und wirtschaftliche Teilhabe einsetzt. (mit dpa)