Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kölner PhilharmonieEin Abend für Lied-Enthusiasten

Lesezeit 2 Minuten

Hanna-Elisabeth Müller

Die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller trat in Köln neben ihrer langjährigen Klavierpartnerin Juliane Ruf auch mit dem Klarinettisten Daniel Ottensamer auf, gefeierter Solist und Mitglied der Wiener Philharmoniker.

Klassische Liederabende sind keine Massenveranstaltungen, das ist bekannt. Wer dann beim ausgewählten Repertoire auch noch unterhalb einer mittleren Popularitätsschwelle bleibt, geht ein hohes Risiko ein - so wie die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller und ihre Klavierpartnerin Juliane Ruf, die ihr dreisprachiges, stilistisch weit ausgreifendes Programm in der Philharmonie vor einer knappen Hundertschaft von Lied-Enthusiasten zur Aufführung brachten.

Dabei gab es durchaus nicht Sprödes oder Ungebärdiges zu hören: Der duftige, schwebende Post-Impressionismus in drei frühen Liedern von Olivier Messiaen sprach ganz unmittelbar an; großen Spaß machten auch William Waltons Vertonungen der sprachverliebten Gedichte von Edith Sitwell: Hanna-Elisabeth Müller ließ die skurrilen Verse der englischen Exzentrikerin Flamenco und Foxtrott tanzen; Juliane Ruf sekundierte mit punktgenauem, rhythmisch federndem Klavierspiel.

Zwischen spiritueller Strenge und sinnlicher Weltoffenheit

Samuel Barbers „Hermit Songs“, auf Übertragungen mittelalterlicher Lyrik aus Irland komponiert, sind ein Zentralwerk der US-amerikanischen Liedkunst. Die zehn Miniaturen bewegen sich wirkungsvoll zwischen spiritueller Strenge und sinnlicher Weltoffenheit. Die hoch verdichteten Schmerzgesten in „The Crucifixion“ gestaltete das fabelhafte Duo ebenso intensiv wie die schnurrende Anschmiegsamkeit in „The Monk and his Cat“.

Hanna-Elisabeth Müller ist keine Liedinterpretin der dozierenden Textdeutung; bei ihr kommt der Ausdruck immer mit dem sängerischen Schwung, der emotional erfüllten Phrase. Manchmal (besonders bei offenen Vokalen) hing die Stimme ein wenig in der Kehle fest, wodurch auch leichte Unsicherheiten in der Intonation entstanden. Die Sopranistin fand hier aber immer wieder den Weg ins Freie - besonders im jubelnden Schlussgesang der sechs Lieder op. 48, die Edward Grieg auf deutsche Texte komponiert hat.

Prominente Unterstützung erhielt das Duo in Louis Spohrs Sechs deutschen Liedern op. 103: Daniel Ottensamer von den Wiener Philharmonikern spielte das obligate Klarinetten-Solo cheek-to-cheek mit der Sängerin, trat auch in den Vor- und Zwischenspielen stets diskret und gedämpft hervor. Vokale und instrumentale Linie verbanden sich hier ebenso biegsam wie in der stimmungsvollen Zugabe, Nadia Boulangers „A toute âme qui pleure“.