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ZukunftsmusikFünf Kölner Bands, die Sie 2025 kennen sollten

Lesezeit 6 Minuten
Das Bild zeigt die Band Grenzkontrolle. Foto: Kristina Wolff

Die Kölner Band Grenzkontrolle geht im Herbst auf ihre erste Deutschlandtour.

Welche Kölner Künstlerinnen und Künstler sollte man 2025 auf dem Schirm haben? Fünf Artists, von denen man dieses Jahr noch hören wird.

Auch nach dem Wegzug der Popkomm, des Musikfernsehsenders Viva und dem Aus der einst erfolgreichen Plattenfirma EMI, hat Köln immer wieder Popkünstler hervorgebracht, die sich über die Stadt hinaus einen Namen machen konnten. 


Grenzkontrolle

Man müsste sich die Biografie Don L. Gaspár Alis wohl ausdenken, wäre sie nicht so geschehen. Aufgewachsen auf dem Kölnberg, debütierte der Kölner mit kongolesischen Wurzeln noch in jungen Jahren im Profifußball. Da war er gerade einmal 17. Um im Profisport zu bestehen, hätte er eine Rolle ausfüllen müssen, eine Rolle, die ihn einengte, verriet der heutige Sänger der Band Grenzkontrolle Jahre später in einem Interview. Bevor sie richtig beginnen konnte, war die Profikarriere also auch schon wieder beendet. Stattdessen suchte Gaspár Ali nach Ausdrucksmöglichkeiten für sich und all jene, mit einer ähnlichen Lebensgeschichte, ähnlichen Gefühlen, ähnlichen Bedürfnissen.Und fand sie als Mitinitiator der Black Lives Matter-Proteste in Berlin, in dem Gedichtband „Blues auf Eis“ oder auf dem Blumengarten-Stück „Nostalgie“, zu dem er ein paar Zeilen beigesteuert hat.Und in der Band Grenzkontrolle, bei der er den Gesang und die Texte übernimmt. Die sind so persönlich und politisch, wie sie von einem schwarzen Mann in Deutschland nicht anders sein können. Die Musik erinnert an die Zeit, in der neben Hamburg vor allem im Rheinland Bands Musik spielten, die sich aus Punk, Avantgarde und New Wave speiste und unter dem Banner Neue Deutsche Welle schließlich von Nena, Trio & Co ihrem innovativen, experimentellen Charakter beraubt und zu Grabe getragen wurde.

Das Video zur Single „Revolution“ wurde im Bonner Hofgarten aufgenommen, dem Ort, an dem Anfang der 1981 die Massenproteste gegen die atomare Aufrüstung begonnen haben. Knapp eine halbe Million Menschen drängten sich damals auf der Wiese vor der Uni der damaligen Hat Grenzkontrolle den Release ihrer Debüt EP Anfang Mai noch in der Oye Bar in Mülheim gefeiert, wird die Band nach zahlreichen Festivals im Sommer im Herbst auf ihre erste Tour durch D/A/CH gehen. 20 Konzerte stehen dabei im Oktober an, zum Abschluss geben Grenzkontrolle ein Heimspiel: am 2. November im Club Volta in Köln.

The Red Flags

Sie wollte sich eigentlich nur eine Aufzeichnung des ZDF Magazin Royale ansehen – und fand sich plötzlich in der ebenfalls von Jan Böhmermann moderierten Sendung „Lass dich überwachen!“ und wenig später auf der Mainstage von Rock am Ring vor 80.000 Leuten wieder. Schlagzeugerin Mika und ihre Band The Red Flags waren im Sommer 2024 schlagartig in aller Mund. Der Hype habe „etwas in Gang gebracht“ für die Kölner all-female Band, die sich 2022 gründete. Kennengelernt haben sich die vier Musikerinnen in der Schule.The Red Flag singen über Feminismus, der Suche nach Identität oder soziale Ungerechtigkeit. Dem Sound des Quartetts sind Alternative/Grunge und Indie der 1990er deutlich anzuhören, ihre musikalische Eloge an die dieses Jahrzehnts bleibt rau, kraftvoll, wütend – und eigen. Und ausgezeichnet werden: Im Herbst werden The Red Flags den diesjährigen Holger Czukay-Preis der Stadt Köln durch Henriette Reker verliehen bekommen.Mit „Self-Centred And Delusional“ ist im Mai das Debütalbum von Polly, Murphy, Joe und Mika erschienen – mit ihren Spitznamen sprechen sich die Musikerinnen auch untereinander an.Produziert hat das Werk niemand geringeres als Moses Schneider, der den Sound von Tocotronic, den Beatsteaks und Turbostaat in den letzten 20 Jahren maßgeblich geprägt hat.Schneider selbst erlangt erstmals internationale Aufmerksamkeit 1990 durch die Mitwirkung an dem Album „Bossanova“ der Pixies, einer der wichtigsten Alternative-Rock-Bands der 1980er/1990er Jahre, zu deren erklärten Fans auch Grunge-Ikone Kurt Cobain zählte – in gewisser Weise schließt sich da der Kreis.

