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Von Aneka bis F. R. DavidKennen Sie noch diese 11 One-Hit-Wonder der 1980er Jahre?

Lesezeit 6 Minuten
Inga & Annette Humpe in einer ARD-Show.

Inga und Annette Humpe sind bis heute sehr erfolgreich, aber mit DÖF gelang ihnen nur ein großer Hit. (Archivbild)

Ob NDW, Synthpop oder Italo-Disco – diese 11 Kulthits haben die 80er geprägt. Erinnern Sie sich noch an F. R. David, Ryan Paris oder DÖF?

Manche Karrieren dauern nur einen Song lang – aber der reicht manchmal, um Popgeschichte zu schreiben. In den 1980er-Jahren entstanden unzählige Kulthits, die bis heute im Radio laufen, auf 80er-Partys gefeiert werden oder im Netz ihr Comeback erleben. Doch viele der Künstlerinnen und Künstler dahinter verschwanden ebenso schnell, wie sie aufgetaucht waren. Namen wie Baltimora, Evelyn Thomas oder Richard Sanderson klingen heute vertraut – vor allem wegen eines einzigen Liedes. Hier sind elf Acts, deren kurzer Moment im Rampenlicht unvergessen blieb.

Aneka – „Japanese Boy“ (1981)

Mit Kimono und Geisha-Styling landete die schottische Folksängerin Mary Sandeman unter dem Künstlernamen Aneka einen europaweiten Überraschungserfolg. „Japanese Boy“ erzählt von einer gescheiterten Beziehung zu einem Japaner und verbindet fernöstlich angehauchten Synthpop mit Spuren der Disco-Welle der 1970er Jahre. In Großbritannien kletterte der Song bis auf Platz eins, in Deutschland immerhin bis auf Platz drei.

Doch mit den folgenden Singles wie „Little Lady“ oder „Ooh Shooby Doo Doo Lang“, die nur mäßige Chartplatzierungen erreichten, verschwand Aneka schnell aus dem Rampenlicht. Später kehrte sie zum Folk zurück und weigert sich bis heute, ihren Hit von einst zu singen.


Matthew Wilder – „Break My Stride“ (1983)

Optimistisch, locker und eingängig: „Break My Stride“ wurde 1983 weltweit zum Ohrwurm. Der Song transportiert eine „Jetzt erst recht!“-Haltung und passte perfekt in die musikalische Aufbruchsstimmung der frühen 1980er-Jahre. Dazu trug Matthew Wilder einen toupierten Lockenkopf und den typischen Porno-Balken jener Tage.

Der Musiker arbeitete später als Produzent – unter anderem für No Doubt – und schrieb Musik für Disney. Weitere Hits als Solokünstler blieben jedoch aus. 2004 gelangte der Song in Deutschland in der Version von Blue Lagoon bis auf Platz zwei und erlebt durch TikTok & Co. derzeit ein kleines Revival.


Richard Sanderson – „Reality“ (1982/1987)

Mit „Reality“ lieferte der britisch-französische Musiker Richard Sanderson den romantischen Titelsong zum Teenie-Film „La Boum“ mit Sophie Marceau in der Hauptrolle. Der vom großen französischen Komponisten Vladimir Cosma geschriebene Song wurde in vielen europäischen Ländern ein riesiger Erfolg und galt als Inbegriff der Jugendsehnsucht. Und das gleich zweimal.

Nach dem Kinostart stand der Song auf Platz 20 der Charts. Fünf Jahre später, im Jahr 1987, wurde er im Zuge der TV-Ausstrahlung erneut veröffentlicht und kletterte in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Platz eins. Sanderson veröffentlichte eine Reihe von Alben und etliche Singles. Immer wieder sehr schön verschmust, aber leider erfolglos.


Desireless – „Voyage, Voyage“ (1987)

Kühl, sphärisch und völlig entrückt: Mit „Voyage, Voyage“ landete die Französin Desireless im Jahr 1987 einen der größten Synthpop-Hits Europas. In fast mystischen Zeilen beschwört der Song grenzenlose Reisen – über alte Vulkane, Hauptstädte, Flüsse wie den Ganges und den Amazonas, durch Sahara-Wüsten.

Mit androgynem Look, hochtoupiertem Haar und strengem Blick wirkte Desireless wie eine Figur aus einer düsteren Zukunft. Zwar folgte 1989 mit „John“ ein weiterer großer Erfolg in Frankreich, doch „Voyage, Voyage” blieb ihr einziger internationaler Hit. 2007 war der Song in einer Coverversion auch für Kate Ryan noch einmal ein Hit.


Baltimora – „Tarzan Boy“ (1985)

Ein markanter Dschungelruf, Italo-Disco-Beats und ein animiertes Musikvideo machten „Tarzan Boy“ im Jahr 1985 zu einem internationalen Clubhit. Hinter dem Projekt stand der italienische Produzent Maurizio Bassi, während der Frontmann Jimmy McShane vor allem als charismatisches Aushängeschild diente. Der Song stürmte die Charts von Deutschland bis Kanada. Weitere Singles wie „Living in the Background“ waren jedoch weniger erfolgreich. McShane, gebürtiger Nordire, starb 1995 im Alter von nur 37 Jahren an AIDS – Baltimora blieb ein kurzer, tragischer Pop-Meteor.


