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Mitarbeiter entlassenErste Strophe der Nationalhymne abgespielt – Eklat bei Feuerwehr-Meisterschaft

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Sportler und Gäste trafen sich am Donnerstagabend zur feierlichen Eröffnung der Deutschen Meisterschaft auf dem Torgauer Marktplatz.

Sportler und Gäste trafen sich am Donnerstagabend zur feierlichen Eröffnung der Deutschen Meisterschaft auf dem Torgauer Marktplatz.

Die Hymne inklusive der ersten Strophe des Deutschlandlieds kam per USB-Stick. Der Bundesverband zog bereits Konsequenzen.

Bei der feierlichen Eröffnung der Deutschen Meisterschaft im Feuerwehrsport am Donnerstagabend auf dem Marktplatz in Torgau kam es zu einem Vorfall: Während der Veranstaltung, an der Hunderte Feuerwehrsportler und Gäste teilnahmen, wurde über die Lautsprecheranlage unerwartet die erste Strophe des Deutschlandliedes abgespielt – ein Teil der Hymne, der aufgrund seiner historischen Belastung seit Jahrzehnten nicht mehr offiziell verwendet wird.

Der Text ist nach einem 1990 gefällten Urteil des Bundesverfassungsgerichts zwar nicht verboten, denn er falle – wie auch die zweite Strophe – unter den Schutz der Kunstfreiheit. Doch zu offiziellen Anlässen wird in der Bundesrepublik seit 1952 nur die dritte Strophe gesungen.

Verbandsmitarbeiter von Funktionen entbunden

Der Vorfall sorgt für Bestürzung, unter anderem bei Nordsachsens Landrat Kai Emanuel (parteilos) der sich deutlich schockiert zeigt.

Bestürzt reagiert auch Hermann Schreck, Vize-Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands: „Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von diesem Vorgang. Wir stehen für demokratische Grundwerte. Gedankengut, das nicht im Einklang mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung ist, hat bei uns keinen Platz“, sagt Schreck. Solch ein Vorfall könne nicht toleriert werden. Der für das Einspielen der Hymne verantwortliche Mitarbeiter sei umgehend von sämtlichen ehrenamtlichen Funktionen im Verband entbunden worden und werde auch künftig keine Funktion mehr übernehmen.

USB-Stick und Missverständnisse: Der Ablauf des Vorfalls

Der Belgeraner DJ Maik Blume, der lediglich für die Bereitstellung der Beschallungsanlage zuständig war, hatte die Nationalhymne, zu der Sänger Heino zu hören war, am Abend auf einem USB-Stick von einem Vertreter des Feuerwehrverbands überreicht bekommen. Noch beim Verklingen der ersten Strophe habe Verbands-Vize Schreck ihm deutlich zu verstehen gegeben, die Regler herunterzuziehen. Es folgte seitens des wenig später geschassten Verbandsmitarbeiters noch der Versuch einer Einordnung des Vorfalls.

Doch einen Fehler räumte dieser nach Angabe von Arzbergs Bürgermeister Holger Reinboth (parteilos) nicht ein. Reinboth, der sich auf der Ehrentribüne befand, spricht von einer „ganz komischen Situation“. Viele der Gäste hätten sich verstört in die Augen geblickt.

Torgaus Oberbürgermeister Henrik Simon (ABDT) sprach von einem Vorfall, der nicht entschuldigt werden könne, zumal der Versuch des Mitarbeiters, den Vorfall einzuordnen, die Sache noch verschlimmert habe. Simon sei erleichtert gewesen, dass Verbands-Vize Schreck sofort eingeschritten sei.

Peinliche Situation: Gäste reagieren auf Hymnen-Vorfall

Auch Nordsachsens Landrat Kai Emanuel nahm als Gast bei der Eröffnungsveranstaltung teil. Für ihn sei der Vorfall „verstörend und peinlich“ gewesen, so Emanuel, und weiter: „Die erste Strophe des Deutschlandliedes ist grundsätzlich verpönt, seit die Nationalsozialisten den Text von Hoffmann von Fallersleben für ihre Zwecke missbraucht haben. Die dritte Strophe – Einigkeit und Recht und Freiheit – ist die offizielle Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland“, sagt Emanuel.

Seit Donnerstagvormittag kämpfen mehr als 700 Feuerwehrsportler in Torgau und im Belgern-Schildauer Ortsteil Taura um Medaillen und persönliche Bestleitungen. Sportler und Teambetreuer lobten Organisation und Wettkampfstätten. Auch Feuerwehrsportler aus Tschechien und Österreich nehmen an der bis Sonntag laufenden Meisterschaft teil.

Sieger qualifizieren sich für internationale Wettkämpfe

„Sie alle bringen neben sportlicher Fitness auch technisches Detailverständnis und hohe Konzentrationsfähigkeit mit – dies führt zu spannenden Wettbewerben, bei denen die Zuschauer mitfiebern können“, erklärt Ulf Steffens, stellvertretender DFV-Bundeswettbewerbsleiter und zuständig für den Bereich des Internationalen Feuerwehrsportwettkampfs. Er dankte der Stadt Torgau als Ausrichter der Veranstaltung sowie den 50 Wettkampfrichtern, die für faire Bedingungen und gerechte Bewertungen sorgen. Das Finale im Hakenleitersteigen ist am Samstagnachmittag am Steigerturm in Taura – und dürfte noch einmal viele Besucher anlocken.

Die jeweils drei besten Gruppen beziehungsweise bestplatzierten Einzelwettkämpfer der Wertungsgruppen in jeder Disziplin und in der Gesamtwertung werden mit Medaillen in Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet. Die drei besten Gruppen in der Gesamtwertung der Männer sowie der Frauen qualifizieren sich für die Internationalen Wettbewerbe des Weltfeuerwehrverbandes CTIF, die im nächsten Jahr stattfinden sollen. (RND)