Lawn Chair

„You Want it! You got it!“ – der Titel des Debüts der Band Lawn Chair, deren Mitglieder sich an der Kölner Musikhochschule kennengelernt haben, klingt danach, als hätten sie ihre Fans erhört. Seit Jahren tourt die Post-Hardcore-Formation durch Clubs, spielt auf Festivals und wird im Herbst zum zweiten Mal für Konzerte nach Großbritannien reisen.Dort sind auch die Sleaford Mods auf die Kölner aufmerksam geworden, die, das Post-Punk/HipHop-Duo hierzulande bereits bei Shows supporten durften.Frontfrau Claudia Schlutius, gebürtige US-Amerikanerin aus der Umgebung von Seattle, besingt etwa die Schwierigkeiten, sich im Showbusiness durchzusetzen („The Next Big Thing“, „Punkrock Band“), toxische Männlichkeit („Men With Shifty Eyes)“ oder den Kapitalismus, mal in bester GarageRock-Manier rau instrumentiert, mal von poppigen Basslines getragen oder durch Synthie-Einsatz tanzbar gemacht.Produktion des Debüts und der bisher erschienenen zwei EPs hat niemand geringeres als Olaf Opal übernommen. Nach frühem Indie-Fame als Produzent der Boxhamsters, Spermbirds, Liquido oder The Notwidst, erweiterte und war unter anderem jahrelang als Stammproduzent für die Band Juli tätig.Nach ihren UK-Gigs im September, sind Lawn Chair im Oktober auch in Deutschland unterwegs. Am 22.10 spielt die Band im Bumann & Sohn – dem Club, in dem Sängerin Claudia Schlutius sonst hinter der Theke anzutreffen ist.

Pogendroblem

„Ohne diese Band kannst du 2022 vergessen“ befand der ehemalige stellvertretende Chefredakteur des intro Magazins und jetzige Kaput Mag-Co-Spitze Linus Volkmann in seiner Musikexpress-Kolumne bereits vor einigen Jahren. Die Bergisch Gladbacher Gruppe pogendroblem hatte damals mit ihrem Zweitwerk „Ich - Wir“ und einer in Szene-Kreisen viel beachteten Kurz-Doku („Auf der Suche nach der Utopie“) ein „ziemlich konzeptuelles Werk“, so Sänger Georg Gläser, veröffentlicht und stand nun beim wegweisenden Hamburger Punklabel Audiolith (Feine Sahne Fischfilet, Frittenbude, Egotronic u.a.) mit dem dritten Album unter Vertrag. Die rumpeligen Basement Recordings des Debüts waren da längst einem poppigeren Sound gewichen, ohne dass dieser die DIY-Ästhetik eingebüßt hätte.

Mit dem für September angekündigten Album „Great Resignation“ geht die Band, die sich in den 2010er Jahren in der Schulzeit in Bergisch-Gladbach gegründet hat, im Herbst auf Tour. Den Auftakt macht am 07. November das Konzert im Gebäude 9.

Lil' Lil'

Mit Hyperpop etablierte sich in den 2010er Jahren ein Genre, in dem musikalische Elemente von Electro, Pop und HipHop zu einer überdrehten Mischung vermengt und das ganze mit einer futuristischen, teils schriller visueller Ästhetik in Bild und auf die Bühne transportiert wird. Dabei gilt: Auffallen um jeden Preis.Hierzulande zählen etwa Yung FSK18, Mariybu, Ski Aggu oder Haityi, dazu, die mit als eine der Ersten in Deutschland Hyperpop-Tracks produziert hat. Und natürlich die Berlinerin Ikkimel, die spätestens seit Anfang des Jahres in Pop- und Feuilleton-Kreisen nicht selten kontrovers diskutiert wird. Besungen wird das Spannungsfeld zwischen durchfeierter Clubnacht und Selbstzweifeln, überspitzt, ironisch, oft vulgär.„Fodsenmucke“, sagt dann auch die Kölner Künstlerin Lil' Lil' selbst über ihre Musik.„Benebelt“ heißt die erste Single der „Lil' EP“, die gerade erschienen ist und natürlich von dem Rausch und dem Kater danach handelt.

Es ist die erste EP nach ein paar wenigen Einzeltracks, etwa dem Stück „Gemini“, das von Mariybu produziert wurde.