Ryan Paris – „Dolce Vita“ (1983)

Sommer, Sehnsucht, Synthesizer: „Dolce Vita“ war Italo-Disco in Reinform. Der römische Sänger Ryan Paris, der eigentlich Fabio Roscioli heißt, eroberte mit dem Song 1983 die europäischen Charts und wurde zur Stimme des mediterranen Lebensgefühls. Obwohl er eine stattliche Anzahl von Singles und einige Alben veröffentlichte, hatte er keine weiteren Hits. Heute tritt er bei 1980er-Jahre-Partys auf und ist in der Retroszene oder im „ZDF-Fernsehgarten“ ein gern gesehener Gast.


The Weather Girls – „It’s Raining Men“ (1982)

Mit ihrer kraftvollen Hymne auf regnende Männer schrieben Martha Wash und Izora Armstead Musikgeschichte. Zuvor hatten sie sich als Backgroundsängerinnen bei der Disco-Legende Sylvester einen Namen gemacht. „It’s Raining Men“ wurde zum Kultsong der queeren Community und läuft bis heute auf Partys rauf und runter.

Zwar veröffentlichten The Weather Girls später noch weitere Singles, aber keine kam an diesen Welthit heran. Von 1993 bis 1996 gelang ihnen in Deutschland ein kleines Chart-Comeback. Martha Wash feierte Soloerfolge in der House-Szene. Ihre Gründungspartnerin Izora Armstead starb im Jahr 2004; ihre Tochter tritt bis heute mit wechselnder Partnerin als „Weather Girls“ auf.


DÖF – „Codo“ (1983)

„Hässlich, ich bin so hässlich, so grässlich hässlich: Ich bin der Hass!“ – der skurrile NDW-Hit „Codo“ von DÖF war 1983 in Deutschland und Österreich ein Phänomen. Hinter DÖF (Deutsch-Österreichisches Feingefühl) steckten die österreichischen Kabarettisten Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen, die von den beiden Gesangsschwestern Annette Humpe und Inga Humpe unterstützt wurden.

Der Mix aus Wiener Dialekt, Humor und Science-Fiction ist bis heute unvergesslich. Weitere Songs wie „Taxi“ erreichten nur Achtungserfolge in Österreich. Insbesondere Annette (unter anderem mit Ich + Ich) und Inga (mit 2raumwohnung) sind bis heute sehr erfolgreich.


Murray Head – „One Night in Bangkok“ (1984)

Schauspieler, Musicaldarsteller, Sänger – Murray Head ist ein Multitalent. Sein einziger internationaler Pophit, mit dem er in Deutschland auf Platz eins landete, stammt aus dem Musical „Chess“, das von den ABBA-Legenden Björn Ulvaeus und Benny Andersson geschrieben wurde.

Der Song verbindet Sprechgesang mit Synthiepop und thailändischem Lokalkolorit. Die gesungenen Passagen stammen von Anders Glenmark. Head war zuvor bereits auf der Bühne erfolgreich, etwa in „Jesus Christ Superstar“. Weitere Pophits blieben aus, doch seine Musicalkarriere ging weiter. Bis heute hat er über 15 hörenswerte Studioalben und sehr schöne Stücke wie „Say It Ain't So, Joe“ veröffentlicht.


Evelyn Thomas – „High Energy“ (1984)

Der Song war titelgebend für ein ganzes Genre: „High Energy“ gilt als Meilenstein der gleichnamigen Clubmusik, die vor allem in der LGBTQ+-Szene gefeiert wurde. Die US-amerikanische Sängerin Evelyn Thomas traf mit ihrem kraftvollen Gesang und dem treibenden Beat den Nerv der Zeit. Vier Wochen stand sie allein in Deutschland auf Platz eins.

Bereits zuvor hatte sie einige Disco-Hits (wie „Weak Spot“) und war in der britischen Northern-Soul-Szene erfolgreich unterwegs. In den Dance-Charts konnte sie sich mit späteren Singles wie „Masquerade“ oder „Heartless“ auch nach ihrem großen Hit noch platzieren – in den Pop-Charts blieb sie jedoch ein One-Hit-Wonder.


F. R. David – „Words“ (1982)

Mit sanfter Stimme und melancholischem Blick sang der französische Sänger F. R. David, der bereits seit den 1960er Jahren Platten aufnahm, in seinem Lied „Words“ über die Ohnmacht der Sprache in der Liebe. „Words“ wurde zu einem der größten Radiohits der frühen 80er, besonders in Deutschland, wo der Song elf Wochen lang auf Platz eins der Charts stand.

Der Song war poppig genug, sodass auch die hiesige Schlagerwelt zugriff: Mary Roos sang mit „Zeit“ um die Gunst des Publikums, Daliah Lavi mit „Mut“. Weitere Songs, ob flott wie „Pick Up the Phone“ oder doch wieder verschmust wie „I Need You“ liefen zumindest in Deutschland gar nicht so schlecht, doch der ganz große Erfolg wiederholte sich nicht. Dennoch tritt F. R. David bis heute mit seinen Markenzeichen – Sonnenbrille und eine weiße Fender Stratocaster – auf.