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Videos der Katastrophe„Die Nacht war furchterregend“ – Hurrikan „Melissa“ flutet Kuba und Haiti

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Santiago de Cuba im Osten der Karibikinsel nach dem Durchzug von Hurrikan „Melissa“ am Mittwoch (29. Oktober).

Santiago de Cuba im Osten der Karibikinsel nach dem Durchzug von Hurrikan „Melissa“ am Mittwoch (29. Oktober).

Kuba im Auge des Hurrikans: „Melissa“ peitscht mit voller Wucht über die Karibikinsel.

Am Dienstag war Hurrikan „Melissa“ auf Jamaika getroffen und richtete im Südwesten der Karibikinsel schwere Schäden an. Drei Menschen kamen hier laut CNN ums Leben, die Zahl der Opfer könnte aber noch steigen. Das ganze Ausmaß der Zerstörung wird erst allmählich deutlich, denn die betroffenen Gebiete sind schwer zugänglich. Premierminister Andrew Holness rief am Dienstag den Katastrophenfall aus.

Infrastruktur wurde verwüstet, Wohnhäuser, Krankenhäuser und Schulen schwer getroffen. Verschärft wird die Situation auf Jamaika durch anhaltende Hitze. Bei Temperaturen über 30 Grad und durch die hohe Luftfeuchtigkeit besteht große Gefahr für die Gesundheit. Da der Hurrikan vielerorts für Stromausfälle gesorgt hat, gibt es auch kaum Orte, um sich abzukühlen. Dies ist ein weiteres Problem bei den kräftezehrenden Aufräumarbeiten. Wie Jamaikas Informationsministerin Dana Morris Dixon am Mittwoch erklärte, seien zwei Dritter Jamaikas noch immer ohne Strom.

Am Dienstag war „Melissa“ als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde auf Jamaika getroffen. Der Hurrikan brachte Sturmfluten, zerstörerische Winde und heftige Regenfälle mit sich.

20 Tote auf Haiti durch „Melissa“

In Haiti starben mindestens 20 Menschen, weitere werden vermisst. Ein Fluss trat über die Ufer, wie der Leiter des Zivilschutzes, Emmanuel Pierre, örtlichen Medien sagte. Die Hälfte der Todesopfer seien Kinder. Die Suchaktionen dauern an.

Der Fluss La Digue war am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) im Westen des Landes über die Ufer getreten, wie unter anderem die Zeitung „Le Nouvelliste“ und der Fernsehsender Radio Télévision Caraïbes berichteten. Zunächst war von acht Toten die Rede gewesen, die Zahl wurde später erhöht und könnte noch weiter steigen.

Mehrere Ortschaften in der Gemeinde Petit Goâve wurden den Berichten zufolge überflutet. Die Überschwemmungen hätten erhebliche Schäden verursacht, meldete „Le Nouvelliste“ unter Berufung auf Augenzeugen. Häuser, Autos und Vieh seien von reißenden Wassermassen mitgerissen und Felder zerstört worden.

Eine Person kam in der Dominikanischen Republik ums Leben.

Teile von Kubas Osten durch Hurrikan überflutet

Nach Jamaika nahm „Melissa“ Kurs auf Kuba und schwächte sich etwas ab. Mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Kilometern pro Stunde fegte der Hurrikan über die Insel hinweg und sorgte für heftige Überschwemmungen. In den sozialen Netzwerken kursierten Videos, die die Situation in den besonders betroffenen Gebieten zeigen sollen: Menschen waten in ihren Häusern durch fast knietiefes Wasser, es sind Hilferufe zu hören. Draußen haben sich Straßen in reißende Flüsse verwandelt.

Die BBC sprach mit einem Bewohner von Santiago de Cuba, der von einer schlimmen Situation berichtet. „Die Nacht war furchterregend“, sagte der Videoproduzent Rovier Mesa Rodríguez. „Es gab viel Wind und Regen, es klang wie ein Tornado.“ Noch immer fühle es sich am Mittwoch gefährlich an, das Haus zu verlassen.

Katastrophenhilfe nach „Melissa“ läuft an

Der Hurrikan der Kategorie drei von fünf befand sich nach Angaben des US-Hurrikanzentrums NHC etwa drei Stunden nach seiner Ankunft in Kuba über dem Inland der südöstlichen Provinz Santiago de Cuba. Das Hurrikanzentrum hatte vor „lebensbedrohlichen und möglicherweise katastrophalen Sturzfluten mit zahlreichen Erdrutschen“ gewarnt.

Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel sagte, der Hurrikan habe in der Nacht „erhebliche“ Schäden auf der Insel angerichtet. Er forderte die Bevölkerung auf, „wachsam zu bleiben, Disziplin zu wahren und weiterhin alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.“ Mehr als 735.000 Menschen seien evakuiert worden, hatte der Präsident zuvor mitgeteilt.

„Wir werden uns erholen, immer mit dem Glauben an den Sieg, den Fidel und Raúl uns vermittelt haben“, so der Politiker der kommunistischen Partei kämpferisch mit Bezug auf seine Vorgänger und Idole Fidel und Raúl Castro.

Im Osten Kubas kam es zu einem Anstieg der Flusspegel, rund 140.000 Menschen seien von der Außenwelt abgeschnitten, wie die Regierung mitteilte. Bei Contramaestre, wo „Melissa“ auf Land getroffen war, sind Straßen blockiert, während Gemeinden in Guaninao und Ruta Martina isoliert sind. 

Zahlen zu möglichen Todesopfern auf Kuba gab es am Mittwochmittag (Ortszeit) noch nicht.

Derweil lief die internationale Hilfe für die betroffene Region an. Großbritannien gab bekannt, dass es umgerechnet 3,3 Millionen Dollar an humanitärer Soforthilfe zur Unterstützung des Wiederaufbaus der vom Hurrikan verwüsteten Karibikinseln bereitstellt. Besonders Jamaika stehe im Fokus der Hilfe. Das Hilfspaket umfasst laut dem britischen Außenministerium die Lieferung von Notunterkünften, Wasserfiltern und Decken. Die Waren seien bereits in Antigua bereitgestellt worden, um eine schnelle Lieferung zu gewährleisten. Zudem würden Mediziner und Experten für den Wiederaufbau in die Region entsandt. (mit dpa)